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Gedanken zur Bergmesse mit der Kolpingfamilie Biberbach

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Gedanken zur Bergmesse mit der Kolpingfamilie Biberbach
auf der Buchenbergalm am 2. Oktober 2021

Wie kommt man Gott auf die Spur? Über Gott kann man lange nachdenken. Man kann sich die Köpfe heiß, ja man kann Gott totreden oder totschweigen. Aber so wird man ihn nie finden. Eine viel bessere Idee: man macht sich auf den Weg. Bergauf zu einer Bergmesse. Unterwegs geschieht etwas, das Gott näherbringt: wir kommen uns selbst näher. Man spürt den Atem, die Beine, vielleicht auch das Gewicht. Erst zu mir, dann mit mir zu Dir, meinem Gott. Jede Gottesbeziehung setzt voraus, dass ich mit mir selbst in Beziehung bin.
Und dann: man klettert sich frei. Und oben angekommen, sieht die Welt schon ganz anders aus. Der Blick geht in die Weite. „Berg, ich brauche dich wie einen Freund, in dessen Höhe ich frei atmen kann“, meinte der Freiheitsliebhaber Antoine de Saint-Exupéry einmal. Auch das bringt uns Gott auf die Spur, wenn wir einmal aussteigen aus den Niederungen des Alltags, aufsteigen und dann in aller Freiheit tief durchatmen. Jeder Berg bringt uns dem Himmel näher und weitet so unseren Horizont. Gott verbinden wir alle mit dem Himmel. Und den Himmel mit Weite, die befreit und beflügelt.

Staunen über die Natur
Der Blick weitet sich und dann halten wir auf dem Gipfel Ausschau. Und entdecken so unendlich viel! Wir erleben uns mitten drin in der Schöpfung – als Geschöpf. Gott auf die Spur kommen. Dazu hilft uns die Schöpfung. In der Lesung haben wir lobende Worte aus Psalm 8 vernommen.

„Herr, unser Herrscher, wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde.
Über den Himmel breitest du deine Hoheit aus.
Sehe ich den Himmel, das Werk deiner Finger,
Mond und Sterne, die du gemacht hast!“

Und hat der Psalmist nicht recht! Ist die Schöpfung nicht ein großartiges Kunstwerk! Wer mag da an Zufall denken… Wer fragt da nicht nach dem, der dahintersteht. Wenn wir vor einem großartigen Kunstwerk stehen, es bestaunen, suchen und fragen wir immer auch nach dem, der es gemalt oder auch komponiert hat. Ein Gemälde von Michelangelo ist ebenso wenig ein „Produkt des Zufalls“, wie die 9. Symphonie von Beethoven. Wenn wir zufällig einen Sack voll Noten ausschütten würden, es käme am Ende kein Musikstück heraus, es bliebe ein Haufen an Noten übrig. Der kongeniale Michelangelo konnte darum über Gott nur staunen: „Die Sonne ist nur ein Schatten Gottes.“
Glauben wir nicht an das „Prinzip Zufall“. Glauben wir lieber an Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und danken wir ihm heute einmal mehr dafür. So werden wir ihm näherkommen. Die Schöpfung lässt uns Gott spüren. Darum bringt sie uns auch Gott dem Schöpfer auf die Spur.

Dem Himmel nahekommen
Aber es geht noch weiter, das Schönste kommt noch…! Wir feiern in dieser Woche ja die Heiligen Engel. Am Mittwoch haben wir die drei großen Erzengel gefeiert. Gabriel, den Verkündigungsengel mit seiner himmlischen Botschaft. Raphael den Wegbegleiter. Und Michael, diesen mächtigen Streiter gegen die Mächte der Unterwelt und Schutzpatron unseres Vaterlandes. Heute feiern wir die heiligen Schutzengel. Vielleicht ist uns kein Himmelsbote seit Kindestagen so vertraut wie unser Schutzengel. Die Engel haben alle ihre Aufgabe und zugleich eines gemeinsam: sie sind Geschöpfe der himmlischen Welt. Wenn wir gerade gestaunt haben über die wunderbare Schöpfung der sichtbaren Welt…; wie mag es wohl sein in der Schöpfung der unsichtbaren Welt? Himmel und Erde gehören zusammen. Wie der Himmel zu den Bergen, die er als weiter Horizont überspannt. Ebenso gehören die sichtbare und die unsichtbare Welt zusammen. Es sind nicht zwei Parallel-Welten. Es ist die eine Welt, die seine Welt ist. Die eine Welt eines Gottes, den wir bekennen als Schöpfer der sichtbaren und der unsichtbaren Welt. Die unsichtbare durchdringt die sichtbare. Die Engel wollen uns dafür Augen und Seelen öffnen. Sie sind, wie Leo Scheffczyk es einmal gesagt hat, „wesenhafter Lobpreis“!

Werden wir nicht kurzsichtig, verlieren wir den Himmel nicht aus dem Blick. Das kann ja vorkommen, wenn wir wieder unten angekommen sind und der Alltag auf uns wartet. Suchen wir darum immer wieder Mittel und Wege, die uns Gott, dem Schöpfer auf die Spur bringen. Die sichtbare und noch mehr die unsichtbare Schöpfung will uns dazu verlocken.

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