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Geflasht

Geflasht
Gedanken zum Fest der Verklärung des Herrn

Wann waren Sie das letzte Mal so richtig geflasht? Na ja, wieder mal so ein neudeutsches Wort. Die Jüngeren unter uns wissen sofort, was damit gemeint ist. „Geflasht“ übersetzen wir am besten mit „geblitzt“.
Geblitzt wurde ich schon öfter. Und das Beweisfoto zeigt, wie man da aussieht. Man kann es nicht fassen. Von wegen Cheese. Bei Geflashten sind die Augen aufgerissen und der Mund auch. Man ist wie geblendet und erstmal sprachlos.

So stelle ich mir die Jünger vor auf dem Berg Tabor. Jesus nimmt nicht alle 12 mit, sondern nur die drei, die immer dabei sind, wenn es drauf ankommt. Petrus, Jakobus und Johannes. Sie sind endlich am Gipfel angekommen und werden geschwitzt haben. Sie sind müde. Und dann auf einmal dieser Flash.
Jesus in gleißendem Licht. Aber nicht nur er. Da stehen plötzlich Mose und Elija neben ihm. Kein Zufall. Es sind die beiden großen Lichtgestalten des AT. Die Jünger kannten sie nur zu gut.

Der eine, Mose, ist der große Befreier aus der ägyptischen Gefangenschaft. Der Überbringer der beiden Bundestafeln. Der Treuhänder des Gesetzes. Und der andere: Elija, der große Prophet. In einem Feuerwagen wurde er in den Himmel aufgenommen. Er wird wiederkommen vor der Ankunft des Messias. Die beiden bilden den feierlichen Rahmen. In der Mitte strahlt Jesus.

Elija weist darauf hin: Jesus ist der langersehnte Messias. Und Mose macht deutlich: Jesus ist der neue Mose. Der Bund zwischen Gott und den Menschen ist nicht in Stein gehauen. Er drückt sich leibhaftig aus in Jesus Christus. In ihm verbindet sich Gott mit uns Menschen. Er wird nicht ein Volk aus der Gefangenschaft befreien, sondern eine ganze Menschheit aus den Fesseln des Todes.

Und die Jünger: sie sind zunächst einmal geflasht. Sie sehen, was sie noch nie gesehen haben. Und dann hören sie, was sie auch noch nie gehört haben. „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ Es sind dieselben Worte, die vernehmbar waren, als Jesus bei seiner Taufe aus dem Wasser des Jordan aufsteigt. Damals wie eben jetzt wird eines deutlich: wer Jesus ist. Und das einer am besten sagen: Gott. Und weil Worte oft nicht genügen, dann auch noch diese Verklärung, die eines ist: eine Erklärung, wer Jesus ist.

Wenn Menschen geflasht sind, würden sie alles tun. Drei Hütten wollen sie bauen. Was für eine Idee! Dazu kommt es nicht. Augenblicke lassen sich schließlich nicht festhalten. Das Licht geht aus und sie sehen Jesus wieder wie immer. Ist den Jüngern ein Licht aufgegangen? Einleuchten muss ihnen noch vieles…!

Und runter geht’s vom Berg der Verklärung, der nächste Gipfel wird der Berg Golgotha sein. Leider haben sie bis dahin wieder alles vergessen. Am Ölberg schlafen alle drei ein. Aus Furcht. Und am Gipfel fehlen sie außer Johannes.
Kein Licht der Verklärung, dafür ein blutendes Herz, der Himmel verfinstert sich, die Erde wird zutiefst erschüttert. Und ein heidnischer Hauptmann bekennt als Erster: „Wahrhaftig, dieser war Gottes Sohn.“

Es braucht am Ende noch ein anderes Licht, das den Jüngern einleuchtet. Das Licht der Auferstehung. Erst nach Ostern werden die Jünger endgültig zum Glauben finden. Und sich auch an die Verklärung des Herrn erinnern, wie wir aus dem 2. Petrusbrief hören:

„Wir sind nicht klug ausgedachten Geschichten gefolgt, als wir euch die machtvolle Ankunft unseres Herrn Jesus Christus kundtaten, sondern wir waren Augenzeugen seiner Macht und Größe, als eine Stimme von erhabener Herrlichkeit an ihn erging: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.
Diese Stimme, die vom Himmel kam, haben wir gehört, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren. Dadurch ist das Wort der Propheten für uns noch sicherer geworden und ihr tut gut daran, es zu beachten, wie ein Licht, das an einem finsteren Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in eurem Herzen.“

Das heutige Evangelium will uns die Augen öffnen und unseren Glauben stärken. Wenn wir unseren Glauben stärken, stärkt der Glaube uns. Und führt uns am Ende vom Glauben zum Schauen. „Kein Auge hat gesehen, was Gott denen bereitet, die ihn lieben.“

Eine Vorahnung wird uns geschenkt, wenn wir Menschen, bei ihrem letzten irdischen Augenblick in die Augen schauen. Es gehen ihnen die Augen auf für ein Licht, das sie noch nie gesehen haben. Jenes ewige Licht, das dem Staunen keine Grenzen mehr setzt, weil wir selbst verklärt sein werden. Amen.

 

Fürbitten
Herr Jesus Christus, deine Verklärung ist in Wahrheit die Erklärung, wer Du wirklich bist.

Wir bitten um die Fähigkeit, über das zu staunen, was wir nicht begreifen können.

Wir bitten um Augenblicke, die uns die Augen unseres Herzen öffnen für Dich.

Wir bitten um ein gutes Gedächtnis für einmalige Augenblicke, die es zu bewahren gilt.

Wir bitten um das Licht, das unsere Verstorbenen vom Glauben zum Schauen führt.

Herr Jesus Christus, du bis der geliebte Sohn Gottes. Auf Dich lohnt es zu hören. Amen.

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