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Glaube in einem Satz

Glaube in einem Satz
Gedanken zum Dreifaltigkeitssonntag (Ev. Joh 16, 12-15)

Wenn Sie ein Mensch fragen sollte, woran wir Christen eigentlich glauben, dann können Sie nichts falsch machen, wenn Sie so antworten: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist.“ Das ist das eigentlich Christliche unseres Glaubens, das „Specificum Christianum“: Die Göttliche Dreifaltigkeit. Wir feiern sie heute –eine Woche nach Pfingsten- am Dreifaltigkeitssonntag. Eine willkommene Einladung, das Wesen Gottes näher zu betrachten.

Gott ist ein Geheimnis
Aber da stoßen wir vielleicht schon auf erste Fragen: „Dreifaltigkeit?“ Was ist das eigentlich und was soll das überhaupt? Immanuel Kant meinte einmal: „Die Lehre von der Dreifaltigkeit bringt nichts für´s Praktische.“ Aber ist sie deshalb unwichtig? Oder nicht umso wichtiger, in einer Zeit, in der alles mehr oder weniger dahingehend geprüft wird, ob es praktisch und zweckmäßig ist und mir „was bringt“? Auch der Glaube wird ja nicht selten verzweckt und missbraucht… Bei der Frage nach der Dreifaltigkeit geht’s ums Wesentliche. Um das innere Wesen Gottes. Wenn wir einen Menschen näher kennenlernen wollen, weil wir ihn lieben, fragen wir schließlich auch nicht, ob das „praktisch“ ist für uns. Wenn wir etwa an unsere Eltern denken, an unseren Ehepartner oder unsere Kinder, dann spüren wir, dass das Wesen des Menschen das Wesentliche ist. Um wieviel mehr gilt das für Gott! Und im Bekenntnis der Dreifaltigkeit offenbart sich das innerste Wesen Gottes.

Ein Geheimnis freilich, das wir nicht einfach so begreifen wie ein „3 mal 1“ in Mathe. Von Augustinus wird erzählt, er habe Tage und Nächte über dieses Geheimnis des einen Gottes in drei Personen nachgedacht. Da sah er, als er am Meer entlangging, einen Buben, der versuchte, mit einer kleinen Muschel das Meer in ein Sandloch zu schöpfen. Augustinus lachte: „Wie willst Du denn das unendliche Meer in diese kleine Grube fassen?“ Das kleine Kind gab dem großen Theologen zur Antwort: „Wie willst Du den unendlichen Gott mit deinem kleinen Verstand erfassen?“

Joseph Ratzinger hat diese Muschel in sein bischöfliches Wappen aufgenommen. Um bei aller Spekulation nie zu vergessen, dass wir Gott mit unserem Verstand nie ganz begreifen können. Graham Greene sagte sogar einmal: „Ich würde mich weigern, an einen Gott zu glauben, den ich verstehen könnte.“ Das müssen wir auch nicht. Wer kann und will einen Menschen, den er liebt, ganz verstehen und begreifen? Ist es nicht viel wichtiger, ihn mehr und mehr zu lieben. Gott liegt viel daran, dass wir versuchen, ihn tiefer kennenzulernen, sein Wesen und damit auch seinen Willen für uns. Dies gelingt uns weniger mit der Logik der Vernunft als vielmehr mit der Logik der Liebe.

Gott ist Beziehung
Denn „Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4,16). Dieses Bekenntnis aus dem Johannesbrief  gibt uns den Schlüssel an die Hand, der uns einen Zugang zum Verständnis des Wesens der göttlichen Dreifaltigkeit eröffnet: Wenn Gott die Liebe ist, -und das in Fülle- kann Gott nicht einsam und allein sein. Gott braucht ein Gegenüber, das er nicht selbst ist. In der Dreifaltigkeit lebt und liebt Gott der Vater seinen Sohn. Gott ist in sich gelebte und geliebte Beziehung.

Diese innere Liebe will nichts für sich, sondern sucht allein die Einheit. Jesus sagt darum ja auch: „Ich und der Vater sind eins“ (Joh 10,30). Wahre Liebe, das spüren wir Menschen, sucht nicht den eigenen Vorteil. Wir wollen eins werden, damit aus unserem Ich und Du ein gemeinsames Wir werden kann. Und: Liebe strahlt aus! Der Geist, den der Sohn vom Vater ausgesandt hat, will uns in diese innergöttliche Liebe mit ein-beziehen will. Sichtbar und spürbar in und durch die Sakramente.

Wir erahnen spätestens jetzt, wie lebens- und glaubensrelevant auf einmal die Dreifaltigkeit für uns geworden ist. Denn aus dem Wesen Gottes ergibt sich sein Wille für uns. „Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe“ (Joh 15, 9).

In seinem Wesen offenbart uns der dreifaltige Gott, wie wir Menschen von ihm her eigentlich gedacht sind. Nach seinem Ebenbild sind wir schließlich erschaffen. Wir sind ins Leben berufen. Und Leben schenkt Liebe. Und Liebe schenkt Leben. Diese wechselseitige Dynamik ist göttlich. Wo der Mensch nur nach dem Ich, dem Ego fragt, bleibt er allein. Egoistisch, egozentrisch und in sich einsam. „Selfies“ verstellen da klar die Perspektive. Wo der Mensch nur sich selbst in den Blick nimmt, bleibt er für sich und damit allein. Der Mensch aber ist berufen, sich aufzumachen und Frucht zu bringen.

Hier wird offenbar, wie sehr es die Liebe um des Himmelreiches willen gibt. Manchmal denkt man da nur an Menschen, die um des Himmelreiches willen ehelos leben. Aber auch die Ehe ist eine Berufung um des Himmelreiches willen. Wie es schon sprichwörtlich heißt: „Ehen werden im Himmel geschlossen und auf Erden vollzogen.“ Liebe, die wir versuchen wahrhaft zu leben, ist immer „um Himmels Willen“ – immer gut. Oder wie es der Heilige Augustinus noch einfacher gesagt hat: „Ama et fac, quod vis. – Liebe und dann tu, was Du willst.“ Wollte er, der große Theologe, am Anfang Gott noch im Verstand begreifen, hat Augustinus Gott am Ende nur noch aus ganzem brennenden Herzen geliebt. Er wurde zu einem glühenden Liebhaber der göttlichen Liebe. So wird er auch dargestellt: mit einem flammenden Herzen.

In Liebe beziehungsreich leben und glauben
Das göttliche Geheimnis der Dreifaltigkeit offenbart uns einen bezaubernden Blick in das innere Wesen Gottes. Gott ist gelebte und geliebte Beziehung. In diese Beziehung sollen wir mit einbezogen werden durch den Geist, den Jesus vom Vater ausgesandt hat. Gott will in Beziehung sein mit uns. Christentum ist   zutiefst Beziehungsreligion. Damit spüren wir, dass Glaube unser Leben beziehungsreicher machen will. Nicht nur zu Gott, sondern mit ihm auch untereinander.

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