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„Glauben heißt nix wissen?“

„Glauben heißt nix wissen?“
Gedanken zum 19. Sonntag im Jahreskreis (Hebr 11, 1-2.8-12)

„Wer glaubt denn so was? Oder glaubst du das wirklich?“
„Glauben heißt doch – nix wissen.“ So beginnen manche Glaubensgespräche – und so enden sie oftmals auch ganz schnell wieder…
Aber wenn was nicht stimmt, dann das: „Glaube heißt nichts wissen.“ Ganz im Gegenteil: „Glauben heißt mehr als Wissen.“ Und Menschen,  die glauben, wollen auch mehr wissen. Denn Hand auf´s Herz: Was wissen wir schon?
Die eigentlichen Fragen müssen wir doch unbeantwortet lassen – ohne Gott. Und gibt nicht der Glaube die entscheidenden Antworten nach dem Woher und Wohin unseres Lebens. Und nach dem Sinn von allem… Glaube macht Sinn!
Also ist Glaube mehr als Wissen. Davon ist auch der Hebräerbrief überzeugt:
„Glaube heißt feststehen  in dem,  was man erhofft.
Überzeugt sein von Dingen, die man nicht sieht“ (Hebr 11, 1 f).
Hand aufs Herz: Was sehen wir schon? Und vergessen wir dabei auch nicht: Alles Sichtbare ist vergänglich.
Und was dürfen wir menschlich gesehen schon erhoffen. Die Hoffnung des Menschen stirbt zuletzt. Ja, irgendwann ist die Hoffnung tot und wird begraben. Menschlich gesehen. Ohne Gott… Ist das nicht am Ende viel zu wenig?

Glaube hilft weiter!
Der Glaube will uns weiterhelfen! Konkret gesagt: Wer glaubt, sieht weiter. Ist offen für eine unsichtbare Welt, die wir zwar nicht sehen, dafür aber umso tiefer spüren können, wenn wir offen sind dafür.
Wer glaubt, denkt auch weiter. Gibt sich eben mit menschlichen Antworten nicht zufrieden. Und vor allem: Wer glaubt, hofft dann auch weiter. All das hat seinen guten Grund in Gott. Und das nennen wir Christen dann „Glauben“!
Glaube ist eben kein Menschenwerk, sondern ein Geschenk Gottes, Ausdruck seiner Gnade. Ja, wir sind durch unseren Glauben begnadet – begnadigt.

Eine Frage der Glaubwürdigkeit….
Ist das glaubwürdig? Das hängt ganz entscheidend davon ab, ob wir uns des Glaubens würdig erweisen. Ob wir selbst glaubwürdig sind.
Die Menschen werden immer bezweifeln, was wir ihnen als Christen sagen. Aber sie werden wohl gerne glauben, wie wir als Christen leben.
Unser Glaube muss darum glaubwürdig gelebt werden, wenn die Menschen uns unseren Glauben abnehmen – oder sagen wir besser: mit uns teilen sollen – weil sie ihn mit uns teilen wollen.
Das war schon in der Urkirche alles entscheidend: „Seht wie sie einander lieben“,  wurden die ersten christlichen Gemeinden von ihrer heidnischen Umgebung bestaunt. Den Glauben haben die erste Christen geradezu ansteckend liebevoll gelebt und geteilt.
Und diese Liebe hat sie zu Unglaublichem fähig gemacht. Die unzähligen Märtyrer sind dafür  ein Zeugnis. Wie die Heilige Afra, deren Gedenktag wir am vergangenen Mittwoch begangen haben.
Halten wir uns nicht auf mit Fragen, wann und wo sie gelebt hat. Wie sie gestorben ist. Das sind historische Spitzfindigkeiten. Es geht um mehr! Afra steht auch nicht für sich. Sie steht für all die, die  Glaubenszeugen wurden. Und dafür sogar ihr Leben gaben. Und es waren und sind unzählige im Laufe der zweitausendjährigen Geschichte christlichen Glaubens. Ganz im Sinne Jesu, der gesagt hat: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde.“  Die Märtyrer haben es getan. Ihr Blut ist der Samen, aus dem die Kirche gewachsen, groß und stark geworden ist.
Die Märtyrer haben ihr Licht eben nicht unter den Scheffel gestellt, sondern auf den Leuchter ihres Lebens. Sie sind wahre Leuchttürme des Glaubens. Sie standen fest – zusammen mit Afra – in der Brandung der diokletianischen Christenverfolgung. Und sie strahlten aus. Ihr Licht erreicht uns noch heute. Gott sei Dank.
Denn dieses Licht zeigt uns, worum es uns auch heute gehen muss. Genau wie damals: um einen Glauben, der glaubwürdig ist. Glaubwürdig sind wir immer dann, wenn wir wirklich fest stehen zu unserer Hoffnung. Dann wird die Freude am Herrn auch unsere Stärke sein.
Wenn wir weiter sehen in die unsichtbare Welt. Und dieser Blick unser Tun und Handeln schon jetzt sichtbar bestimmt; wir das Unvergängliche mehr lieben als das Vergängliche.

„Credo!“
Und wir vor allem und über allem Gott lieben. „Denn Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4, 8). So gesehen gibt es noch eine andere Formel, die unseren Glauben auf den Punkt bringt: Sagen wir ganz einfach: „Credo!“ – „Ich glaube!“ Oder noch besser wörtlich übersetzt: „Cor do!“ –  „Ich gebe mein Herz.“
Ich gebe mein Leben von ganzem Herzen, weil ich Gott liebe.
Die überzeugendsten Glaubensbeweise sind und bleiben Lebensbeweise aus Liebe. Jesus ist und bleibt dabei Vorbild und das Maß allen Glaubens.
Amen.

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