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Good news – Fake news?

Good news – Fake news?
Gedanken zum 3. Sonntag i. J. Lk 1, 1-4; 4, 14-21

„Fakenews“, „Lücken- und Lügenpresse“. Seit Kurzem schwirren uns diese Vorwürfe durch  den Kopf, wenn wir Nachrichten hören oder die Zeitung lesen. Und auch in den sozialen Netzwerken wird ja alles Mögliche berichtet und noch unmöglicher kommentiert. Was kann, was darf man heute eigentlich noch glauben?

Die Frage ist auch eine Frage an unseren Glauben. Wie sieht es eigentlich mit den biblischen Überlieferungen aus? Sind sie glaubwürdig? Good News oder Fakenews… das ist hier die Frage.

Auch über Jesus werden ja alle möglichen Storys verbreitet. Die Jünger hätten seinen Leichnam heimlich aus dem Grab gestohlen. Oder: Jesus war nur scheintot, wurde wieder gesund gepflegt und hat sich dann mit Maria Magdalena nach Indien abgesetzt.  Und weil er irgendwann dann doch gestorben ist, ist er jetzt auch für immer tot.

Der Evangelist Lukas
Da werden die ersten Sätze des Lukas-Evangeliums, das uns durch dieses Jahr begleitet, schon wichtig! By the way: Lukas war kein Reporter. Irenäus von Lyon weiß, Lukas sei Arzt gewesen. Auf alle Fälle war er ein gebildeter Mann, der sich selbst als eine Art Historiker der Ereignisse um Jesus und die frühen Kirche vorstellt. Neben seinem Evangelium hat Lukas auch die Apostelgeschichte verfasst. Hören wir nochmals seine einleitenden Worte:

„Nachdem es schon viele unternommen haben, einen Bericht über die Ereignisse abzufassen, die sich in unserer Mitte erfüllt haben, habe auch ich mich entschlossen, allem von Anfang an sorgfältig nachzugehen, und es für dich, bester Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben, damit du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre, in der du unterwiesen wurdest, überzeugen kannst“ (Lk 1, 1-4)

Lukas ist also nicht der erste, der etwas aufgeschrieben hat. Und er wird auch nicht der letzte sein. Johannes schreibt nach ihm noch ein 4. Evangelium.  Warum sich Lukas die Mühe macht? Damit Theophilus sich über den Glauben informieren kann. Er soll sich zuverlässig überzeugen können. Offenbar hatte man schon damals Grund zur Vorsicht im Umgang mit Nachrichten.

Lukas macht sich gewissenhaft an die Arbeit. Die Infos sind dabei natürlich wichtig. Wie Lukas eingangs eigens betont, schreibt er die Ereignisse auf, die sich „in unserer Mitte erfüllt haben“ (Lk 1,1). Lukas war also noch selbst nah dran. Von den Augenzeugen wurde zunächst natürlich nichts aufgeschrieben. Warum auch. Man hat sie alles mündlich weitererzählt. Aufschreiben muss man schließlich nur, damit man´s nicht vergisst. Mit der Zeit wurden die Zeitzeugen älter und viele andere kamen zum Glauben, die Jesus nicht erlebt hatten. Und auch im Gottesdienst wollte man Texte vortragen: Erzählungen, Gleichnisse von Jesus,  Zitate und Ereignisse…

Aus diesen guten Gründen entschließt sich Lukas allem von Anfang an sorgfältig nachzugehen. Das nennt man Recherche. Und es in eine Form zu bringen – wie ein Redakteur heute auch. Er hat also aufgeschrieben, was er im Gespräch mit Zeitzeugen erfahren konnte, nahm Berichte dazu und fügte alles ein, was schriftlich bereits vorlag. Insbesondere auch was der Evangelist  Markus schon zuvor in seinem Evangelium notiert hatte.

Glaubwürdigkeit des Glaubens
Aber wie glaubwürdig sind seine Infos wirklich? Zunächst dürfte Lukas selbst noch vielen begegnet sein, die Jesus irgendwo und irgendwie erlebt haben. Er kannte Augenzeugen. Viele, die seine Aufzeichnungen zu lesen bekamen, konnten für sich nachprüfen: Stimmt das, was Lukas da so schreibt? Bedenken wir dabei immer: die Leute damals konnten besser mündlich berichten, weil sie sich vieles besser merken konnten und mussten. Zeitungen gab es noch nicht. Und auch noch nicht so viele Informationen über alles Mögliche. Und vor allem, was dieser Jesus gesagt und getan hat, das war unvergesslich!

Am besten Bescheid wussten natürlich die Jünger. Wohl drei Jahre waren sie mit Jesus unterwegs, hatten ihn gehört und gesehen. Und am Ende hing er am Kreuz! War alles nur ein Fake? Vorsichtshalber tauchten alle bis auf einen unter. Und sie alle wären am Ende auch weg geblieben, wenn, ja wenn Jesus für immer tot geblieben wäre. Es wäre bestimmt bald Gras über die Sache gewachsen.

Und mal ehrlich: Warum sollte man die Leiche eines Mannes aus dem Grab stehlen, wenn er doch nicht das ist, was er behauptet hat? So was wie Auferstehung war den Jüngern noch nicht so geläufig! Und selbst wenn sie auf diese völlig absurde Idee gekommen wären, irgendwann wäre der ganze Schwindel bestimmt aufgeflogen. Aber vor allem, hätten die Jünger nicht alle -bis auf einen- viele Jahre später ihr Leben für den Glauben an Jesus Christus geopfert. Das aber haben sie getan! Aus dem einem Grund: Jesus ist ihnen wirklich leibhaftig erschienen. Sie haben ihn gesehen, erkannt, berührt, mit ihm gegessen und geglaubt: Ja, der Herr ist wahrhaft auferstanden! Er ist uns erschienen. Wir haben den Herrn gesehen!

Diese Nachricht hat sich bald wie ein Lauffeuer ausgebreitet. Und man hat nachgedacht: Was Jesus so alles gesagt und getan hat. Und immer mehr auch aufgeschrieben.

So entstanden am Ende vier Evangelien. Übrigens auch noch andere. Die aber hat man aussortiert, weil sie eben nicht so zuverlässig erschienen. Die vier Evangelien des neuen Testaments aber stimmen in allen wichtigen Punkten überein. Obwohl sie von verschiedenen Verfassern an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten geschrieben wurden. Natürlich weichen sie in Details ab. Das liegt wohl daran, dass jeder Evangelist seine besonderen Schwerpunkte setzte. Lukas etwa legte als Arzt besonderen Wert auf die Heilungen Jesu und seine Botschaft von der Barmherzigkeit Gottes. Das Gleichnis vom Barmherzigen Vater (Lk 15, 11-32) etwa findet sich nur bei ihm.

Paulus kommt noch hinzu
Und Paulus? Auch er ist ein wichtiger Zeuge. Die heutige Lesung stammt aus seinem ersten Brief an die Korinther… Paulus selbst ist dem  Auferstanden nicht begegnet. Er wird später berufen in Damaskus. Nachdem er zuvor die Steinigung des Stephanus angeordnet hatte. Er hat die Stimme des Herrn gehört und wurde durch ein helles Licht geblendet. Aber innerlich gehen ihm die Augen auf! Aus Saulus wird Paulus. Und der sieht sich als Apostel Jesu Christi.

Nach seiner Berufung geht Paulus in die Wüste, dann im Jahre 34  hinauf nach Jerusalem. Paulus tauscht sich mit den Aposteln 15 Tage lang aus und nimmt die feste Überzeugung mit: Jesus ist wirklich leibhaftig auferstanden.

Auch Paulus wird für den Glauben sein Leben lassen. In Rom wird er unter Nero enthauptet. Aber zuvor hat er unter Einsatz seines Lebens überall die Botschaft des Evangeliums verkündet. In seiner Apostelgeschichte erfahren wir viel von Lukas, der Paulus zeitweise begleitet hat.

Als Christen glauben wir bestimmt nicht an Märchen. Unser Glaube steht auf verlässlichem Grund. Heute ist es an uns, den Glauben weiterzugeben. Wie? Ganz einfach: indem wir –wie damals auch- Jesus zur Sprache bringen. Damals wie heute können Menschen mit ihm viel erleben. Wenn, ja wenn sie mit ihm leben. Der Glaube ist nicht nur nette Deko, sondern gelebte Beziehung mit Jesus Christus. Und am überzeugendsten sind und bleiben Menschen, die mit ihrem Glauben Erfahrungen gemacht haben.

Keine Fakenews also! Es sind Good News, die uns die Evangelien liefern. Und sie werden auch heute beglaubigt durch überzeugte Christen. Hoffentlich auch durch uns. Für viele Menschen sind wir das einzige Evangelium, in dem sie noch lesen. Damit sind wir die Evangelisten von heute.

 

Glaube ist Vertrauenssache. Wir danken, dass wir uns im  Glauben  auf das Zeugnis der Evangelisten stützen können.

  • Wir bitten um Verantwortungsbewusstsein für alle, die heute in den Medien die öffentliche Meinung beeinflussen, dass sie wahrheitsgetreu berichten.
  • Wir bitten für alle, die sich nur einseitig informieren, dass sie auch für andere Meinungen offen sind.
  • Wir bitten für alle, die in der Glaubensverkündigung stehen, dass sie sich an Jesus Christus orientieren.
  • Wir bitten für uns, dass wir den Glauben überzeugend leben.

Herr Jesus Christus, Dein Evangelium hast Du Menschen anvertraut, die Christen sind, damit auch uns. Für dieses Zutrauen danken wir Dir.

 

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