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Gott ist die Liebe

Gott ist die Liebe
Gedanken zum 6. Sonntag im Jahreskreis (Joh 15, 9-17) von Pfarrer Ulrich Lindl

Die Liebe. Das ist das große Thema der Predigt Jesu am heutigen Sonntag. Und der Evangelist Johannes greift die Liebe in seinem Brief nochmals beherzt auf: „Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4, 8).
Einen schöneren Glauben kann‘s gar nicht geben. Und einen einfacheren Glauben auch nicht, möchte man meinen. Denn es gibt nichts Einfacheres als die Liebe, wenn man sich wirklich liebt. Diese Erfahrung machen jedenfalls wohl alle Verliebten im Leben. Und auch unser Glaube lädt uns ein, uns in Gott zu verlieben. Warum eigentlich nicht! Wir haben einen Gauben zum Verlieben.

Was heißt schon Liebe…?
Klingt zu schön, um wahr zu sein? Verstanden…Was heißt schon Liebe heutzutage…?
„Liebe“ ist ein zu oft gebrauchtes und nicht selten missbrauchtes Wort. Grund genug, sich mit Jesus Gedanken über die Liebe zu machen.
Zunächst: Liebe macht man nicht. Liebe wird geschenkt und empfangen. Darum ist sie auch so kostbar, weil nicht machbar.
Und Liebe wechselt man nicht wie die Unterwäsche. Liebe sehnt sich nach Treue. Treu bleiben!
Genau darum verbindet Jesus das Wort „Liebe“ nur zu gern mit dem Wort „bleiben“. „Bleibt in meiner Liebe!“, (Joh 15, 9). Das Bleiben war nicht von ungefähr das große Predigtanliegen Jesu am vergangenen Sonntag. Sie erinnern sich…

Auf der einen Seite wird die Liebe herabgewürdigt… missbraucht. – Aber wer die Liebe missbraucht, missbraucht Gott. Denn Gott ist die Liebe!-
Auf der anderen Seite begegnet eine Überhöhung der Liebe und damit ihre Überforderung: Gewiss, man kann Liebe besingen, in Schlagern und Songs, man kann die Liebe anhimmeln oder mit Friedrich Schiller schwärmerisch anbeten: „Ich bete an die Macht der Liebe!“ Aber der „Anbetung“ muss es ganz und gar darum, dass die Liebe auch mit aller Macht und Kraft wirken kann. Glaube kann Berge versetzen, sagt man; und die Liebe auch. Denn Gott ist die Liebe! Liebe wird so zur echten Glaubens-Praxis. Davon ist der Evangelist Johannes jedenfalls überzeugt: „Geliebte, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe. Darin ist die Liebe Gottes unter uns erschienen, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben.“ (1 Joh 4,7-9). Liebe will leben. Und Liebe wächst auch durch Liebe. Also: Liebe – learning by doing!

Liebe will leben…
Damit wird es auch schon ganz konkret. Und Gott hat den Anfang gemacht. Er ist mit seiner Liebe nicht bei sich geblieben: In Jesus ist die Liebe unter uns menschlich sichtbar und greifbar geworden. Jesus hat die Liebe Gottes in die Tat umgesetzt. In der Bergpredigt ruft Jesus zur Nächstenliebe auf. Von Mensch zu Mensch. Anders geht‘s nicht. „Denn wer seinen Bruder, den er sieht, nicht liebt, vermag Gott, den er nicht sieht, erst recht nicht zu lieben.“ (1 Joh 4,20)
Es gibt eben nichts Gutes, außer man tut es. Wer sagt‘s denn. Jesus! Denn das ist sein Gebot: „Liebt einander so, wie ich euch geliebt habe!“ (Joh 17, 12)

von Mensch zu Mensch
Es wäre eine interessante Aufgabe für die kommende Woche, etwas ganz bewusst aus Liebe zu tun. Liebe macht bekanntlich erfinderisch…! Lassen wir uns überraschen. Vielleicht fassen wir gleich einen ganz konkreten Vorsatz. Suchen wir nicht einen Menschen heraus, den wir sowieso schon lieben. Jesus hat schon Recht: „Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr dafür? Machen nicht auch die Zöllner dasselbe?“ (Mt 5, 46)
Es muss aber auch nicht gleich der „dickste Brocken“ sein. Vielleicht fällt uns ja ein Mensch ein, den wir durch ein kleines Zeichen der Liebe überraschen könnten. Wie das wohl wirkt? Bei mir und bei dir? Liebe hat Auswirkung. Wer geliebt wird, kann lieben. Und hat Gott uns nicht zuerst geliebt?! Das ist doch im Grunde das tiefste Geschenk unseres Glaubens.

Was bleibt uns also Besseres übrig als zu lieben?!
Wir sind dazu fähig und dazu berufen, dass wir einander lieben (vgl. Joh 18,12).
Denn, wie gesagt: Gott ist die Liebe.

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