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Hat man, was man hat?

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Hat man, was man hat?
Gedanken zu den Lesungen am 18. Sonntag i. J. (Koh 1, 2; 2, 21-23/ Lk 12, 13-31)

„Was man hat, das hat man.“ Und dabei darf es schon ein wenig mehr sein. Nur, wann hab´ ich genug? Und wann ist es zu viel? Das ist nicht immer so einfach zu sagen. Und oft schwer zu kontrollieren. Denn wir freuen uns doch im Allgemeinen, wenn´s immer ein wenig mehr wird. Mal abgesehen von den Pfunden auf der Waage…

So verlockend dieses „Immer-mehr-haben-Wollen“ auch sein mag, so gefährlich kann es werden. Dann nämlich, wenn das Haben über das Sein geht. Am ausgeprägtesten sieht man das bei der Habsucht. Ja, immer mehr haben zu wollen, kann regelrecht zur Sucht werden.

Genau davor will uns Jesus bewahren. „Gebt Acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier! Denn das Leben eines Menschen besteht nicht darin, dass einer im Überfluss seines Besitzes lebt.“ Zunächst einmal sollten wir Jesus einmal mehr dankbar sein, dass er uns immer wieder die Wahrheit sagt. Kurz und knackig bringt er es heute wieder auf den Punkt. Und recht hat er: der Wert unseres Lebens zeigt sich nicht in dem, was wir haben, sondern wie wir sind. Wie wir im Laufe unseres Lebens geworden sind.

Schauen wir uns ruhig einmal um. Welche Menschen bewundern wir wirklich und vor allem warum? Und welche Menschen fallen uns ein, die am Ende auf ein reich-erfülltes Leben zurückblicken durften?

Nein, es ist nicht das Hab und Gut, das unser Leben innerlich bereichert. Vielmehr besteht der Sinn des Lebens darin, dass wir sinnvoll leben. So wird der Mensch am Ende auch wirklich glücklich…

Und dann ist es immer auch wichtig zu bewerten: Was bleibt denn von all dem, was ich habe? Was ist und bleibt wirklich mein Eigen? Das Buch Kohelet spricht da immer wieder vom Windhauch. Ein Bild von Vergänglichkeit. Hab und Gut und all mein Wissen und Können sind an sich nicht schlecht, aber eben doch vergänglich. Und damit nichts Bleibendes.

Dass wir die Botschaft nicht falsch verstehen: Wir dürfen uns schon auch am Irdischen erfreuen. Aber wir sollten nie das Irdische für das Himmlische nehmen. Oder das Vergängliche mehr lieben als das Unvergängliche.

Das Bild von dem Großbauern haben die Menschen damals wohl alle gleich verstanden. Und wir verstehen es auch. Damals wie heute kann es ja schnell einmal zu Ende sein. Hab und Gut sind dann bei Gott keine Lebensversicherung für die Ewigkeit. Im Gegenteil: wer nur für sich selber Schätze sammelt, ist bei Gott nicht reich.

Der heutige Sonntag will uns aber vor allem Gelassenheit ans Herz legen. Seien wir dankbar für das, was wir haben, und dankbar, wenn es uns gut geht. Und lassen wir uns vom Besitz nie besitzen. Wir würden abhängig. Habsucht ist und bleibt keine Tugend, sie ist eine Todsünde. Genügsamkeit klingt dagegen nach Gelassenheit. Weil es eben auch einmal genug sein darf. Und damit Zeit bleibt, sich an dem, was ich habe, auch zu freuen. Genügsamkeit schenkt nicht nur mehr Gelassenheit, sie verhilft uns auch zu innerer Zufriedenheit. Und das ist schon Grund zur Freude.

Henri Nouwen hat sich da so seine Gedanken gemacht, die unsere kurzen Überlegungen gut abrunden:

Um sich an den vielen schönen und guten Dingen, mit denen uns die Welt beschenkt, wirklich erfreuen zu können, müssen wir uns von ihnen lösen. Sich lösen bedeutet nicht, ihnen gegenüber gleichgültig oder uninteressiert zu sein, sondern heißt, nicht von ihnen Besitz ergreifen zu wollen. Ein Leben ohne Besitz ist ein freies Leben. Darin vor allem besteht ein Leben der `Loslösung´. Es ist ein Leben, in dem wir frei sind, um zu loben und zu danken.“

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