„Ich bin´s!“
„Ich bin´s!“
Gedanken zum 5. Sonntag der Osterzeit (Joh 14, 1-12)
Weg – Wahrheit – Leben!
Der Weg. Wann haben wir das letzte Mal nach dem Weg suchen müssen? Heute in Zeiten des „Navi“ für viele keine Überlegung, es gibt ja ein „Navi“. Aber es geht ja nicht nur um Wege, die wir mit unseren beiden Beinen oder auf vier Rädern zurücklegen. Nicht von ungefähr ist der Weg ein Bild für´s Ganze: Der „Lebens-Weg“ bemisst das ganze Leben. Um einen Weg wirklich kennenzulernen, muss man sich auf den Weg machen. Dabei ist der Weg wichtig. Aber nicht schon das Ziel. Ein Weg will uns ans Ziel bringen.
Die Wahrheit. Aber: „Was ist Wahrheit?“ Das war schon die Frage des Pilatus. Und es schwingt viel Zweifel mit. Gibt es denn so was wie Wahrheit überhaupt? Oder gilt nicht alles nur unter dem Vorbehalt? Um das herauszufinden, genügt es nicht, die Wahrheit zu kennen, man muss sie dann auch tun. Versuchen, wahrhaftig zu sein.
Und das Leben. Worauf kommt es im Leben letztlich an? Was ist wirklich lebenswert? Auch das findet man nur heraus, indem man lebt; im Laufe des Lebens. Und unterwegs Lebenserfahrungen sammelt.
In der Schule des Virus
In den vergangenen Monaten sind wir alle in die Schule eines Virus gegangen. Auf dem Lehrplan standen genau diese drei Fragen:
Was ist der Weg durch die Krise? Welcher Weg führt aus der Krise heraus?
Es wurde auch die Wahrheitsfrage gestellt. Woher kommt das Virus in Wahrheit? Welcher Epidemiologe, Virologe, welcher Politiker hat eigentlich recht? Die Stunde der Wahrheit war zugleich auch die Stunde der Verschwörungstheoretiker.
Und das Leben? Wir haben es neu gelernt. Anders gelebt. In unseren Familien, unsere Beziehungen, unseren Beruf. Und auch unseren Glauben. Man musste sich erst mal einleben, neu zurechtfinden. Aber in vielem haben wir uns auch neu zusammengefunden. Wir konnten vieles nicht mehr tun, weil wir so vieles lassen mussten. Das fällt schwer. Oscar Wilde meinte dazu einmal: „Nichts tun ist die allerschwierigste Beschäftigung und zugleich diejenige, die am meisten Geist voraussetzt.“
Mittlerweile sind wir auf dem Weg der Besserung. Möge es dabei auch bleiben. Nächstes Wochenende rollt der Ball wieder in den Stadien. „Business as usual?“ Hoffentlich nicht! Nehmen wir lieber den Ball an, den Jesus uns im Evangelium zuspielt. Was wir in „Corona-Zeiten“ gelernt haben, können wir mit ihm weiterentwickeln.
Auf welchem Weg bin ich?
Was ist die Wahrheit?
Was macht mein Leben lebenswert?
Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben!
Jesus lässt uns mit diesen Denkanstößen nicht allein. Und er belässt es auch nicht bei einem Beratungsgespräch. Jesus ist kein Lebensberater.
Die eindrücklichen Bilder, die wir in der Osterzeit auf uns wirken lassen, sie beginnen nicht von ungefähr immer mit denselben Worten: „Ich bin…“: „Ich bin der Weinstock – ihr seid die Rebzweige.“ „Ich bin das Brot des Lebens, wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben!“ „Ich bin der gute Hirt, ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich!“ „Ich bin die Tür. Wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden.“ Jesus geht es um uns! Und uns – um ihn?
Auch heute wieder macht er uns ein Angebot: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Jesus kennt den Weg des Lebens. Aber noch vielmehr mehr: es selbst ist der Weg. Wenn wir mit ihm gehen, können wir am Ende nur ankommen. Und zwar für immer! Jesus geht es um mehr als nur um ein paar Jährchen: Jesus geht es um das ewige Leben. Corona-Virus hin oder her… Sterben werden wir alle irgendwann. Oder doch besser nicht? „Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt“ (Joh 11,25) Auch das ist ein Zusage Jesu. Darum ist er auch voraus gegangen, um einen Platz für uns vorzubereiten. Alles hat mit ihm zu tun und zugleich immer auch mit uns.
Und warum sagt uns Jesus das alles? Weil er weiß, wie es uns oft geht; nicht nur in „Corona-Zeiten“. Wie sehr wir uns doch schwer tun, den wahren Weg zum Leben zu finden. Dagegen setzt er eine vertrauensbildende Maßnahme. „Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich“ (Joh 14, 1) Das ist wohl das alles Entscheidende. Dass wir Menschen wirklich glauben. Darum bittet Jesus, gewissermaßen auch um einen Vorschuss an Vertrauen: „Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist“ (Joh 14,11). Welchen ehrlichen Grund hätten wir, gerade jetzt –mitten in der Osterzeit- daran zu zweifeln!
Lassen wir uns nicht verwirren! Verlangen wir nach mehr als Informationen, die vielleicht unser Wissen erweitern aber unseren Glauben nicht wachsen lassen. Glaube ist mehr als Wissen. Und vor allem: Glaube schenkt Vertrauen. Auch das haben wir in den vergangenen Wochen gelernt Wie wichtig es ist, an Menschen zu glauben. Menschen zu vertrauen. Um wie viel mehr brauchen wir Gottvertrauen. Bleiben wir dran an Jesus und mit ihm auf dem Weg, der in Wahrheit zum Leben führt. Wie hat es Papst Benedikt so zuversichtlich ausgedrückt: „Glauben ist immer zugleich die Gewissheit, dass wir Zukunft haben.“ Glauben macht uns zukunftsfähig. Und: „Wer glaubt, zittert nicht!“ (Hl Papst Johannes XXIII.).