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„Ich schwöre, so wahr mir Gott helfe!“

 

„Ich schwöre, so wahr mir Gott helfe!“
Gedanken zum 4. Sonntag der Osterzeit (Evangelium: Joh 10, 1-10)

Folgen müssen! Manche Menschen reagieren darauf gleich ziemlich allergisch. Mit der Zeit auch mehr und mehr gereizt. Der Mensch ist von Natur aus freiheitliebend. Also nicht unbedingt ein klassisches „Herdentier“. Und: „Du Schaf!“ auch nicht unbedingt als Kompliment aufzufassen.

Und doch mussten wir alle folgen. In den letzten Wochen. Und wir haben uns auch sagen lassen warum: Richtig! „Wegen Corona“; und darum, dass sich das Virus nicht unkontrolliert ausbreiten kann. Wir haben die Anweisungen vernommen und haben auch gefolgt. Warum? Wohl auch deshalb, weil wir die kennen, die es uns verordnet haben. Angela Merkel etwa, die so schnell nichts aus der Ruhe bringen kann. Ihre sachlich-nüchterne Art bewährt sich in unruhigen Zeiten einmal mehr. Es gibt auch andere Stimmen, auf die wir gehört haben, und wir waren bislang gut beraten.

Wir haben so etwas wie ein Grundvertrauen in so manche Politiker. Wir wissen in etwa, was wir von ihnen erwarten können. Vor allem aber glauben wir daran, dass die Verantwortlichen wissen, was ihr Auftrag ist. Der hört sich im Amtseid des deutschen Bundeskanzlers kurz und bündig so an: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“ Am 12. März 2018 hat diesen Amtseid Angela Merkel zum 4. Mal abgelegt.

Es darf also nicht um das eigene Wohl gehen, den eigenen Vorteil. Das ist nicht selbstverständlich. Es gibt genügend Staaten, in denen genau das der Fall ist: die herrschende Elite bereichert sich, Korruption ist an der Tagesordnung, gerade in Krisenzeiten. Überhaupt gilt: Krisenzeiten haben schon immer das Beste im Menschen hervorgebracht, aber auch das Schlechteste. Hingabe bis zum Äußersten oder der Versuch alles „rauszuholen, was geht“. Aus Letzterem speisen sich dann auch Verschwörungstheorien. Was nicht alles hinter Corona stecken könnte. Wer da nicht alles seine Finger im Spiel hat, weil es Vorteile bringt, das Virus und die weltweite Krise.

Heute bekommen wir von Jesus zwei Bilder geschenkt. Das erste zeigt den „Guten Hirten“. Wohl kaum ein Bild spricht uns in der Seele so an und begleitet unseren Glauben durchs Leben wie das Bild vom „Guten Hirten“. Bemerkenswert! Denn so ohne Weiteres würden wir uns wohl nicht als Schaf bezeichnen lassen. Noch dazu als ein Schaf unter vielen in einer Herde. Kein Bild des modernen Menschen und doch nach wie vor für viele ein Herzensbild des Ur-Vertrauens.

Das liegt wohl vor allem den an dem guten Hirten. Ihn muss es nicht näher erklären, wir wissen es alle: Ein guter Hirt hat alle im Blick und zugleich jeden einzelnen. Ein guter Hirte ist einer für alle. Kein Schaf wird bevorzugt behandelt – außer es braucht Hilfe, weil es sich zum Beispiel verlaufen hat. Dem bezahlten Knecht geht es dagegen nicht um die Schafe. Sondern um sich und seinen eigenen Vorteil, um das Geschäft. Wenn´s gefährlich wird, bringt der sich zuerst in Sicherheit – und sein Scherflein noch dazu. Sein Leben hinzugeben für die Schafe, so was fällt dem bezahlten Knecht nie und nimmer ein!

Ich glaube, wir haben verstanden, worum es dann geht: Herauszufinden, wer denn ein guter Hirt ist. Jesus ist es allemal! Und es lohnt sich, auf ihn zu hören und ihm zu folgen. Er kennt die Tür. Er ist die Tür, der Zugang zum Leben. Die Tür – das zweite Bild, das Jesus uns heute zeigt. Und diese Tür kann man zweimal öffnen. Einmal nach drinnen. Und es öffnet sich ein geschützter Raum. Geborgenheit. Nicht nur zu „Corona-Zeiten“ haben wir alle gespürt, wie wichtig das ist: dass sich Menschen zurückziehen können. Und dass ihnen dieser Rückzug auch gut tun soll. Die Tür nach drinnen finden und auftun. Sich mit Jesus zurückziehen… Das haben wohl viele getan. Und sich dann dem guten Hirten anvertraut und mit ihm gebetet. Aber es geht nicht nur um den Rückzug. Die Tür lässt sich ausdrücklich auch nach draußen öffnen. Das wird soeben von den Verantwortlichen versucht: neue Wege in die Freiheit zu eröffnen. Ins Weite will uns auch Jesus führen. Und das nicht nur zu „Corona-Zeiten“. Wir sind mit der ganzen Schöpfung berufen zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes (vgl. Röm 8, 18-21).

Und wie wird es am Ende ausgehen? Ist es richtig, jetzt zu folgen? Das stellt sich freilich erst am Ende heraus, wenn alles vorbei ist. Bis dahin braucht es einen Vorschuss an Vertrauen. Das ist bei „Corona“ so. Und es war damals bei Jesus nicht anders. Jesus stand noch mittendrin in seiner Verkündigung. Und am Ende ging es ihm ja nicht um ein Virus mit Namen „Corona“. Sondern um das Virus des Todes. Dass sich ein guter Hirt einsetzt, das darf man erwarten. Dass er dann auch bereit ist, sein Leben hinzugeben, schon weniger. Dass es am Ende Gott für uns Menschen selbst getan hat, das ist das große Geheimnis unseres Glaubens.

Worauf es schon heute und eigentlich zu jeder Zeit ankommt? Dass wir uns mit der Stimme unseres guten Hirten vertraut machen. Jesus kennt jeden von uns; besser als wir uns selbst kennen. Aber umgekehrt kommt es auch darauf an, dass wir ihn immer noch besser kennenlernen, seine Stimme heraushören. Damit wir verstehen, was er uns sagt und für uns will. Kein Hirt ohne Herde! Keine Herde ohne ihren guten Hirten! Wie wir gehört haben, es gibt auch andere… Vor denen werden wir uns nur hüten können, wenn wir unseren guten Hirten auch wirklich gut kennen und ihm dann auch folgen. Weil wir ihm vertrauen und weil er uns liebt.

Darum können und dürfen wir nicht auf Ihn verzichten. Nicht auf sein Wort und nicht auf seine lebendige Gegenwart im Sakrament der Eucharistie. Beides ist für uns Christen über-lebensrelevant. Und die freie Religionsausübung ein Grundrecht des Menschen in unserem freiheitlichen Rechtsstaat. Das sollten wir uns auch gut merken. Freuen wir uns darum umso mehr, dass morgen um 9:00 zum ersten Mal nach langem die Glocken läuten zur Heiligen Messe!

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