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„Ich will nicht!“

„Ich will nicht!“
Gedanken zum Evangelium am 26. Sonntag i. J. ( Mt 21, 28-32)

Wenn ein Kind das sagt, dann kommt es zu sich. Mit etwa 2 Jahren beginnt das Kind zu erkennen, dass es ein selbstständiges Wesen ist und einen eigenen Willen hat. Und dieses erwachende Selbstbewusstsein lebt sich dann in einer allseits gefürchteten „Trotzphase“ so richtig aus. Kind, du hast Recht! Denn das wichtigste, was ein Mensch im Leben herausfinden muss, ist doch immer noch, was er im Leben eigentlich will. Nennen wir diesen Entwicklungsschritt darum lieber Autonomiephase und freuen wir uns mit dem Kind darüber! – Freilich kann man einem Kind nicht alles durchgehen lassen. Es fehlt an Erfahrung und auch an Einsicht. Brechen aber darf man den Willen nie! Vielmehr geht es darum, dem Kind zu helfen, seinen eigenen Willen zu formen, damit es ein Mensch guten Willens wird.

Nun gibt es in unserem heutigen Gleichnis zwei Söhne und kein Kind. Wenn man älter geworden ist, hat man ja auch seinen eigenen Willen und will seinen Kopf durchsetzen. Dazu hat man dann auch schon einige Strategien entwickelt.

Beide in einem drin?
Aber wer von den beiden bin eigentlich ich? Der eine, der sagt: „Ja, ja…“ und am Ende passiert doch nichts? Oder der andere, der gleich abwinkt, aber dann doch in die Gänge kommt, weil er es bereut? Oder stecken in jedem von uns nicht irgendwie beide drin?

Was will ich eigentlich – und was will ich eigentlich nicht? Was mache ich dann eigentlich und was mach´ ich nicht? Wollen und Tun, Tun und Wollen. Beides geht nicht immer Hand in Hand.

Klar, bei Kindern lässt sich leicht schnell was anschaffen. „Mach das!“, „Lass das bitte bleiben!“ Man belohnt oder man bestraft. Das wird schon irgendwie „hinhauen“. Aber das reicht nicht aus. Es geht am Ende doch darum, dass ich innerlich einwillige. Etwas aus innerem Antrieb, aus innerer Überzeugung tue.

Ende gut – alles gut!
Im Vergleich der beiden Söhne kann man dem ersten am Ende nur gratulieren. Der hat zwar nicht gleich „Ja“ gesagt, dafür dann aber nachgedacht und ist gegangen. „Ende gut – alles gut!“

Was der andere am Ende gemacht hat, erfahren wir nicht. Es wäre durchaus interessant zu erfahren, was ihm letztlich wichtiger war. Aber vielleicht denken wir selber einmal darüber nach, was mir wichtiger ist als den Willen des Vaters zu tun…

Ja, was will ich eigentlich? Das ist das eine. Aber warum will ich es eigentlich? Das ist das andere. Manche Entscheidungen im Leben brauchen auch Zeit zur Einsicht. Es gibt nicht nur bei Jugendlichen Spätzünder…

Echte Entscheidungshilfen
Dabei geht es ja nicht um „Peanuts“. Jesus geht es immer um uns und um das Himmelreich. Und in den Himmel wollen doch wohl alle. Aber der Weg dorthin beginnt schon hier auf Erden. Darüber lohnt sich –um Himmels willen- nachzudenken und den eigenen Willen immer wieder einer Art „TÜV“ zu unterziehen, der meinen Willen und Tun auf den Prüfstand stellt.

Was bringt mich eigentlich auf Erden dem Reich Gottes, dem Himmelreich näher? Der Blick in mein eigenes Leben, wozu ich „Ja“ gesagt habe und wozu „Nein“; und vor allem was ist daraus geworden…? Aber man kann sich auch orientieren. Vorbilder, die im Leben gut unterwegs waren, die die Weichen richtig gestellt haben, sind echte „Entscheidungshelfer“. Und dann ist da natürlich Jesus Christus. Keiner kennt den Weg zum Himmel besser als er. Und er kommt uns auf dem Weg dorthin entgegen. Aber losgehen müssen schon auch wir.

Ich erinnere nur an ein Wort, das er an anderer Stelle im Matthäusevangelium gesagt hat: „Nicht jeder, der zu mir sagt: `Herr! Herr!´, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt“ (Mt 7,21). Wie das geht? Jesus weiß es am besten. Denn seine Speise war es, den Willen seines Vaters zu tun (vgl. Joh 4,34). Davon hat er gelebt!

Was bringt mich am Ende in meinem Leben wirklich weiter, was bringt mich ans Ziel? Das ist die allesentscheidende Frage, um die es Jesus heute im Evangelium geht. Sich darüber klar werden kann manchmal Zeit kosten, aber am Ende lohnt es sich bestimmt! Des Menschen Wille ist schließlich sein Himmelreich… Wie hat es der im vergangenen Jahr heiliggesprochene Kardinal John Newman einmal so trefflich auf den Punkt gebracht: „Im Himmel werden wir uns über drei Dinge wundern: dass wir selbst da sind, dass welche da sind, von denen wir es nicht angenommen haben, und dass welche fehlen, von denen wir es bestimmt annahmen, dass sie da sein würden.“ Ein einprägsamer Schlusssatz, finden Sie nicht auch?

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