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Innenverteidigung

Innenverteidigung
Predigt zum 22. Sonntag i. J. (Mk 7, 1–8.14–15.21–23)

Äußerlichkeiten sind, was sie sind: äußerlich. Nein, nicht ganz unwichtig. Gute Umgangsformen, eine passende Kleidung, ein schön gedeckter Tisch… An die Niesetikette, haben wir uns ja inzwischen gewöhnt. Und auch Händewaschen kann nicht schaden.
Menschen, die was auf sich halten, lassen sich nicht gehen und geben sich keine Blöße. Man will sich schließlich sehen lassen können. Ob ein Mensch Ansehen hat, kann man ihm oft genug ansehen.
Äußeres lässt so manches Mal auf Inneres schließen und doch: Es kommt letztlich auf das Innere an. Die innere Einstellung, die Lebenshaltung.
Das Äußere darf man nicht für das Innere nehmen. Außen hui und innen? Ja, wie sieht‘s eigentlich „da drinnen“ aus?
Genau darum geht es Jesus im heutigen Evangelium. Und er macht es am Essen fest. Tatsächlich gab es im Judentum viele Speise- und Reinigungsvorschriften. Noch heute wird in so manchem jüdischen Restaurant kosher gekocht. -Mitunter wurde die Sache auf die Spitze getrieben und damit übertrieben. Auf diese Weise wollte man sich als besonders fromm und gottesfürchtig zeigen. Aber kommt es darauf an, beim Essen und auch sonst bei so manchen Nebensächlichkeiten und Äußerlichkeiten?
Aber Gott legt keinen Wert auf Äußerlichkeiten.  Als Christen verehren wir vielmehr einen Gott, der sich nicht gescheut hat, sich Blöße zu geben. Jesus, den Gottessohn, erblicken wir am Höhepunkt seiner irdischen Karriere am Kreuz völlig ungeschminkt, geschunden. Zum Wegschauen. Und doch zieht die Blöße, die Gott sich da gibt, unglaublich an.
Jesus geht es auch in seiner Verkündigung immer ums Wesentliche, nie um Äußerlichkeiten. Weil es ihm ums Innere geht, die Herzenshaltung des Menschen.
Alle können sich vor ihm ungeschminkt blicken lassen. Das entlastet vor einem Zurschaustellen und erlaubt so einen ehrlichen Blick ins Innere. Und hat Jesus nicht recht! „Wahre Schönheit kommt von innen“.
Die Menschen haben das offenbar gespürt. Jedenfalls hat Jesus gerade die angezogen, die andere abgestoßen haben. Keine falsche Verlegenheit also!

„Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.“ Es geht also um einen „Innenweltschutz“, der unser Inneres vor Verschmutzung bewahrt.
Denn „von innen, aus dem Herzen des Menschen, kommen die bösen Gedanken.“ Und Gedanken werden ja dann auch oft zu Worten und Taten.
„Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut und Unvernunft. All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein.“
Im jüdischen Talmud heißt es darum: „Achte auf deine Gedanken, denn sie werden zu Worten. Achte auf deine Worte, denn sie werden zu Taten.“

Jesus ermuntert uns umzudenken. Vom Äußeren ins Innere zu gehen. Daraus erwächst dann ein neues Leben, das sich positiv auswirkt. Wenn, ja wenn wir auf Jesu Worte hören und am Ende Taten folgen lassen. Wie hat es Paulus so schön auf den Punkt gebracht:
„Werdet Täter des Wortes und nicht nur Hörer, sonst betrügt ihr euch selbst! Ein reiner und makelloser Gottesdienst ist es vor Gott, dem Vater, sich unbefleckt von der Welt zu bewahren.“

Jesus traut uns das offenbar zu. Er vertraut auf das Gute im Menschen, sonst würde er uns nicht immer wieder dazu ermutigen.
Ja, es gibt auch gute Gedanken, auf die wir in Umkehr zu den bösen Gedanken wohl unschwer kommen: Was ist denn das Gegenteil von Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut und Unvernunft? Ja, all dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein. Umgekehrt aber gilt das gleiche. Insofern lohnt sich eine Umkehr des Herzens immer. Dabei kommt bestimmt viel Gutes heraus und damit hinein in unsere Welt.

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