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Jahresabschlussgottesdienst

Einen guten Beschluss!
Gedanken zum Jahreswechsel von Pfarrer Ulrich Lindl

Was wünscht man sich zu Silvester?
Oft und immer öfter hört man: „Einen guten Rutsch!“ Das kann ganz hilfreich sein bei Glatteis. Denn wenn man schon rutscht, dann doch bitte gut. Freilich will der Wunsch nicht aufs Glatteis führen, sondern gut hinüber in ein neues Jahr. Das „Rutschen“ stammt schließlich auch aus einer früheren Sprache und meinte Reise oder reisen. Seit 1820 findet sich im Wörterbuch „Guter Rutsch“ – als Wunsch für eine gute Reise! Vornehmlich für eine kurze Fahrt auf einem Schlitten. Es geht also um ein möglichst ruhiges Gleiten.
Im Fränkischen hingegen wünschen sich die Menschen vor allem eines: einen guten Beschluss! Und man merkt sofort, dass man sich da an Silvester nicht gleich auf den Weg macht ins neue Jahr, sondern erst einmal aufmerksam innehält, das zu Ende gehende Jahr bedenkt, bedankt und dann in aller Form verabschiedet. Eben gut beschließt.

Im Fernsehen folgt ein Jahresrückblick dem anderen und ich staune nicht schlecht, was sich in einem Jahr so alles ereignet. Aber gibt es das nicht auch für uns? Und unser Lebensjahr 2017. Silvester ist allemal ein Grund zu einem persönlichen Rückblick. Den wollen wir sieben Mal tun. Zwischen den Jahren haben wir ja gefühlt mehr Zeit, sind wohl alle etwas entschleunigt – mithin gute Voraussetzungen, sich selbst etwas näher zukommen.
Ich habe Fragen an Menschen aus unserer Pfarreiengemeinschaft gestellt. Antworten, die uns anregen sollen weiterzudenken im Blick auf uns. Und nicht zuletzt wollen wir Gott einen Blick auf das zu Ende gehende Jahr werfen lassen. Denn er hat es uns schließlich auch anvertraut. 

Worüber haben sie sich besonders gefreut?
„Da muss ich nicht lange überlegen… In diesem Jahr habe ich mich gefreut, dass meine beiden Patentöchter gesunde Kinder geschenkt bekommen haben.“

Freude ist mehr als Spaß. Freude kommt von innen. Aus dem Herzen. Was war für mich Grund zur Freude in diesem Jahr? Freude schenkt Lebenskraft. Darum gilt es die Freude ernst zu nehmen. Sie zu hegen und zu pflegen. Ob es die Familie ist, gute Freundschaften, eine Aufgabe, die mir Freude macht… mein Glaube…
Im Buch Nehemia lesen wir:

„Macht euch keine Sorgen, denn die Freude am Herrn ist eure Stärke.“

Was hat sie in diesem besonders traurig gestimmt…
„Ich war heuer auf Beerdigungen von guten Freunden und musste die Hilflosigkeit der Angehörigen erkennen. Ich habe gespürt, wie Angehörige ihre Lebensfreunde verloren haben, keine Hoffnung mehr in sich trugen. Dies hat mich besonders traurig gestimmt.

Trauer ist traurig. Aber zugleich auch kostbar.
Wir betrauern nur, was uns vertraut, lieb und teuer geworden.
„In der Trauer lebt die Liebe weiter.“  Frankl
Nehmen wir uns Zeit für die Trauer. Trauer braucht Zeit.
Wenden wir uns der Trauer zu. Damit wir getröstet werden.

Jesus versprich: „Selig sind die Trauernden, denn Sie werden getröstet werden.“

 Was hat sie in diesem Jahr besonders überrascht?
„Besonders überrascht hat mich, wie viele Vorschläge zum Pfarrgemeinderat eingegangen sind.“

Das Leben steckt voller Überraschungen.
Überraschungen haben es in sich. Sie sind das Gegenteil von Alltag. Lieber sind uns natürlich die positiven Überraschungen. Aber auch schwierige Herausforderungen können das Leben weiter bringen. Auf alle Fälle darf uns das Leben nie zur Gewohnheit werden.
Nicht zuletzt verdanken wir Jesus immer wieder überraschende Impulse für unser Leben.

„Maria sagte zu den Dienern: was er euch sagt, das tut.“

 Was hat Sie besonders geärgert?
„Geärgert habe ich mich immer wieder über mich, wie wenig konsequent ich in manchen Dingen gewesen bin. Und geärgert habe ich mich über die Politiker, die nicht miteinander reden können.

Ärger ärgert. Damit das nicht so bleibt, lohnt es sich, dem Ärger auf den Grund zu gehen. Das gelingt am besten, wenn man versucht zu verstehen. Und verstehen kann man am besten, wenn der Ärger sich gelegt hat. Warum habe ich mich eigentlich geärgert? Darüber lohnt sich auch in aller Ruhe nachzudenken, darüber zu reden… Auch mit Gott.

Der Epheserbrief will davor bewahren, dass ich der Ärger festsetzt und verhärtet, wenn er uns rät: „Die sonne soll über eurem Zorn nicht untergehen!“

Welche Freundschaft ist mir in diesem Jahr besonders wichtig gewesen?
„Freundschaft ist für mich ein sehr wertvoller Begriff. Da ich ein Einzelkind bin, schätze ich diese umso mehr. Ich bin sehr dankbar, wenn mich meine Freunde Schwester nennen und ich weiß, dass sie es auch ehrlich meinen. Dass sie mit mir im Glauben unterwegs sind, macht sie, für mich, zu wahren und überaus wichtigen Wegbegleitern. Auf sie kann ich mich ganz einfach verlassen.”
Es müssen nicht viele sein. Dafür aber auch gute- Freunde. Wie oft man sich sieht ist oft gar nicht so wichtig. Man versteht sich, kann sich aufeinander verlassen. Freundschaften macht man nicht, sie werden geschenkt. Und machen unser Leben reich. Beziehungsreich.

Im Buch Jesus Sirach wird die Freundschaft geradezu besungen: „Ein treuer Freund ist eine starke Stütze, wer einen solchen findet, hat ein Vermögen gefunden.“

Wo war mir mein Glaube eine echte Hilfe?
„So konkret kann ich es Ihnen leider nicht sagen.
Ich spüre aber, dass ich ohne meinen Glauben nicht kann. Das ich diesen, meinen Glauben immer und überall brauche.
Mein Glaube ist ein Teil von mir, zu jeder Zeit, an jedem Ort, der mich in guten und in schlechten Zeiten leben lässt.
Glaube ist aber auch Gefühl, Emotion, ….. und muss nicht zu jeder Zeit erklärbar sein! Glaube ist für mich Hilfe und Unterstützung in allen Lebenslagen.“

Glaube schenkt Vertrauen.
Ich muss nicht aus eigener Kraft leben.
Ich habe auch nicht alles im Griff.
Und schon gar nicht im Kreuz.
Gott sei Dank sind wir erlöst.
Das macht uns gelassen und gelöst.
Das ist eine zutiefst lebensfrohe Botschaft! Und schenkt einen vertrauensvollen Anfang für ein neues Jahr.

Denn so spricht Christus, der Herr: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“ (Joh 11, 25)

Was hat mich in diesem Jahr so richtig glücklich gemacht?
„Besonders glücklich war ich, als unsere Ministranten im  Februar den Fußballcup gewonnen haben.“

Beim Thema „Glück“ viel hängt davon ab, wieviel ich mir vom Glück erwarte.
Wenn man zu viel erwartet, ist die Gefahr groß, dass man enttäuscht wird.
Es gibt wirklich das kleine Glück, das wirklich glücklich macht.
Und doch werden wir in dieser Welt nie ganz und für immer glücklich sein.
Darum gibt es in unserer Seele eine Sehnsucht nach mehr.

„Kein Auge hat gesehen, was Gott denen bereitet, die ihn lieben.“

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