Jesus am Opferstrock
Jesus am Opferstrock
Lesung: 1 Kön 17,10-16; Evangelium: Mk 12,38-44
Viele Kirchgänger suchen ihren Platz in der Kirche mit Bedacht aus. Und so manche haben sogar ihren Stammplatz… Im Evangelium begegnet uns Jesus heute im Tempel an einem bemerkenswerten Ort. Er sitzt direkt gegenüber dem Opferkasten. An dieser Stelle merkt man eines sofort: wer wieviel in den Opferstock wirft. War Jesus neugierig? Wohl kaum. Denn eines dürfte wohl klar sein: Jesus ist nicht auf´s Geld aus. Er hatte keine Konten, keine Rücklagen und auch keine Immobilien… nicht einmal einen Ort, wo er sein Haupt hinlegen konnte.
Kirche und Geld, wie geht das zusammen? Eigentlich ganz gut, wenn´s der Kirche nicht ums Geld geht. Sondern um den Glauben. Unsere Kirche ist ja eine Glaubensgemeinschaft. Wir glauben: „Gott ist die Liebe.“ Daraus folgt das Doppelgebot der Liebe: „Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst…“. Die gültige Währung im Christentum ist damit die Liebe. Freilich, die Nächstenliebe darf man sich dann schon auch was kosten lassen… Und die ersten Christen zeigten sich überaus freigiebig. Aus der Apostelgeschichte erfahren wir: „Alle, die gläubig geworden waren, bildeten eine Gemeinschaft und hatten alles gemeinsam“ (Apg 2, 44).
Die ersten Christen richteten sich ganz offensichtlich nach einem denkbar einfachen Grundsatz: Von dem, was ich zu viel habe, kann ich denen geben, die zu wenig haben. Dann haben alle genug und keiner kommt zu kurz. Das ist übrigens auch das Teilungsprinzip des Heiligen Martin: Der hat ja bekanntlich nicht seinen ganzen Mantel, sondern nur den Teil abgegeben, den er selbst entbehren konnte. Damit ist eine durchaus hilfreiche Frage verbunden: Was brauche ich eigentlich wirklich? Und was brauche ich wirklich nicht? Womit kann ich mich zufriedengeben, weil es genug ist? Und ist Zufriedenheit nicht ein hohes Gut!
Jesus also sitzt gegenüber dem Opferkasten. „Viele Reiche kamen und gaben viel.“ Und jeder Kirchenpfleger würde sich darüber freuen. Jesus sieht das auch. Wäre es ihm ums Geld gegangen, er hätte sich an die Reichen gehalten und Fundraising betrieben. Aber, wie gesagt, Jesus geht´s nicht ums Geld. Es geht ihm um mehr! Und darum interessiert er sich auch für diese arme Witwe. Warum eigentlich? Mit den zwei kleinen Münzen kann man doch nichts groß finanzieren. Eine Spendenquittung gibt´s dafür auch nicht… Aber waren die kleinen Münzen nicht das Letzte, was die arme Witwe hatte? Sie hat das Letzte gegeben. Wie auch die Witwe aus Sarepta, die mit dem letzten Rest Mehl und den letzten Tropfen Öl dem Propheten Elija, einem für sie fremden Gast, etwas Brot backt. Im Teilen, da liegt Segen! Die Witwe hat es am Ende erfahren dürfen.
Und wir merken, worum es Jesus geht: nicht ums Geld, nicht um Reichtum. Es geht ihm ums Vertrauen. Welches Vertrauen muss die arme Witwe in Gott haben, wenn sie in den Opferkasten das Letzte hineinwirft, freiwillig und ganz im Stillen – Jesus hat es gespürt. Und mit diesen beiden kleinen Münzen war der ganze Opferstock auf einmal randvoll gefüllt mit Gottvertrauen. Genau darum geht es Jesus: Dass wir Menschen Gott vertrauen. Darum preist er auch die selig, „die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich!“
Und was gehört dann am Ende den Reichen? Gehen die am Ende leer aus? Urteilen Sie selbst: Was kann man am Ende mit Geld schon bezahlen? Wenn die Beerdigung bezahlt ist, werden alle Konten gelöscht. Und auch wir selbst werden uns lösen müssen von allem – von unserem ganzen Leben. Spielt da Geld noch irgendeine Rolle? Nicht wirklich. Schon der Psalmist spricht es deutlich aus: „Für das Leben ist jeder Kaufpreis zu hoch“ (Ps 49, 9).
Wir nehmen am Ende nur mit, was wir hergegeben haben. Und die einzige Währung, die im Himmel gilt, ist das „Vergelt´s Gott!“. Aber am Ende müssen wir gar nichts bezahlen… Einer hat es schon längst für uns getan. Jesus Christus, der gekommen ist, „sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.“ (Mk 10, 45) Das ist das eigentliche Zukunftskapital unseres Lebens über den Tod hinaus. Haben wir Vertrauen!
Reicht das aus? Geht das gut? Jesus macht die „Probe aufs Exempel“ und sendet seine Jünger aus – mit nichts. Ihr Vertrauen werden sie damit ganz auf Gott setzen müssen. Mit nichts hat er sie losgeschickt, ganz erfüllt kommen sie zurück! Und ich frage mich, ob eine ärmere Kirche vielleicht gar reicher wäre…? Jedenfalls waren die Zeiten, in denen die Kirche reich war, oft Zeiten ihrer Verweltlichung und damit ihrer geistlichen Verarmung. Die Armutsbewegungen der Bettelorden dagegen hat die Kirche im Mittelalter aus ihrer Krise geführt und sie geistlich unglaublich bereichert! Geld ist allein Mittel zum Zweck. Und der Zweck muss gut sein! Ist diese Erfahrung aus der Vergangenheit auch eine Wegweisung für die Zukunft der Kirche?
Das heutige Evangelium stellt uns vor die Vertrauensfrage: „Wieviel Gottvertrauen habe ich?“ Wenn wir ehrlich sind, der armen Witwe werden wir wohl alle nicht das Wasser reichen können. Aber wir könnten doch versuchen, Gott mehr und mehr zu vertrauen. Ihm uns anvertrauen. Und ihm zutrauen, dass er am besten für uns sorgt. Darum beten wir ja auch im Vaterunser: „Dein -nicht mein- Wille geschehe…“. Gott kann unser Vertrauen nur rechtfertigen, wenn wir ihm einen Vorschuss an Vertrauen entgegenbringen. Das ist aufs Ganze unseres Lebens gesehen die beste Vermögensvorsorge, die es gibt. Denn wenn wir einmal die Augen schließen, können wir hoffentlich Gottes Liebe blind vertrauen…
Fürbitten
Herr Jesus Christus, Du machst uns Mut Gott zu vertrauen.
Wir bitten Dich, für alle die dem Irrglauben verfallen sind, alles selbst im Griff haben zu müssen.
Wir bitte Dich für Menschen, die reich sind, um einen verantwortungsbewussten Umgang mit ihrem Besitz.
Wir bitten für alle, die des Geldes wegen Beziehungen aufs Spiel gesetzt haben, um Zeichen der Versöhnung.
Wir bitten Dich für alle, die arm sind, um die Zuwendung derer sie bedürfen.
Wir bitten für uns, dass unser Vertrauen im Laufe unseres Lebens wächst.
Herr Jesus Christus, Dein abgrundtiefes Vertrauen in die Liebe Gottes hat Dich hindurchgetragen durch Sterben und Tod. Und hineingerettet in die Auferstehung zu ewigem Leben. Dir sei Lob und Dank. Amen.