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Jesus an Bord

Jesus an Bord
Gedanken zum Evangelium am 12. Sonntag i. J. (Mk 4, 35-41)

Wann beginnt eine Predigt? Klar nach dem Evangelium! Klingt logisch, ist aber falsch. Denn das Evangelium ist die Predigt. Und somit Jesus der eigentliche Prediger.
Natürlich soll auch ein Pfarrer einigermaßen gut predigen. Dafür geht er ja ins Priesterseminar und befasst sich mit Homiletik, das Fach in dem man in der Predigtkunst unterwiesen wird. Aber der wichtigste Lehrmeister ist immer noch Jesus. Er ist auch der beste Prediger.
Und wir? Bei uns kommt alles darauf an, dass wir aufmerksam zuhören. Denn es geht doch alles darum, die Predigt Jesu in sich aufzunehmen. Und sie dann weiterzusagen. So erreicht sie andere Menschen. Und so zeigt sich auch, ob wir Jesu Predigt richtig verstanden haben und ihn tatsächlich ernst nehmen.
Was man dazu können muss? Genau das, was auch seine Jünger gelernt haben von ihm. Weil sie bei ihm waren, ihn gesehen und gehört haben. Die Jünger nannte Jesus schließlich auch Apostel. Das heißt „Abgesandte“. Ihnen vertraut er die Verkündigung ausdrücklich an, bevor er heimkehrt zum Vater. „Geht hinaus in die ganz e Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen“ (Mk 16, 15) Obwohl doch keiner von ihnen je Theologie studiert hat, es ist ihnen gelungen…

Wie Jesus predigt
Heute sind wir dran, das Evangelium zu verkünden. Wir haben es eben vernommen. Jesus hat darüber gepredigt. So schwer kann das nicht sein. Denn wenn wir bedenken, wie Jesus gepredigt hat, dann wird es im Prinzip nicht kompliziert, sondern eigentlich ganz einfach.
Jesus findet einprägsame Merksätze, die man sich gut einprägen kann. Zum Beispiel: „Wer der Erste sein will, der sei der Letzte von allen, und der Diener aller“ (Mk 9, 35).
Jesus malt ausdrucksstarke Bilder, die tief einwirken in unsere Seele. Wir erinnern uns: „Ich bin das Licht der Welt!“ „Ich bin das Brot des Lebens!“ „Ich bin der gute Hirte!“
Und Jesus wählt einfache Vergleiche aus dem alltäglichen Leben seiner Hörer, die wir noch heute gut verstehen. Wir erinnern uns an seine Predigt am vergangenen Sonntag, in der er das Reich Gottes mit dem Wachsen der Saat verglichen hat.
Vor allem aber predigt Jesus durch sein Auftreten, sein machtvolles Wirken.
Das erleben wir heute.
Jesus im Boot. Seelenruhig gebettet auf einem Kissen. Er schläft. Plötzlich bricht ein Sturm herein, die Wellen schlagen hoch, das Boot droht zu kentern: „Meister, stört es dich nicht, dass wir zugrunde gehen!“ (Mk 4, 38). Da erhebt sich Jesus und spricht gegen die Naturgewalten ein schöpferisches Machtwort: „Schweig und sei still“ (Mk 4, 39). Und es tritt völlige Stille ein. Die Reaktion lässt nicht auf sich warten: Alle sind voll Furcht – oder sollten wir besser sagen: von Ehrfurcht ergriffen. Jesus predigt durch sein Auftreten, sein kraft-  und machtvolles Wirken. Ja, es ist ein Wunder, kein Menschenwerk. Und am Ende bleibt seine bewegende Frage: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“ (Mk 4, 40).

Sagen wir es weiter
Denn wenn Sie Jesu Predigt gehört haben, haben sie alles gehört, was die Leute damals auch gehört haben. Bei einer so einprägsamen Predigt wie heute -das war ja ein Erlebnis!- muss ich mir den Kopf zerbrechen, was man da eigentlich noch dazu sagen soll. Das alles spricht doch für sich! Die Wellen schlagen hoch. Wir kennen das. Und wie reagieren wir darauf? Oft genug mit hektischem Aktionismus. Wir sind ganz außer uns und bemerken gar nicht, dass da noch einer seelenruhig im Boot ist. Wir haben ihn doch an Bord? Es liefen ja noch andere Boote aus, ohne ihn. Was aus denen geworden ist, erfahren wir interessanterweise nicht. Mit Jesus an Bord… Können wir da eigentlich jemals zugrunde gehen? Freilich: Jesus ist am Ende nicht liegen geblieben. Er ist aufgestanden, weil man sich an ihn wendet. Das ist schon auch wichtig. Dass wir uns in herausfordernden Situationen vehement an ihn wenden. Jesus erhebt sich. Macht- und kraftvoll. Wenige Worte wirken!
Nehmen wir seine Anfrage ernst und gehen wir in uns. „Warum habt ihr solche Angst? Hat ihr noch keinen Glauben“ (Mk 4, 40) Ja, wie tief gründet mein Glaube? Gegen Angst hilft ja immer noch Vertrauen. Und Vertrauen wächst aus Glauben. Und wenn das Vertrauen bis in Gott gründet, Gottvertrauen, können wir doch nie und nimmer zugrunde gehen…!
Und versuchen wir dann die Predigt Jesu weiterzusagen. Seine Predigten muss man sich nicht aufschreiben. Man kann sich seine Worte, seine Gleichnisse, seine Bilder und vor allem seine Wunder gut einprägen und weiterzählen.
Ich denke, das ist der Steilpass auch für unsere Verkündigung. Die Leute wollen wissen, was wir von Jesus gehört und verstanden haben. Und was wir mit ihm erlebt haben. Wo uns unser Glaube wirklich geholfen hat. Weil wir eben auch schon Angst hatten und aus dem Glauben Vertrauen schöpfen konnten, weil Jesus im Boot unseres Lebens ist.
Wir spüren damit, wo der Ort unserer Verkündigung ist: mittendrin in unseren Familien, am Arbeitsplatz, im Freundeskreis. Machen wir es nicht kompliziert, drängen wir uns nicht auf aber geben wir immer wieder zur rechten Zeit Zeugnis von der Hoffnung, die uns erfüllt.

 

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