Jesus – ein Influencer?
Jesus – ein Influencer?
Gedanken zum Evangelium am 25. Sonntag i. J. (Mk 9, 30-37)
Unter Influencern versteht man gemeinhin Menschen, die andere beeinflussen und möglichst viel Meinung „machen“ möchten. Wie das geht? Am besten auf Kanälen wie TikTok oder Instagramm posten, möglichst viele Follower gewinnen und am Ende so richtig Erfolg haben und „Kohle machen“. Für immer mehr Leute ein vielversprechendes „Geschäftsmodell“.
Damit dürfte eines wohl klar sein: Jesus wäre bestimmt das Gegenteil eines klassischen Influencers. Jesus geht es nicht um die Massen von Menschen. Ganz im Gegenteil: Er lässt oftmals die Menschenmassen bewusst beiseite und wendet sich den Seinen zu. Das sind nicht eben viele. Umso mehr Zeit kann er sich für sie nehmen. Diese persönliche Zuwendung, die Jesus immer wieder schenkt, erscheint geradezu als wesentlicher Charakterzug jeder echten Gottesbeziehung.
Jesus sucht nicht möglichst viele „Follower“, die ein Influencer eh kaum kennt. Er sucht Nachfolger. Und da scheint er nicht wählerisch. Wir hätten uns wohl keinen einzigen seiner Jünger ausgesucht, keine einfachen Fischer, keine fanatischen Zeloten, keine hitzköpfigen Donnersöhne und auch nicht Matthäus, den Jesus direkt aus seiner Zollstation beruft. Sein Fest feiern wir heute. Aber sie alle folgen ihm nach.
Von jetzt an bleiben ihnen drei Jahre, Jesus auf die Spur zu kommen. Er nimmt sich Zeit für sie. Manches lernen sie zu verstehen, anderes haben sie am Ende immer noch nicht verstanden.
Jesus nimmt sich Zeit auch für uns; und die sollten auch wir uns immer wieder nehmen für ihn. Nur so kann er uns schließlich einführen in eine tiefere Wahrheit, die es nie einfach so nebenbei zu verstehen gibt. Vor allem, wenn es ums absolut „Eingemachte“ geht: um seinen Tod und seine Auferstehung! Die Jünger verstehen auf Anhieb nicht viel, obwohl er es ihnen dreimal zu erklären versucht. Sie wagen es andererseits aber auch nicht, Jesus zu fragen. Schade! Haben wir keine Angst, immer wieder in einen offenen Dialog mit Jesus zu treten. Ein Glaubensgespräch mit Jesus lohnt immer…!
Dann bringt Jesus überraschend ein Kind ins Spiel. Und stellt es dazu noch als Vorbild hin. Zunächst, um die allzu menschlichen Überlegungen seiner Jünger zu stoppen. Denen geht es viel zu sehr um sich selbst. Man kennt das… Was für Unterschied: Da redet Jesus über sein Kreuz und seine Jünger debattieren darüber, „wer von ihnen der Größte sei“.
Hat Jesus mit seinem Einwand nicht recht! Kinder würden so was wohl kaum tun! Kinder sind immer wesentlich. Echt in ihren Gefühlen, offen in ihren Fragen. Was Jesus über sein drohendes Schicksal erzählt hat, hätte ein Kind nicht gleich wieder losgelassen, sondern in seiner Seele beschäftigt.
Aber auch darum stellt Jesus ein Kind in die Mitte: Kinder sind bei ihm -wie alle vermeintlich „kleinen Leute“- Menschen, die aus sich nichts machen können oder müssten. Genau darum kommen sie groß raus bei Gott! Je mehr wir fertigbringen, wie Kinder zu sein, desto mehr vermögen wir es, wie Jesus, Gott unseren Vater zu nennen.
Die wahre Größe eines Christen kommt immer von unten und kann so am besten auf Gott hin zuwachsen. In ebendiese Richtung will Jesus unser Leben „beeinflussen“. Und wer könnte es überzeugender als er, der selbst in der Hingabe seines Lebens zum Diener von uns allen geworden ist.
Und die Jünger? Am Ende werden sie Jesus nicht enttäuschen! Die Begegnung mit ihm, dem Auferstandenen, macht sie zu glühenden Zeugen der Auferstehung. Nun berufen sie Menschen zur Nachfolge, so wie sie selbst Jesus nachgefolgt sind.