Kerngeschäft von Kirche…
Kerngeschäft von Kirche…
Gedanken zum 14. Sonntag i. J. (Lk 10, 1-9)
In Krisenzeiten ist für Unternehmen eine Überlegung wichtig: „Was ist eigentlich unser Kerngeschäft?“ Wenn alles super läuft, kann man Manches daneben machen. In Krisenzeiten aber nicht. Was aber ist das Kerngeschäft? Lufthansa fliegt –hoffentlich, BMW liefert Autos und Edeka frische Lebensmittel. Das sind Marken, die ein klares Kerngeschäft betreiben. Und sich bitte darauf auch konzentrieren sollten.
Hierzulande steckt die Kirche gerade in einer Krise. Viele Medien berichten begeistert darüber, was die Situation natürlich nicht besser macht. Umso mehr stellt sich doch die Frage: Was ist eigentlich das „Kerngeschäft“ von Kirche? In Unternehmen gibt es einen Vorstand, der darüber entscheidet und einen Aufsichtsrat, der kontrolliert. In der Kirche? Gewiss, es gibt Bischöfe, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken und in Rom den Papst. Aber vor allem gibt es Jesus Christus. Wenn einer bestimmt, wo´s langgeht, wie´s weitergeht und was das Kerngeschäft von Kirche ist, dann doch wohl er. Es ist ja auch seine Kirche. Aber wer hört überhaupt noch darauf, was er uns sagt?
In der Kirche geht es oft um alles Mögliche. Und Großveranstaltungen wie Katholiken- und Kirchentage, die so groß ja nicht mehr sind, ähneln geradezu einem Jahrmarkt der Möglichkeiten und Unmöglichkeiten. Aber worum geht es ihm, Jesus Christus, unserem Herrn? Im heutigen Evangelium erfahren wir es einmal mehr, und zwar klar und deutlich: Um das Reich Gottes, den Frieden, um Heilung und Heil.
Was es jetzt noch braucht? Natürlich gute Mitarbeiter! Das sind Menschen in der Nachfolge Christi. Nicht Mitläufer und auch nicht solche, die einfach nur nachlaufen. Sondern echte Mitarbeiter, die wissen, was sie tun, warum sie es tun und dann auch: dass sie es tun…!
Letzten Sonntag hat Jesus mit drei Personen die Berufungsfrage geklärt. Er hat ihnen –und damit ja auch uns- gesagt, worauf es ihm ankommt: seid nicht rückwärtsgewandt sondern zukunftsoffen. Versucht euch nicht abzusichern, sondern verlasst euch auf mich und: lass euch einbinden in die Familie der Kinder Gottes.
Die ersten, die Jesus ausgesandt hat, waren natürlich seine 12 Jünger, die er selbst berufen hatte. Und ihre Mission war offenbar erfolgreich. Darum sendet Jesus heute noch 72 andere Jünger aus. Und wie? Zunächst einmal zu zweit. Christen sind niemals Einzelkämpfer. Und vor allem: wenn zwei in seinem Namen unterwegs sind, dann ist Jesus mitten unter ihnen und sie unterwegs mit ihm.
Was sie mitnehmen? Nichts! „Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe“ (Lk 10, 4). Setzt nicht auf falsche Sicherheiten. Ihr könnt euch auf mich verlassen!
Wie sie vorgehen sollen? Zielstrebig! „Grüßt niemanden auf dem Weg!“ (Lk 10,4) Mit anderen Worten: Verratscht euch nicht!
Und was bringen sie mit? Frieden. „Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Sohn des Friedens wohnt, wird euer Friede auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren“ (Lk 10, 5).
Wo sie willkommen sind, sollen sie dann auch bleiben. Sich Zeit nehmen. Christliche Verkündigung hat nichts zu tun mit Klinkenputzen. Nein, man muss sich schon auf Menschen einlassen. Wissen, wie sie leben. Dann erst kann man den Glauben verkünden, mit dem sie leben sollen. „Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet“ (Lk 10, 7).
Und was ist nun das Kerngeschäft, das die Jünger betreiben sollen? Der Inhalt ihrer Verkündigung. Wie gesagt, sie bringen zunächst einmal den Frieden. Und dann trägt Jesus ihnen auf: „Heilt die Kranken und sagt ihnen: Das Reich Gottes ist euch nahe“ (Lk 10, 9).
Natürlich kann man das alles auch anders angehen. Mit viel Geld, langen Diskussionen, komplizierten Strategiepapieren und einer aufwändigen Verwaltung. Nur darum ging es Jesus nicht. Er hatte offensichtlich anderes im Sinn und einen anderen Plan.
Und das Ergebnis? Die Erstverkündigung in den Anfängen des Christentums war durchaus erfolgreich. Obwohl es viel Widerstand gab und immer wieder Zeiten der Verfolgung. Darauf hat Jesus den 72 ausdrücklich vorbereitet: „Geht! Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe“ (Lk 10, 3). Und wirklich: Die Schwierigkeiten waren groß, aber der Glaube war weit größer. Und die Kraft aus Vertrauen, dass er als guter Hirte seine kleine Herde nicht im Stich lässt. Und die kleine Herde der ersten Christen ist wirklich gewachsen und gewachsen.
Wenn wir abschließend auf unsere Situation blicken. Die große Herde wird kleiner. Das ist schon eine Krisensituation. Viele laufen heute weg. Manche laufen noch immer mit, andere laufen nach. Aber auf die hat es Jesus noch nie abgesehen. Er sucht damals wie heute Nachfolger. Menschen, die ihm aus freien Stücken und mit ganzem Herzen auf der Spur bleiben. Und die sich dann auch losgehen trauen, um heilsam zu wirken und das Evangelium vom Reich Gottes zu den Menschen zu bringen.
Gewiss, in guten Zeiten kann man alles Mögliche machen. In Krisenzeiten aber gilt es, sich auf das Kerngeschäft zu beschränken. Darin sehe ich durchaus auch eine echte Chance für die Kirche. Wenn wir uns als Christen vor Ort wieder auf das Wesentliche konzentrieren: Auf den Glauben an Jesus Christus und an Gott, den er uns nahegebracht hat. Behalten wir unseren Glauben nicht für uns. Teilen wir ihn mit anderen. Und besinnen wir uns darauf, dass wir als Christen Brüder und Schwestern Jesu Christi sind, die in seinem Sinne zusammenleben und zusammenstehen. Und versuchen wir, heilsam zu sein. Erkennen wir, wo wir Gutes tun können und versuchen wir selbst, ganz einfach gut zu sein. Ganz im Sinne der Nächstenliebe, in der die Liebe zu Christus sichtbar wird. Amen.