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Komm zur Ruhe…

Komm zur Ruhe…
Gedanke zum Evangelium am 16. Sonntag i. J. (Mk 6, 30-34)

Was fällt uns Menschen leichter: Gas geben – oder Ruhe geben?
So richtig Gas zu geben, ist schon faszinierend… im Ferrari, im Beruf. Es wird gestaunt und begeistert applaudiert. Kinder werden oft schon früh trainiert und auf Hochtouren gebracht, damit sie später im Leben „so richtig Gas geben“ können.
Mit dem „Ruhegeben“ ist es nicht ganz so einfach. Oft genug klingt es ja auch wie ein Vorwurf: „Gib endlich Ruhe!“ Weil da einer -wobei auch immer- einfach nicht zu bremsen ist. Und auch der sognannte „wohlverdiente Ruhestand“ ist nun nichts, was unbedingt begeistert.
Jesus bringt heute beides ganz harmonisch zusammen. Erst unlängst hat er die Seinen ausgesandt: Sechsmal zwei Jünger. Ihnen einen klaren Auftrag gegeben, sie mit Vollmacht ausgestattet und so waren sie richtig gut motiviert. Es ist schon etwas Faszinierendes, das mit dem „Aufbruch“. Und sie haben dann auch losgelegt… Und dann? Dann holt er sie zurück. Immer auf Hochtouren geht nicht. Ein Burnout wäre vorprogrammiert. Jetzt sollen sie nicht Ruhe geben. Sie sollen sich Ruhe gönnen. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Sich ausruhen – und zwar bei ihm…

Wir alle kennen diese tiefe Sehnsucht nach Ruhe. Ja, es gibt einen wahren Hype an Entspannungstechniken… Yoga oder anderer Formen der Meditation… Gut so: „In der Ruhe liegt die Kraft!“ Das Zitat stammt übrigens von Konfuzius. Aber dabei sollten wir nicht nur an das bekannte „Om“ denken und das Mantra, das darauf folgt… Oder die sprichwörtliche „Hängematte“ herbeisehnen… Denken wir durchaus auch an Jesus und seine einfühlsame Einladung: „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus!“ (Mk 6, 31) Das machen wir jetzt auch. Nehmen wir Jesus beim Wort und stellen wir uns vor, er lädt uns ein, bei ihm auszuruhen. Setzten Sie sich bequem in die Bank… Lassen wir uns von Jesus in aller Ruhe beiseite nehmen. Und gönnen wir uns jetzt fünf Minuten Ausruhen bei ihm. Kein Wort, keine Musik, Jesus hat schließlich von einem „stillen Ort“ gesprochen für sich und die Seinen… (5 Minuten Ruhe in Stille…)

Wie ist es uns ergangen? Was ist in uns vorgegangen? Es ist gar nicht so leicht, die Ruhe in Stille auszuhalten. Und doch spüren wir: die Stille beim Herrn hat es in sich. Wir kommen zunächst auf so viele Gedanken, die „im laufenden Geschäft“ oft keine Chance haben, sich zu melden. Aber irgendwann wird es ruhiger. Dabei geht es nicht nur um die Ruhe an sich. Es ist die Ruhe, die wir bei ihm und durch ihn finden. Die uns dann auch von neuem Kraft gibt und neu inspiriert.
Anfängliche Schwierigkeiten sollen uns nicht abhalten, diesen Ruheort an seiner Seite immer wieder aufzusuchen. Sondern vielmehr motivieren, der Einladung Jesu öfter zu folgen. Einige wenige Minuten schenken Kraft für Stunden! Ganz besonders am Sonntag. Denn genau dafür ist der Sonntag sogar verfassungsrechtlich seit den Tagen der Weimarer Verfassung vorgesehen: Als „Tag der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung“ (laut Art 140 GG Teil des Grundgesetzes).
Ruhe schenkt Zeit, zu mir zu kommen und dann zu Jesus zu finden. Bei ihm darf ich ausruhen und mich dann von Neuem auf den Weg machen. So endet auch das Evangelium nicht in aller Ruhe, sondern mündet ein in einen neuen, beherzten Aufbruch.

 

Herr Jesus Christus,
Du lädst uns ein, bei Dir zur Ruhe zu kommen.
Dafür danken wir Dir und bitten Dich:

Für alle, die über ihre Kräfte leben und arbeiten und dies noch nicht bemerkt haben.
Für alle, die anderen heraushelfen wollen aus ihrer Überforderung.
Für uns, dass wir vor Ruhe und innerer Stille keine Angst haben.
Für kontemplative Ordensgemeinschaften, die in aller Stille vor Dir beten für eine oft so hektische Welt.

Herr Jesus Christus aus deiner Einladung, bei dir einzukehren um Ruhe zu finden danken wir Dir. Es ist ein Zeichen Deiner Fürsorge, die uns gut tun soll.
Amen.

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