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Kommt und seht!

Kommt und seht!
Gedanken zum Evangelium am 3. Sonntag im Jahreskreis (Joh 1, 35-42)

Der Glaube ist immer eine ganz persönliche Angelegenheit. Von Mensch zu Mensch. Natürlich kann man darüber auch theoretisieren und diskutieren. Viel wichtiger aber ist es, dass wir Menschen im Glauben mitnehmen.

„Seht das Lamm Gottes!“ Mit diesen recht theologischen Worten beginnt eine Begegnung, die so ganz anders endet. Johannes hat auf Jesus verwiesen. Und er ist das Lamm Gottes! Spätestens am Kreuz wird das offenbar. Aber ob Andreas und der andere Jünger das schon damals begriffen haben? Wohl kaum… Johannes wollte sie auf Jesus aufmerksam machen. Das ist ihm auch gelungen. Sie gehen auf Jesus zu und der fragt sie unumwunden: „Was sucht ihr?“ Die beiden sind ebenso direkt: „Meister, wo wohnst du?“ Ganz schön neugierig!

Und Jesus? Er nimmt sie gleich mit. „Kommt und seht!“ Ob wir das auch tun würden? Zwei wildfremde Leute mit zu uns nach Hause nehmen? Die beiden gehen mit Jesus mit und bleiben den Tag über bei ihm. Alles völlig unvorbereitet und ganz spontan. Ob es eine Brotzeit gab? Wir wollen es hoffen! Aber eines dürfen wir sicher annehmen: Sie bekamen zu sehen wo Jesus wohnt und vor allem wie Jesus lebt. Es muss Eindruck auf sie gemacht haben. Denn sie werden von nun an bei Jesus bleiben. Die ersten Jünger sind gewonnen. Und was tun sie sofort? Andreas erzählen erzählt es gleich weiter, seinem Bruder Simon. „Wir haben den Messias, Christus, gefunden!“ So kommt einer zum anderen. Der Jüngerkreis wächst.

Wie wäre es eigentlich umgekehrt? Wenn Jesus unvermittelt auf uns zukommen würde. Würden wir ihn auch gleich fragen: „Jesus, was suchst du?“ Ich könnte mir gut vorstellen, auch er würde antworten: „Wo wohnst du? – Ich suche – ich besuche dich!“ Nehmen wir ihn mit? Lassen wir ihn doch sehen, wo wir wohnen! Und vor allem: wie wir wohnen. Gewiss eine spannende Angelegenheit! Was wäre wohl, wenn wir Jesus wirklich einmal einladen würden, einen Tag lang daheim bei uns zu bleiben, einen ganzen Tag mit uns zu verbringen. Er würde bestimmt mitkommen. Und dann? Wohin würden wir ihn zunächst bitten? Was zuerst zeigen und was eher nicht? Welchen Eindruck würde er wohl bekommen…

Ich komme auch immer wieder in Häuser und Wohnungen. Man spürt die Atmosphäre, schaut sich ein wenig um. Und ich freue mich, dass ich in vielen Wohnungen ein Kreuz entdecke. Meistens in einem eigenen Herrgotts-Winkel. Nein, man stellt Jesus nicht in die Ecke. Das ist ein besonderer, ein irgendwie geheiligter Ort. Eben dort, wo sich Menschen besonders oft und gern zusammensetzen: am Esstisch. Eine gute Idee! Denn am Sonntag lädt uns Jesus ja auch ein an seinen Tisch, hier in der Kirche. Und wir laden ihn ein zu uns – unter der Woche. Oft wird auch noch ein Tischgebet gesprochen. Das muss nicht lang sein. Und klingt etwa so: „Komm, Herr Jesus, sei unser Gast und segne, was du uns bescheret hast!“ Eben nach christlicher Gastfreundschaft! Da ist Segen drauf. Und haben wir nicht gerade an „Dreikönig“ unsere Wohnungen bewusst und sichtbar unter den Segen Gottes gestellt. Wie hat mir ein Mann erzählt, als bei ihm der Haussegen gewaltig schief hing: „Ich hab´ wieder ein Kreuz in unserer Wohnung aufgehängt.“  Und da findet sich oft noch was:  Ein Weihwasserkessel neben der Eingangstür. Mit dem Segen das Haus betreten, mit dem Segen das Haus verlassen. Das Weihwasser darf uns nie ausgehen.

Kleine Hinweise, die uns daran erinnern, dass wir mit Jesus zusammenwohnen können. Das tägliche Zusammenleben prägt uns Menschen. Frei nach dem Motto: „Sag mir, mit wem du umgehst, und ich sage, wer du bist.“ Ein Umgang mit Jesus prägt uns christlich. Nicht nur wenn´s fromm werden soll. Es kann eine echte Lebensgemeinschaft daraus erwachsen. Man kann mit Jesus auch bügeln oder am Abend das Fernsehprogramm auswählen. Klingt komisch, aber geht durchaus – dann vielleicht sogar besser.

In unserer Zeit gibt es so viel verschiedene Lebensstile, „Lifestyle“ genannt. Ganze Magazine erscheinen zu diesem Thema. Und ja, es gibt auch einen christlichen Lifestyle, den wir pflegen können. Auch und gerade zu Hause mit unseren „Hausgenossen“. Dabei kann man viel lernen und gleich einüben. Unseren Glauben haben wir „von Haus aus“ gelernt und daheim auch eingeübt. Die frühe Kirche hat deshalb bewusst von der Hauskirche gesprochen.

Und der Heilige Cyrill von Alexandria meinte darum: „Wenn ich jemanden für das Christentum gewinnen will, lasse ich ihn in meinem Hause wohnen.“ Anfang des 5. Jahrhunderts hat er genau das getan, was auch Jesus getan hat. Damals wie heute gibt es Viele, die Jesus Christus nicht kennen. Aber dafür kennen sie uns. Verheimlichen wir ihnen nicht, dass wir den Messias gefunden haben. Dass er bei uns daheim wohnt, und wir mit ihm zusammenleben.

Und wenn uns dann Menschen besuchen, geben wir ihnen einen kleinen Einblick, wie das ist, mit Jesus Christus unter einem Dach zu wohnen. Natürlich muss man da manchmal etwas zurechtrücken, aufräumen. Aber dazu haben in diesen Wochen des Lockdowns auch mehr Zeit. Man soll ohnehin möglichst mit dem eigenen Hausstand zusammenbleiben. Jesus gehört für Christen selbstverständlich dazu! Schaffen wir daheim eine christliche Atmosphäre. Dann mögen Menschen, die uns besuchen spüren, wer bei uns wohnt. Und wie wir mit ihm, Jesus Christus, zusammenleben.

 

Herr Jesus Christ,
von Dir lässt sich viel lernen, wie wir mit dem Glauben gut umgehen können:

  • Wir bitten um eine Kultur der einladenden Gastfreundschaft.
  • Wir bitten um die Fähigkeit, Menschen auf dich aufmerksam zu machen.
  • Wir bitten um ein gutes Miteinander in unserem häuslichen Umfeld.
  • Wir laden Dich zu uns ein und hoffen, dass Du Dich bei uns daheim wohl fühlst.

Herr Jesus Christus,
echte Lebensqualität wird erst mit Dir so richtig möglich.
Dafür danken wir Dir. Amen.

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