l

Krieg und Frieden

Krieg und Frieden

Die halbe Welt steht unter Schock. In Europa erfreuen wir uns seit 77 Jahren des Friedens. Viel ist inzwischen friedlich zusammengewachsen. Und nun herrscht, was wir uns alle gar nicht mehr vorstellen konnten: Krieg. Vom Weltfrieden waren inzwischen freilich immer noch weit entfernt – angesichts der aktuell rund 150 Kriege und militärischen Auseinandersetzungen.

Warum ändert sich das nicht einmal für immer? Wenn man sich die Weltgeschichte so anschaut, erkennt man schnell: Es gibt Menschen, die wollen mit allen Mitteln an die Macht. Und wenn sie dann Macht haben, wird sie oftmals missbraucht. Nicht von ungefähr warnt Jesus ausdrücklich: „Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und ihre Macht über die Menschen missbrauchen“ (Mk 10, 42).

Machthaber wollen in der Regel an der Macht bleiben und noch mehr Macht haben. Koste es, was es wolle. Und die Kosten sind hoch! Dabei ist das erste Opfer im Krieg immer die Wahrheit. Schon zuvor wird sie manipuliert und zu Propagandazwecken verkehrt und dann gehen Machthaber über Leichen, legen in Schutt und Asche. Heute geht uns die Asche bestimmt tiefer unter die Haut als sonst an einem Aschermittwoch.

Und doch waren alle Machthaber am Ende ihre Macht los. Das bleibt auch diesmal zu hoffen. Und dafür wollen wir auch beten! Aber an welcher Macht scheitern diese Machthaber? Am Freiheitswillen des Menschen und am Gewissen. Der größte Feind der Machthaber ist und bleibt das Gewissen des Menschen, das man auf Dauer nicht unterdrücken kann.

Ob es die mutigen Hitlerattentäter waren oder die Mitglieder der Weißen Rose; christliche Märtyrer, die es nicht nur im III. Reich gab. Ob es die friedliche Revolution in der Herzmitte Europas war, die vor über 40 Jahren den eisernen Vorhang zu Fall brachte. Glücklicherweise hat das Gewissen bislang noch immer die Oberhand behalten. Und Machthaber jedenfalls waren am Ende ihre Macht wieder los.

Gegen alle Machthaber wendet sich unser Glaube. Ja, die Menschwerdung Gottes ist eine einzige Friedensmission. „Friede auf Erden!“ Und das Programm sagt auch, an wen sich die Botschaft richtet: „an Menschen, die guten Willens sind.“ Und wir sollen Gott die Ehre geben. Er allein ist der Herr der Welt. „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen, die guten Willens sind.“ Das Gewissen ist dabei für den Frieden immer ein gutes „Navi“: Sowohl für ein friedliches Miteinander der Menschen, als auch auf dem Weg zu einem inneren Frieden, den wir ja auch brauchen.

Das Gewissen zeigt uns nicht nur den rechten Weg, es macht dann auch Mut, das Richtige zu tun. Dabei geht es immer um die Wahrheit.

Die Wahrheit ist das erste Opfer des Krieges aber zugleich auch der einzige Weg wieder da rauszukommen… auf den Weg des Friedens. Der Mut zur Wahrheit in der Ukraine hat die westliche Welt erfasst. Sie handelt entschlossen und geschlossen.

Natürlich erfordert es zu allen Zeiten Mut, für sein Gewissen einzutreten. Vor allem dann, wenn man gegen den Strom schwimmt. Oder gar Machthabern ins Gewissen zu reden. Und doch hat es –Gott sei Dank!- zu allen Zeiten Menschen gegeben, die diesen Mut auch hatten! Das Gewissen macht eben Mut zur Wahrheit! Und die Wahrheit macht frei. Auch darum fürchten sich die Machthaber nichts mehr als die Kraft des Gewissens.

All überall ist von einer Zeitenwende die Rede. Und davon, was sich in Zukunft alles ändern soll. Für uns, gerade zu Beginn dieser überaus ernsten Fastenzeit, wird es einfach und allein darauf ankommen, dass wir versuchen, gewissenhaft zu leben.

Denn der Friede beginnt immer auch in uns. Eben genau dort, wo auch die Stimme unseres Gewissens zu vernehmen ist, mit der uns Gott ansprechen will.

Weil wir alle nicht Putin sind, können wir den Krieg nicht stoppen. Unser einziger Beitrag ist, den Frieden zu sichern in unserer kleinen Welt. Und das ist schon eine gute Leistung, die immer Folgen hat. Wie hat es Thomas von Kempen gesagt: „Bewahre du zuerst Frieden in dir selbst, dann kannst du auch andern Frieden bringen.“

Beten wir in diesen Tagen um den Frieden in der Ukraine, um Frieden in der Welt. Und bemühen wir uns um Frieden in und um uns herum. Der innere Friede ist so wertvoll, weil er Ruhe gibt, wo Angst sich unserer Seele bemächtigen will. Der Hl. Franz von Sales hat schon recht, wenn er sagt: Du darfst auf keinen Fall deine inneren Frieden verlieren, auch dann nicht, wenn die ganze Welt aus den Fugen zu geraten scheint.“

Share