Lassen wir uns nicht blenden!

Lassen wir uns nicht blenden!
Gedanken zum 2. Fastensonntag (Mt 17, 1-9)

Waren Sie auch schon mal wie geblendet? Blenden kann uns bekanntlich vieles: Schönheit, Erfolg, Reichtum… Manche Menschen sind auch Blender. Und nicht wenige lassen sich auch gerne blenden… Das Problem dabei: Wenn man geblendet wird, sieht man nicht mehr so gut. Es gibt ja auch Autofahrer, die manchmal vergessen abzublenden… Das kann durchaus gefährlich werden…

Da stehen drei einfache Fischer auf einmal wie geblendet da. Jesus hat Petrus, Andreas und Jakobus mit hinauf genommen auf den Berg Tabor. Warum auch immer.Aber auf einmal ist alles anders. Jesus steht da in gleißendem Licht. Und neben ihm Mose und Elija, die beiden Größen des Alten Testaments. Mose, der nach der Befreiung aus Ägypten am Berg Horeb auch die Gesetzestafeln in Empfang nimmt. Und Elija, der große Prophet, der wieder erwartet wurde, bevor der Messias kommt. Jesus also in vornehmster Gesellschaft. Und für einen Augenblick lässt sich erahnen, wer da in der Mitte steht: der Messias. Aber wer er wirklich ist, das wird sich erst später erweisen. Nicht auf dem Berg der Verklärung, sondern auf dem Berg Golgotha.
Klar, dass die drei Fischer erschrecken. Aber als sie sich endlich gefangen haben, werden sie aktiv: Drei Hütten wollen sie bauen. Eigentlich wären Schlösser eher angebracht. Frei nach dem Motto: „Augenblick verweile doch, du bist so schön!“

Irgendwie stimmt es doch: Wenn alles strahlt, dann strahlen wir gerne mit. Wer sonnt sich nicht gerne im Abglanz der anderen. Im Schatten stehen will schließlich kaum einer. Nur verblasst alles dann auch oft recht schnell.
Es lässt tief blicken, wenn man heute die Stars von gestern googelt und sieht, was aus ihnen geworden ist. Aus einem Elvis… Aus einem Michael Jackson… Und seiner Neverland-Ranch…

Zurück auf dem Berg der Verklärung schauen wir noch auf Jesus: Warum hat er den Vorschlag der Jünger nicht aufgegriffen? Dort oben hätte man eine Pilgerstätte für seine Fans errichten können. Als Verklärter hätte er bestimmt Erfolg gehabt und auch ein angenehmes Leben…!
Er hat es nicht getan, weil er genau wusste, worum es am Ende geht. Nicht um seine Verklärung, sondern um unsere Erlösung. Dafür steht ein anderer Berg, zu dem sein Kreuzweg führt: der Berg Golgotha. Dort erwartet ihn das Kreuz. Und uns die Erlösung. Denn die eigentliche Verklärung ist ja am Ende seine Auferstehung. Ein Lichtereignis aus einer ganz anderen Welt. Diese Verklärung konnte natürlich niemand mitanschauen. Weil kein Auge gesehen hat, was Gott denen einmal bereitet, die ihn lieben.

Darum also ist Jesus nicht auf dem Gipfel eines vermeintlichen Erfolgs geblieben. Wie heißt es in Goethes Faust: „Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehn!“
Eben genau das ist nicht passiert. Gott sei Dank! Wäre Jesus am Ende oben geblieben, wären wir alle am Ende zugrunde gegangen.

Als der Auferstandene mit seinen verklärten Wunden den Seinen begegnet, werden sie nicht geblendet. Sie verstehen vielmehr langsam aber sicher, wer er wirklich ist, und dass er um unseres Heiles willen in die Welt gekommen ist.

Was wir mitnehmen vom Berg der Verklärung? Ein Zweifaches:

1. Lassen wir uns nicht blenden. Nicht blenden von äußerem Schein. Es geht um das Sein. Das werden wir nie erkennen, wenn wir geblendet sind.

Die Wahrheit muss uns schon einleuchten. Und dies geschieht behutsam, mit der Zeit. Ist es im Leben nicht auch so?

Die aufwändigste Hochzeitfeier kann vielleicht den „schönsten Tag“ des Lebens inszenieren. Aber dann kommt es doch darauf an, dass man sich „in guten und in bösen Tagen“ die Treue hält. Die schönste Erstkommunion liefert vielleicht glanzvolle Bilder fürs Fotoalbum. Aber letztlich kommt es doch allein darauf an, dass die Gemeinschaft mit Jesus ein Leben lang wächst und sich so vertieft.

2. Jesus war kein Blender. Und er ist es auch heute nicht. Bitten wir ihn darum, dass er uns mehr und mehr einleuchtet. Dass wir zur Erleuchtung finden. Und am Ende durch und mit ihm verklärt werden. Wenn auch wir einmal durch ihn im Tod zur Herrlichkeit der Auferstehung gelangen. Amen.