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Maria – Hoffnungsträgerin!

Maria – Hoffnungsträgerin!
Gedanken zum ersten Mai von Pfr. Ulrich Lindl

In welcher Welt leben wir eigentlich?
Wenn wir einmal die Augen schließen und unser eigenes, ganz persönliches Weltbild entwerfen… Es kämen verschiedene Welten dabei heraus.
Lebt jeder in seiner eigenen Welt? Manchmal sagen wir ja auch – uns trennen Welten. Dabei leben wir doch in ein und derselben Welt.
Woran das liegt?
An der Sichtweise. Wie ich die Welt sehe, liegt auch an mir. Man kann das Schlechte sehen und sich darüber ärgern. Aber man kann auch das Gute sehen und sich darüber freuen. Es ist alles eben oft eine Sicht der Dinge.
An der Lebensweise. In welcher Welt ich lebe,  das bestimme ich selbst entscheidend mit. Lebe ich im Internet oder in der realen Welt?
Lebe ich naturnah der Schöpfung oder komme ich kaum raus aus dem Haus? Lebe ich in Verbundenheit mit anderen oder nur für mich selbst?
Und es liegt an meinem Glauben.
Der Glaube weitet die Welt unglaublich.
Wenn wir an Gott glauben, dann ist unsere Welt ja eigentlich seine Welt.
Dann geht es eigentlich nicht um meine Welt, sondern darum, dass ich mich in seiner Welt einfinde, meinen Platz finde.

In Gottes Welt!
Und wie ist seine Welt?
Gott hat Himmel und Erde geschaffen. Dieses Bekenntnis unseres Glaubens ist zugleich ein wunderbares Weltbild.
Wir leben in einer sichtbaren und zugleich unsichtbaren Welt.
Beides sollen wir lieben. Aber das Unsichtbare, das Unvergängliche mehr als das Sichtbare, das ja vergeht.
Maria war dafür ganz offen.
Sie hat in dieser Welt gelebt. In ihrer kleinen Welt in Nazareth.
Aber sie hat mit Gott gelebt. Und war so offen für den Himmel.
So wird der Mensch dann auch empfänglich für Gott.
Und Maria war empfänglich, empfänglich für den Heiligen Geist.
So werden Himmel und Erde verbunden.
Maria hat sich für das Leben auf Erden eingesetzt.
Ihre Kraft aber hat sie sich geholt aus ihrer Verbundenheit mit Gott.
So hat sie ihr Leben gestaltet. Das war ihre Lebenswelt.
Und noch eins: Wer an die sichtbare und unsichtbare Welt glaubt, wird eines gut verstehen können: Heilige sind nicht Tote, sondern bei Gott Lebende.
Die Heiligen haben uns alle längst überlebt.
Sie sind schon viel weiter als wir. Darum können wir sie auch anrufen.
Sie bitten, uns von ihnen Rat holen und ganz einfach zusammen mit ihnen leben.
Gerade Maria ist so eine Wegbegleiterin geworden für so viele.
Und damit auch eine Brückenbauerin zwischen den Welten.

Maria die Hoffnungträgerin
Und eine echte Hoffnungsträgerin für die Welt.
Denn echte Hoffnung gewinnen wir Menschen doch nur, wenn wir über den Horizont unserer irdischen Welt hinausschauen. Über die vielen Grenzen hinweg, die unser Leben oft scheinbar ans Ende kommen lassen. Enttäuschungen, Rückschläge, Krankheiten und Tod.
Maria hat über den Horizont hinausgeschaut.
Und wurde im Glauben an das, was Menschen nicht möglich ist, ein Mensch guter Hoffnung.
Hoffnung darf man dann aber auch nicht aufgeben.
Maria hat ihre Hoffnung nie aufgegeben. Bis zuletzt nicht!
Menschen, die nicht glauben müssen eingestehen: Die Hoffnung stirbt zuletzt.
„Der Tod ist der Sarg jeder Hoffnung“, hat Erst Bloch einmal resigniert festgestellt – und das Leben am Ende eine einzige Enttäuschung?
Natürlich hat auch Maria ihren toten Sohn im Schoß geborgen. Aber nicht ohne Hoffnung.
Die Hoffnung stirbt nie – das wurde zur bleibenden Erfahrung an Ostern für sie und hoffentlich auch für uns.
In welcher Welt leben wir eigentlich?
Gewiss, vieles mag uns manchmal Sorgen machen.
Aber nie hoffnungslos.

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