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MEINEN Frieden gebe ich euch!

MEINEN Frieden gebe ich euch!
Gedanken zum Volkstrauertag

Was früher noch als „große weite Welt“ bekannt war, ist mittlerweile spürbar kleiner geworden. Was im hintersten Winkel der Erde passiert, bekommt man spätestens am Abend in den eigenen vier Wände mit. Fernsehen und Internet machen´s möglich. Aber sind wir uns dadurch wirklich nähergekommen?

Im Zuge von Globalisierung betont man den Eine-Welt-Gedanken. Und das völlig zurecht. Denn eine zweite Welt haben wir tatsächlich nicht. Da wird auch die Expedition zum Mars so schnell nichts ändern. Und doch: machen wir Erdenbürger uns diese eine Welt wirklich zur gemeinsamen Aufgabe?

Das Dilemma
Irgendwie ist das alles doch ein Dilemma. Auf der einen Seite bekommen wir immer mehr mit. Und auf der anderen Seite können wir immer weniger tun: Man erfährt von Naturkatastrophen, militärischen Konflikte, humanitären Katastrophen und bleibt irgendwie hilflos zurück. Der Kampf gegen die Ungerechtigkeit in der Welt, gegen Hunger, Armut und Not erscheint als Herkulesaufgabe, und die Bemühungen zu einem dauerhaften Frieden, vor allem im Heiligen Land: ein schier unlösbares Problem.

Wie gehen wir damit um? Ganz unterschiedlich. Die einen können es nicht mehr hören und sehen und schalten kurzerhand um. Die anderen können es nicht mehr hören und sehen und können nicht mehr abschalten. Beide Reaktionen bringen die Welt nicht wirklich weiter.

Was ist also zu tun? Bleiben wir bitte realistisch. Erwarten wir nicht zu viel. Die Welt hat noch nie wirklich zum Frieden gefunden. Und ob die Zeiten früher wirklich friedlicher waren? Man hat vieles einfach nicht mitbekommen. Wie auch immer, eines steht wohl fest: Die Welt kann sich den Frieden selbst nicht geben.

Das Friedensangebot Jesu
Genau darum sagt Jesus, dass er seinen Frieden dazugibt. „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch, nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch.“ Wir hören dieses Friedensangebot Jesu nicht umsonst in jeder heiligen Messe. Was aber verbindet Jesus mit seinem Frieden, den er uns so sehr ans Herz legt?

Zunächst, und das ist wichtig: Der Friede ist eine Gabe, die uns gegeben ist. „Meinen Frieden gebe ich euch.“ Das heißt: Jesus vertraut uns seinen Frieden an. Er traut uns Menschen Frieden zu. Wir sind in seinen Augen zum Frieden fähig, wenn wir Menschen guten Willens sind. Aber genau daran scheitern oft genug die Friedensverhandlungen: am guten Willen der Verhandlungspartner.

Und welche Mittel schlägt Jesus vor?
Zunächst und vor allem die Bereitschaft zur Vergebung. Wer dem anderen die Schuld nachträgt, belastet immer Beziehungen. Vergebung dagegen befreit von einer belasteten Vergangenheit für eine neue Zukunft. Darum ist das Gebot Jesu, nicht nur siebenmal, sondern 77 mal zu vergeben. Ein heilsames Rezept für mehr Frieden. Wie oft zerbricht der Friede, weil alte Konflikte wieder aufbrechen…!

Guter Wille ist gefragt
Bei Gott ist das anders. Gott glaubt an das Gute im Menschen. Die Mission seiner Menschwerdung, die Botschaft von Weihnachten, richtet sich ausdrücklich an alle Menschen, „die guten Willens sind“. Wir kennen wohl alle Menschen guten Willens und können uns hoffentlich auch selbst dazurechnen. Menschen guten Willens haben einen besseren Blick für das, was möglich wäre und werden könnte… Der Glaube an das Gute und der Wille zum Guten sind friedensstiftend.

Gerechtigkeit schafft Frieden
Menschen, die guten Willens sind, versuchen, anderen gerecht zu werden. Das ist das zweite Mittel zum Frieden: Gerechtigkeit. Ungerechtigkeit dagegen ist immer ein Wurzelgrund von Unfriede, Krieg und Gewalt und auch der Auslöser von Flucht und Vertreibung. Ohne Gerechtigkeit kein Friede.

In Verantwortung vor Gott
Und dann bleibt da noch der Glaube an Gott. An einen Gott, der allen Menschen gerecht werden will, weil er alle Menschen gewollt und darum erschaffen hat. Die Ehrfurcht vor Gott darf uns nicht abhandenkommen, sonst wird alle beliebig. Wenn wir Gott die Ehre geben, glauben wir an eine höhere Gerechtigkeit. Die vor allem den Menschen zu Hilfe kommen will, denen Unrecht widerfährt. Und wir erkennen an, dass da einer ist, dem wir letztlich verantwortlich sind. Weil er uns seine Welt nur anvertraut hat, treuhänderisch. Dieses Vertrauen sollen und wollen wir doch nicht enttäuschen.

Von Mensch zu Mensch
Und vergessen wir nicht: Auch der Friede beginnt immer von Mensch zu Mensch. Zwischen den Verhandlungsführern in der Weltpolitik, aber auch zwischen Nachbarn über den Gartenzaun.

Nein, es ist keineswegs ein bloßes „Shake Hands“, wenn wir uns in der Heiligen Messe vor der Kommunion den Friedensgruß geben. Es ist der Friede, den wir zuvor von ihm empfangen, der in unsere Mitte ist, Jesus Christus. Sein Friede ist es, den wir weiterreichen von Mensch zu Mensch. Übrigens ist und bleibt das die einfachste und auch spürbarste Friedensbewegung: Wenn Menschen mit offenen Händen aufeinander zugehen und sich den Frieden in die Hand versprechen. „Der Friede sei mit Dir – und mit deinem Geiste!“

Der Friede beginnt mit mir und dir
Wo also beginnt für mich der Weltfrieden? Wo sonst als dort, wo meine kleine Welt beginnt. Wir leben nicht in den großen internationalen Beziehungen. Aber wir alle leben in einer Nachbarschaft. Wir leben in Beziehung – mit unserer Familie, haben eine Verwandtschaft und einen mehr oder weniger großen Freundeskreis und vielleicht auch das Gegenteil davon. Nutzen wir genau da unsere Gestaltungsmöglichkeiten, unsere Spielräume.

Wir werden am Ende nicht verantwortlich gemacht werden, ob endlich Frieden wird im Heiligen Land. Aber ob die kleine Welt, in der wir leben, einigermaßen heil ist und heil bleibt, ist schon unsere Aufgabe. Wenn wir das einsehen, werden wir nicht mutlos, weil wir uns hilflos fühlen. Sondern aktiv! Wenn der Haussegen schief hängt, rücken wir ihn nach Möglichkeit wieder gerade. Wenn es einen langen Streit über den Gartenzaun gibt, treten wir ein in Friedenverhandlungen. Wenn es bei anderen gerade nicht umgeht, greifen wir ihnen unter die Arme. So bauen wir mit am Frieden in der Welt. Und der Herr wird uns seinen Frieden geben und seinen Segen obendrein.

 

Fürbitten

Herr Jesus Christus, du hast einer Welt deinen Frieden zugesagt, weil du weißt, dass sich unsere Welt den Frieden selbst offenbar nicht geben kann. Deshalb bitten wird dich:

Dein Friedensangebot richtet sich an alle Menschen guten Willens. Lass die Verantwortlichen in den Kriegs- und Krisengebieten gemeinsam nach gangbaren wegen des Friedens suchen.

Vergebung lässt die Vergangenheit hinter sich und macht so frei für eine bessere Zukunft. Wir bitten für alle, die sich schwer damit tun, anderen Vergebung zu schenken.

Erst wenn es in unserer Welt gerechter zugeht, wird sie auch friedlicher werden können. Wir bitten um einen entschlossenen Einsatz weltweit für mehr gerechten Ausgleich.

Weil die Welt nicht uns gehört, bitten wir um einen sorgsamen Umgang mit den Gütern, die du uns anvertraut und zugetraut hast.

Weil Krieg und Terror so oft tödlich enden, bitten wir um das ewige Leben für alle, die es viel zu früh und auf unmenschliche Weise lassen mussten.

Herr Jesus Christus,

Du hast das Reich Gottes verkündet, das für Gerechtigkeit und Frieden steht. Ganz im Sinne Gottes. Dem dürfen wir uns verpflichtet fühlen. Amen.

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