Menschen im Advent – Gedanken von Oma zu Enkel
Menschen im Advent
Rorategottesdienst am 1. Advent – Gedanken von Oma zu Enkel
(von Marlene Baumann)
Oma
„Wenn ich Ihnen heute erzählen soll, wie ich als Kind den Advent in unserer Familie erlebt habe und was mir in besonderer Erinnerung blieb, fällt mir spontan erst mal nichts ein, obwohl das nicht mal ein ganzes ½ Jahrhundert zurückliegt.
Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass man doch vieles einfach vergisst, weil man als Kind einfach anders wahrnimmt als ein Erwachsener oder, weil es vielleicht einfach nicht so viel gab und Kinder in vieles nicht so aktiv miteinbezogen wurden wie heute. Vieles haben unsere Eltern bestimmt in guter Absicht einfach für uns gemacht.
Wie ich mir länger Gedanken zu diesem Thema gemacht habe, dann kamen auch so kleine Erinnerungen wieder und ich war da bestimmt schon in der 5. oder 6. Klasse. Wir hatten so ein metallenes Adventskranzgestell. Da konnte man Tannenzweige reinstecken und vier Kerzen draufstellen, der stand immer auf dem Wohnzimmertisch. Ob wir die Kerzen gemeinsam angezündet haben und dazu gesungen haben, kann ich nicht sagen. Einmal bekamen wir einen Adventskalender, den musste ich mit meinen beiden Schwestern teilen. Da war auch keine Schokolade drin, sondern, so sag ich mal, „nur“ Bildchen hinter den 24 Türchen. Aber vorne drauf war ein schönes Bild und der Himmel hat geglitzert.
Ich wusste lange nicht, was Weihnachten wirklich bedeutet, und dass die Adventszeit die Zeit des Wartens und der Vorbereitung für dieses besondere Fest ist und somit eine ganz wichtige Zeit.
In der Kolping-Gruppenstunde habe ich gelernt, wie man einen Adventskranz bindet und welche Bedeutung er hat und in meiner Ausbildung habe ich dann gelernt, wie man diese Zeit und religiöse Inhalte kindgerecht begreifbar und gestalten kann.
Religiöse Bräuche weitertragen, religiöse Inhalte mit dem rechten Maß an Spannung und Geheimnis vermitteln, das sind Dinge, die mir wichtig geworden sind und die sich in dieser doch sehr stimmungsvollen Zeit gut weitergeben lassen. Das habe ich bereits mit meinen Kindern so gehalten und das gebe ich jetzt auch an meine Enkel weiter. Und das allerwichtigste ist dabei für mich noch immer die gemeinsame Zeit, die wir aktiv zusammen verbringen. Sich Zeit nehmen, sich miteinander beschäftigen und voneinander lernen, miteinander machen oder auch sie machen lassen, ihnen immer das Gefühl geben, ich freu mich auf dich, wie auf Weihnachten.“
Enkelkind
„Ich backe mit meiner Oma immer Plätzchen. Jeder darf sagen, welche Plätzchen er will, und dann backen wir sie gemeinsam mit Opa.
Für die Adventszeit binden Oma und ich Adventskränze, das habe ich von ihr gelernt. Ich binde einen für unsere Klasse und einen für unsere Familie.
Wir gehen auch in den Wald und holen Moos, Tannenzapfen, kleine Wurzeln und Äste für die Krippe.
Wir singen zusammen Advents-und Weihnachtslieder und basteln auch Weihnachtsüberraschungen.
Ich freue mich auf die Adventszeit!“
Oma sind wichtig und Opas auch!
Weil sie oft mehr Zeit haben. Und dann auch mehr Erfahrung.
Wenn Großeltern von Früher berichten spitzen die Enkel immer die Ohren. In unserer so schnelllebigen Zeit ist das auch wertvoller denn je. Gerade im Advent.
Der Advent, wie er früher einmal war…
Wie das damals so war, im Advent, hat Frau Baumann gerade ihrer Enkelin erzählt. Und auch in uns allen ist wohl viel an Erinnerungen lebendig geworden. Ja, so war´s bei uns damals auch…!
Im Advent war es dunkler als sonst und das Anzünden jeder weiteren Kerze am Adventskranz wurde gespannt erwartet und feierlich begangen.
Und es war kalt. Besonders beim Rorategottesdienst in der Kirche. Aber in der Küche war´s warm. Man hat Plätzchen gebacken. Und als Kinder haben wir da wohl auch schon mithelfen dürfen. Besonders gern bei unseren Lieblingsplätzchen. Aber gegessen haben wir sie vor Weihnachten nicht. Allenfalls heimlich, mit ein bisschen schlechtem Gewissen. Man mag es fast nicht glauben, aber Advent war und ist eine Fastenzeit. Die violette Farbe in der Liturgie erinnert daran.
Der Adventskalender hatte noch keine Bären vorn drauf, sondern Engel. Und innen war keine Schokolade drin, sondern Bildchen. Die waren aber auch ganz schön und die Türchen haben beim Warten geholfen. Das musste man noch lernen als Kind: Warten. Und auch das: Die Zeit war stiller als sonst, eben eine „staade Zeit“.
Advent hilft Weihnachten zu verstehen
All das war –und ist- Advent. Und hilft uns verstehen, worum es wirklich geht: Im Advent bereiten uns vor. Erst danach, an Weihnachten, wird gefeiert. Dafür bleibt die Weihnachtszeit. Adventslieder klingen darum auch so anders als Weihnachtslieder.
Alles hat auf Weihnachten vorbereitet. Moos für die Krippe wurde geholt, aber das Christkind erst an Weihnachten hineingelegt. Der Christbau wurde besorgt, aber erst an Heilig Abend angezündet. Im Advent konnte Freude wachsen, Vorfreude auf den Heiligen Abend. Dann erst gab´s die Geschenke. Und danach blieb viel Zeit in der der Familie.
Was wohl unsere Kinder einmal ihren Enkelkindern erzählen werden von ihrem Advent? Ob sie von all dem Weihachtsrummel erzählen, vom Jingle-bells Gedudel? Vom Shoppen und nochmal shoppen? Bei Amazon, ebay oder in der Citygalerie? Von Plätzchen, die man an Weihnachten nicht mehr sehen kann, weil man sich im Advent schon damit vollgestopft hat…?
Aber klagen wir nicht! Schon Karl Valentin hat anno dazumal konstatiert: „Wenn die staade Zeit vorbei ist, dann wird es auch wieder ruhiger.“ Offenbar war es schon immer eine Aufgabe, den Advent so zu begehen, dass er uns wirklich vorbereitet. Und das ist und bleibt wichtig. Denn an Weihnachten erinnern wir uns an die Geburt Jesu. Die Menschwerdung Gottes, nach der sich seither unsere Zeitrechnung bemisst. Aber wie wir im Laufe unseres Lebens größer geworden sind, so ist es auch Jesus und wir Christen mit ihm. Auch darum geht es im Advent, dass wir die Menschwerdung Jesu in uns voranbringen, ihn mehr und mehr hineinwachsen lassen in unser Leben. Und dann bleiben wir wach, wie es die Evangelien im Advent fordern. Denn unser Advent erwartet ja die Wiederkunft Christi. Advent heißt schließlich „Ankunft“.
Auch in Zukunft?
Halten wir den Advent am Leben, es lohnt sich. Und das Brauchtum will uns dabei helfen. Es ist über Jahrhunderte gewachsen. Halten wir es lebendig für die kommenden Generationen: Den Adventskranz – mit seinen grünen Zweigen, Zeichen der Hoffnung und dem langsam -Woche für Woche- wachsenden Licht.
Und dann versuchen wir, etwas im Advent anzufangen. Der Advent will uns auch anstiften. Dazu halten die vertrauten Adventlieder gute Ideen bereit. Etwa das schöne Lied: „Wir sagen euch an den lieben Advent“:
„Wir sagen euch an eine heilige Zeit.
machet dem Herrn die Wege bereit.“
„So nehmet euch eins um das andere an,
wie auch der Herr an uns getan.“
„Nun tragt eurer Güte hellen Schein
weit in die dunkle Welt hinein.“
Gott selber wird kommen, er zögert nicht.
Auf, auf ihr Herzen, und werdet licht.“
Bei allem Jammern und Wehklagen über die Hektik des Advents. Es hängt immer noch viel von uns ab, was wir aus dem Advent machen und was am Ende dabei herauskommt. Und wir uns, wenn es so weit ist, wirklich und aus ganzem Herzen „Frohe Weihnachten!“ wünschen können.