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Mit Maske sieht man besser

Mit Maske sieht man besser
Gedanken zum 6. Sonntag im Jahreskreis

„Mein Herz blutet!“ Ein wahrlich herzergreifender Stoßseufzer aus dem Mund Kölner Oberbürgermeisterin. Warum dürfte wohl klar sein: der Straßenkarneval fällt aus, in Köln ebenso wie in Mainz und Düsseldorf.
Kaum Maskierte auf den Straßen… Oder nicht doch viel mehr als sonst? Noch vor einem Jahr hätten wir es uns nicht träumen lassen, dass wir so viel und so lange maskiert rumlaufen dürfen… Haben wir uns daran gewöhnt? Wohl kaum.  Und ich hoffe, wir werden uns nie daran gewöhnen müssen. Denn diese Masken tragen wir gerade aus einem einzigen Grund: Aus Rücksicht und Vorsicht in Zeiten von Corona. Ansonsten gibt es für Masken ja kaum eine Begründung, es sei denn, man hat einen Einbruch vor…

Masken behindern! Die Brille beschlägt, man bekommt schlechter Luft. Man versteht die anderen auch nicht mehr so gut. Vor allem wenn man sich bei zunehmender Schwerhörigkeit angewöhnt hat, auch von den Lippen abzulesen. Und schlussendlich fällt auch ganz schön viel Abfall an.
Aber damit soll auch wieder ausgejammert sein… Wir suchen ja immer wieder die guten Seiten in schlechten Zeiten. Und die hat sogar auch eine Maskenpflicht. Die Masken führen zu deutlich weniger Grippeinfektionen. In diesem Winter liegen die so niedrig wie normalerweise im Sommer. Und die Luft wird beim Einatmen ein wenig befeuchtet und die Nase angewärmt. Ganz angenehm bei diesen Temperaturen.

Vor allem aber machen die Masken was mit uns: Sie verändern unser Gesicht. Denn genau genommen sehen wir nur noch die Hälfte: die Augen und darüber manchmal eine in Sorgen gefaltete Stirn. Des Öfteren muss man schon genauer hinschauen, um zu sehen, mit wem man es eigentlich zu tun hat. Auf diese Weise nehmen flüchtige Begegnungen ab und man nimmt andere aufmerksamer wahr.
Klar: der Mund kann nicht mehr so gut reden. Man redet nicht mehr so locker vom Hocker drauf los. Was bleibt? Mehr Zeit zum Hören! Kann manchmal nicht schaden. Spannende Frage: geht es uns mit einem Mund-Nase-Schutz auch besser mit Menschen, die wir nicht gut riechen können?

Aber vor allem kommen die Augen besser zur Geltung. Augenblicke haben in dieser Zeit viel gewonnen. „Lass dich mal anschauen! Wie geht‘ dir?“ Wie es anderen geht, erkennen wir maskiert ja nur an den Augen. Etwa beim Friedensgruß – ein Augenblick muss genügen. Und das kann er auch. Denn Augen sagen immer die Wahrheit. Augen lügen nicht. Ja noch mehr: wenn wir unserem Gegenüber in die Augen schauen, dann blicken wir ihm immer auch ein wenig ins Herz.
Das geht mit Maske besser als ohne. Denn der Mund ist oft nicht ganz so ehrlich. In dem, was er sagt, und in dem, wie er sich gibt. Ob ein Lächeln ernst gemeint ist und oder doch nur aufgesetzt…? Oft verrät es der Mund nicht so ohne weiteres. Ein interessanter Versuch, den ich immer wieder mache, wenn ich wissen will, wie es einem anderen wirklich geht, den ich gerade in der Zeitung oder auf einem Foto sehen: Ich decke den Mund ab und betrachte nur die Augen. Dann decke ich die Augen ab und lasse nur den Mund auf mich wirken. Passt beides zusammen, dann passt´s. Manchmal aber stimmen Augen und Mund nicht überein. Während der Mund sich verstellen kann, die Augen können es nicht – zumindest nicht so gut. Ein Lächeln auf den Lippen bekommt man, wenn´s sein muss, leichter hin als ein Freudestrahlen der Augen. Auf die Augen kann man sich mehr verlassen. Und ein Augenblick sagt oft mehr als alle Worte…

Maskiert sieht man besser. Und doch freuen wir uns auf den Tag, da die Masken fallen und wir uns wieder ungehindert ins Gesicht schauen können. Ja, freuen wir uns auf bessere Zeiten! Weil ein Lächeln eben doch gut tut und meistens auch ehrlich gemeint ist. Wie hat es die Hl. Mutter Teresa einmal so schon ausgedrückt: „Wir wissen nie, wieviel Gutes ein einfaches Lächeln bewirken kann!“
Bewahren wir aber auch die guten Seiten der schlechten Zeiten. Und dazu zählt bestimmt der achtsame Augenblick. Denn schon vor Corona waren die Augen der Spiegel der Seele. Das werden sie auch nachher noch sein.

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