Mitgliederwerbung
Gedanken zum Evangelium des 2. Fastensonntags (Mt 17, 1-9)
Mitgliederwerbung
Mitgliederwerbung. Jeder Verein weiß, wie wichtig das ist. Und was lassen sich manche Vereine nicht alles einfallen, um neue Mitglieder zu gewinnen. Jesus hat natürlich auch Nachfolger gesucht. Heute nennt man die „Follower“.
Und dazu hat sich Jesus auch so etwas wie einen „Werbeslogan“ einfallen lassen. Und der klingt so: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen“ (Mt 16, 24 f.).
Klingt doch verlockend oder etwa nicht? Eines muss man Jesus schon lassen: Er ist auf Ideen gekommen, die keinem Menschen im Traum einfallen würden. Aber schließlich ist Jesus ja auch Gottes Sohn. Und der bringt uns auf andere, ungeahnt neue Ideen. Und was ist mit uns? Haben wir Lust, seinem Jüngerkreis beizutreten? Die Frage ist erlaubt: Was soll das um Gottes willen bringen? Selbstverwirklichung funktioniert doch genau andersrum. Und Spaß ist so keineswegs garantiert!
Aber Jesus ist noch nicht zu Ende: Was er noch dazu sagt, nehmen wir am besten ganz persönlich: Was nützt es dir, wenn du die ganze Welt gewinnst, dabei aber dein Leben einbüßt. Um welchen Preis kannst du dein Leben zurückkaufen (vgl. Mt 16, 26)? Vor sechs Tagen haben die Jünger genau diese Worte gehört. Und sind immer noch bei ihm. Warum nur?
Heute nimmt Jesus drei von ihnen mit auf einen hohen Berg: Petrus, Jakobus und Johannes. Es wird ein besonderes Gipfelerlebnis! Hoch droben sieht die Welt gleich ganz anders aus. Vom Kreuz ist anfangs keine Rede mehr. Licht und Glanz der Verklärung. Was für ein himmlisches Erlebnis! Da lässt es sich aushalten. Und Petrus macht auch gleich den Vorschlag, drei Hütten zu bauen. Eine „Gipfelresidenz“.
Kreuz und Verklärung
Auf den ersten Blick scheint all das nicht recht zusammenzupassen: Kreuzesnachfolge und Verklärung. Auf der einen Seite geht es ja um Erniedrigung auf der anderen Seite um Erhöhung – Verklärung. Und doch ist das eine ohne das andere nicht denkbar. Beides gehört bei Jesus untrennbar zusammen. Denn der eigentliche Grund für die Bergtour war nicht das glänzende Licht. Das ist nur der Scheinwerfer. Die eigentliche Botschaft kommt aus der leuchtenden Wolke. (Übrigens: die Wolke war ein sicheres Zeichen der Anwesenheit Gottes.) Und wir erfahren: „Aus der Wolke rief ein Stimme: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören“ (Mt 17, 5).
Und plötzlich überfällt die Jünger große Angst. Warum eigentlich? Haben sie geahnt, was sie noch nicht begriffen hatten? Vom Hüttenbauen will Petrus jedenfalls nichts mehr wissen. Jesus muss alle zusammen erst mal beruhigen. Bevor es wieder bergab geht, runter vom Berg.
Der nächste Berg wird den Namen „Golgotha“ tragen. Nur noch einer von den drei Jüngern, es ist Johannes, wird das mit Jesus aushalten. Erst nach der Auferstehung finden wir auch die anderen wieder. In den Begegnungen mit dem Auferstandenen dämmert es langsam allen, was Jesus damit gemeint haben muss: „Wer sein Leben verliert, der wird es gewinnen.“ Der Auferstehung, dem Überleben, geht die Hingabe des Lebens voraus. Am Ende sind die Jünger selbst bereit, ihr Leben hinzugeben, um es für immer zu gewinnen. Jesus hat sie „umgekrempelt“.
Dem Leben auf den Grund gehen
Das Evangelium begleitet uns weiter hinein in die Fastenzeit. Wir sind eingeladen, mit Jesus vom Berg herunterzusteigen und unserem Leben auf den Grund zu gehen. Und das gelingt uns am besten zusammen mit ihm. Und seiner Anfrage: Worum geht es dir wirklich im Leben. Was willst du am Ende eigentlich für immer gewinnen?
Natürlich kann man die Gewinnziele auch rein irdisch abstecken. Viele tun das. Und wenn man Glück hat, dann geht das auch zeitlebens gut. Aber was ist dann? Was kommt danach? So viel dürfte schon jetzt klar sein: Wir haben hier kein ewiges Bleiberecht. Wie auf dem Berg der Verklärung am Ende keine Hütten gebaut wurden, so wird auch uns am Ende keine Immobile bleiben. Und sei sie noch so aufwändig gebaut. Ja, selbst wenn wir die ganze Welt gewinnen würden, was wird am Ende mit unserem Leben werden? Damit wirbt Jesus, damit will er uns locken: wir können den Himmel gewinnen! Dort und nirgendwo sonst ist schließlich auch unsere Heimat. Und der Himmel damit unser Ziel. Das ist der „himmlische Ausblick“ im heutigen Evangelium.
Als die drei Jünger mit Jesus den Berg wieder hinabsteigen, verweist der schon auf seine Auferstehung von den Toten. Was er ihnen sechs Tage zuvor gesagt hat, greift er nochmals auf. Man muss schon bereit sein, sein Leben zu verlieren, um es zu gewinnen: Um Jesu willen. Das hat nichts mit Todessehnsucht zu tun. Ganz im Gegenteil. Das ist eine Wegbeschreibung zum ewigen Leben. Darum hat Gott auch seinen Sohn gesandt, damit wir den Weg in den Himmel unter seiner Anleitung und mit seiner Hilfe auch finden.
Wir sind noch am Anfang der Fastenzeit. Am Ende werden wir miteinander das Leiden und Sterben Jesu begehen. Und an Ostern seine Auferstehung feiern. Das wollen wir gut vorbereiten. Denn am Ende geht es auch um unsere Auferstehung. Bei allen Fastenvorsätzen, die wir uns vielleicht fassen. Noch viel hilfreicher ist es, immer wieder, Jesus nach seinem Willen zu fragen. Das hat er auch selbst getan. Ja, er hat darum gebetet: Vater im Himmel, dein Wille geschehe! Und eben dieser Vater verweist auf Jesus, seinen geliebten Sohn. Auf ihn sollen wir hören. Ihn ganz einfach immer wieder fragen: „Jesus, was willst Du, dass ich tue.“ Das kann vor einem Gespräch sein, aber auch beim Einkaufen, im Auto am Steuer, vor einer schwierigen Entscheidung oder am Morgen im Blick auf den Tag. Wir geben damit natürlich etwas aus der Hand. Aber wir verlieren dadurch nichts. Im Gegenteil: wir können nur gewinnen! Denn eines dürfte wohl von vornherein klar sein: Wenn es nach dem Willen Jesu geht, geht’s besser. Und wird am Ende richtig gut. Machen wir uns ruhig von Jesus abhängig. Wir werden uns dadurch mehr und mehr finden und am Ende für unser Leben für immer gewinnen.