Ostern – worauf du dich verlassen kannst!
Ostern – worauf du dich verlassen kannst!
Gedanken zum 2. Sonntag der Osterzeit von Pfr. Ulrich Lindl (Joh 20, 19-31)
Wie gehen wir mit Ostern um in „Corona-Zeiten“? Ausgefallen ist es ja nicht. Wir leben in diesen Wochen und Monaten nicht nur in Corona-Zeiten. Wir leben seit bald 2000 Jahren in der Osterzeit. Und vielleicht haben wir in diesem Jahr Ostern sogar intensiver und bewusster gefeiert, und auch dankbarer…!
Ostern – worauf wir uns wirklich verlassen können!? Gerade auch in bewegten Zeiten…? Können wir das, dürfen wir das? Wir leben in einer Zeit, in der wir mit vielen Fakten, Einschätzungen und Meinungen konfrontiert werden. Was kann man glauben, wem darf man eigentlich trauen? Eine interessante Frage, sowohl im Blick auf Ostern als auch auf Corona.
Gut: es gibt das Robert Koch Institut, die Johns-Hopkins-University, in Berlin tagt ein „Corona-Kabinett“. Und in Bayern haben wir mit Markus Söder und Joachim Hermann zwei umsichtige Franken an der Spitze der Landespolitik.
Aber dann gibt es ja auch noch das Internet, die Social Media und eine schier endlose Flut an Information und Desinformation. Fake-News bis hin zu Verschwörungstheorien feiern fröhliche Urständ. Auf welche Infos kann man sich (noch) verlassen?
Ostern – alles nur ein „Bluff“?
Interessante Parallelen tun sich da zu Ostern auf. Auch Ostern braucht schließlich verlässliche Quellen, glaubwürdige Zeugen. „Good News“ oder „Fake-News“? Tatsächlich sind die Leugner der Auferstehung so alt wie Ostern selbst. Schon im Matthäus-Evangelium wird davon berichtet, dass die Hohepriester die Sicherheitskräfte bestochen haben. Sie sollten behaupten, die Jünger hätten in einer Nacht und Nebelaktion den Leichnam Jesu aus dem Grab gestohlen, um dann behaupten zu können, er sei auferstanden (vgl. Mt 28, 11-15). Dieses Gerücht hält sich in manchen Kreisen bis heute. Ostern – alles nur ein „Bluff“?
Aber ich frage mich: Warum hätten sich die Jünger aus ihrem ängstlichen Versteck hervorwagen sollen? Nur um eine Leiche zu stehlen! Und wo hätten sie ihn hingebracht? Von einem Grab zum andern? Von einem anderen Grab Jesu ist aber nirgendwo die Rede.
Spannend klingt auch diese These: Jesu sei nur scheintot gewesen. Man konnte ihn wiederbeleben und habe ihn dann auch gesund gepflegt. Späterhin habe er sich mit Maria Magdalena nach Indien abgesetzt. Zu schön um wahr zu sein…! Leider aber hat man eine Kreuzigung todsicher nicht überlebt. Und Jesus hat man nicht einmal mehr die Beine gebrochen, weil er ganz offensichtlich schon tot war. Tod durch Ersticken… Von Berichten aus Indien ist zudem nirgendwo die Rede. Die Jünger hätten sich auch „veräppelt“ vorkommen müssen. Und hätten am Ende gewiss niemals ihren eigenen Kopf hingehalten, um als Zeugen für eine Auferstehung in den Tod zu gehen, die es nie gegeben hat. Genau das aber haben sie getan!
„Ostern“ – alles nur ein „Fake“ oder nicht doch „Good News“? Urteilen Sie selbst! Behaupten kann man ja alles Mögliche. Damals – und heute noch viel mehr. Nicht nur zu „Corona-Zeiten“ kommt es darauf an, Infos gewissenhaft zu prüfen; und wenn sie überzeugend sind, sich auch danach zu richten.
Ostern – worauf du dich verlassen kannst!
Worauf stützt sich dann aber unser Osterglaube? Zunächst nicht auf das leere Grab. Das beweist ja nur, dass Jesus weg ist. Aber wo ist er jetzt? Natürlich wäre es völlig unlogisch, einen Gekreuzigten, der offensichtlich gescheitert ist, risikoreich „umzubetten“. Selbst wenn man es getan hätte, wäre sein neues Grab irgendwann aufgesucht und vielleicht sogar gepflegt worden. Und die Story mit Indien ist Bollywood-reif.
Fakt ist, dass der kleine verbliebene Rest aus Jüngerinnen und Jüngern Jesus zunächst natürlich für tot hielt. Frauen wagen sich im Dunkel der Nacht mutig zum Grab, nicht um fröhlich „Halleluja!“ zu singen; sondern um trauernd und weinend seinen Leichnam zu salben.
Fakt ist auch: das Grab war leer. Und die ersten Reaktionen nachvollziehbar, weil logisch: Natürlich Angst und Entsetzen! Alle sind auf einmal in heller Aufregung. Wo ist Jesus? Jetzt gibt’s nur noch eins: Jetzt muss kommen, was kommen muss: Er selbst!
Und das tut er auch – und wie! So unterschiedlich die Begegnungen mit dem leibhaftig Auferstandenen… Immer wieder sagt er: „Der Friede sei mit euch!“ und: „Fürchtet euch nicht!“ Nach anfänglichem Zweifel folgt schon bald ungläubiges Staunen. Und im Laufe der Osterzeit kommen dann alle zum Glauben, dass Jesus lebt. Warum? Weil sie alle dem Auferstandenen begegnet sind. Sie haben mit ihm gesprochen, mit ihm gegessen. Er hat sie berührt!
Bleiben Zweifel?
Heute, am Sonntag nach Ostern treffen wir dann auch noch auf Thomas. Der gefällt mir! Denn Thomas war skeptisch, nicht leichtgläubig. Das kann man nur verstehen. Dass ein Toter wieder lebt, ist ja auch unglaublich. Das Thema „Auferstehung Jesu an Ostern“ sollte auch uns alle Jahre wieder beschäftigen und nie selbstverständlich werden!
Thomas tut genau das Richtige. Er bleibt mit seinem Zweifel dran an der Sache von Ostern, will es genau wissen. Auch eine Woche danach.
Auch er will Jesus sehen um zu begreifen. Das ist doch nicht zu viel verlangt! Jesus lässt da nicht lange auf sich warten: er kommt wieder, lässt sich sehen, spricht Thomas an. Ja er hätte ihn sogar in seine Wunden fassen lassen. Das aber scheint nicht mehr nötig. Aus Thomas bricht es nur noch österlich hervor: „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20, 28)
Nehmen wir in der Reihe der Osterzeugen dann auch noch Paulus ernst. Er war ein gebildeter Pharisäer und glühender Christenverfolger auch noch nach Ostern. Als Saulus hatte er Stephanus auf dem Gewissen und viele anderen Christen obendrein.
Plötzlich aber wird er vor den Toren von Damaskus von Jesus geradezu überwältigt. Paulus weiß sich von nun an vom Herrn zum Apostel berufen. Nur, hat er Jesus nie gesehen. Schon drei Jahre nach seiner Bekehrung macht er sich darum auf den Weg zu den Aposteln nach Jerusalem. Er will von den Zeugen Genaueres über Jesus wissen. 15 Tage bleibt er bei ihnen. Hauptthema war bestimmt: ist er wirklich auferstanden? Paulus wird die Jünger „gelöchert“ haben. Wäre Jesus auf dem Friedhof, man hätte einen Gräbergang gemacht. Dazu kommt es aber nicht. Vielmehr nimmt auch Paulus von seinen Gesprächen in Jerusalem die feste Überzeugung mit: Jesus ist wahrhaft auferstanden. Und so vielen vor mir erscheinen. Die Osterzeugen listet er später in seinem Ersten Brief an die Korinther gewissenhaft auf (vgl. 1 Kor 15, 1-8).
Zu allen Zeiten, zu Corona-Zeiten und in der Osterzeit gab es Fake-News. Umso wichtiger ist es, alles zu prüfen und die Wahrheit zu erkennen und das Richtige dann auch zu tun. Das versuchen in diesen „Corona-Zeiten“ die allermeisten. Und das haben durch die zweitausend Jahre Osterzeit auch unzählige Christen getan. Und den Glauben an die Auferstehung dann in ihrem Leben bezeugt.
Auch und gerade in Corona Zeiten. Ein großer Osterzeuge ist unter vielen der 72-jährige Priester Giuseppe Berardelli aus der Gegend von Bergamo, der sich selbst von der Beatmungsmaschine abnehmen ließ, damit ein anderer an seiner Statt überleben konnte. Warum man so etwas tut? Weil man an Ostern glaubt, an ein Überleben im Tod. Jesus hat doch versprochen: „Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt!“ (Joh 11, 26)
In all den Jahrhunderten christlicher Geschichte gab es Christen, die diesen Lebensbeweis nicht schuldig geblieben sind. Und fast wollte man dem Osterlied „Jesus lebt!“ (GL 336) eine fünfte Strophe hinzufügen:
„Jesus lebt, mit ihm auch ich.
Jesus lebt in mir durch mich.“
Amen.