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Pfingsten – ein Fest mit Ansage

Pfingsten – ein Fest mit Ansage

Warum sich Menschen mit Pfingsten so schwertun? Ich habe es bis heute nicht verstanden. Dabei hat Jesus doch alles so klar und deutlich erklärt… Zunächst gibt es Pfingsten, weil Jesus nach seiner Himmelfahrt sichtbar nicht mehr bei den Seinen ist. Aus den Augen, aus dem Sinn? Genau das will Jesus verhindern. Seine letzten Worte im Matthäusevangelium sind eine eindeutige Zusage: „Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt“ (Mt 28, 20). Jesus will mit uns vom Vater, „von Zuhause aus“, in Verbindung bleiben. Genau darum gibt es Pfingsten.

Wie kann das gelingen? Das müssten wir als „Menschen im Kommunikations-zeitalter“ doch problemlos verstehen. Wir sind mit so vielen Menschen in Verbindung, geradezu vernetzt. Obwohl wir sie nicht sehen, stehen wir mit ihnen in Kontakt… Gerade in Coronazeiten konnten sich viele nicht mehr persönlich begegnen und haben umso mehr miteinander telefoniert. Das ist eine Steilvorlage zum Verständnis von Pfingsten. Nach seiner Heimkehr zum Vater ist er sichtlich weg. Und die Seinen stehen aufs erste allein da. Aber das wird sich schon bald ändern. An Pfingsten!

Wie? Ganz einfach! Wenn wir einen anderen Menschen anrufen oder im Internet eine Verbindung aufbauen, heben wir den Hörer ab oder wir „gehen ins Netz“. Nichts Anderes haben die Jünger getan. Ein Handy hatten sie freilich nicht. Aber Hände zum Beten. Das war übrigens auch das einzige, was sie nach dem Willen Jesu in den Tagen bis Pfingsten tun sollten: Beten um das Kommen des Heiligen Geistes. Und ist er gekommen? Wir hören ja manchmal am anderen Ende der Leitung: „Kein Anschluss unter dieser Nummer“. Oder es ist besetzt oder die Leitung unterbrochen.

An Pfingsten ist genau das eben nicht passiert. Im Gegenteil! Auf einmal kam der Geist wie ein heftiger Sturm – Feuer und Flammen. Es beginnt in den Herzen zu brennen und die Begeisterung springt sogleich über. Wäre der Geist nicht gekommen, hätten die Jünger irgendwann mit dem Beten aufgehört und den Hörer aufgelegt. Aber die Leitung steht und der Geist weht. Bis heute!

Wir alle haben einen festen Zugang. Auch das feiern wir an Pfingsten. In der Taufe haben wir den Geist empfangen, der uns zu Kindern Gottes macht. Wir haben eine „Liveschaltung zu Gott“. Den können wir nutzen. Wie? Genauso wie damals: indem wir den Hörer abnehmen, beten und so mit Gott in Verbindung treten, uns „kurzschließen“. Trauen wir dem Gebet viel zu. Manche sagen ja: „Da hilft nur noch beten.“ Frei nach dem Motto: wenn alles andere nichts geholfen hat, kann man es ja vielleicht noch mit dem Gebet probieren. Christen denken da genau umgekehrt: „Da hilft zunächst und vor allem beten“. Pfingsten ist der beste Beweis dafür. Damals und heute auch. Pfingsten war und ist ein beeindruckendes Gebetsereignis! Es erinnert uns daran, dass der Geist weht, wo er will. Aber das hängt auch davon ab, ob wir wollen; ob wir uns begeistern lassen, ob auch wir Feuer und Flamme sind. Dann kann der Funke überspringen!

Natürlich kann man den Geist selbst nicht sehen. Er kommt aus der unsichtbaren Welt Gottes. Aber gerade darum kann er unsere sichtbare Welt ja auch durchdringen. Und ganz nebenbei: Radiowellen sieht man auch nicht, und dennoch nutzen wir sie… Den Geist erkennen wir eben an seiner Wirkung.

Und wie wirkt er nun? Jesus nennt den Geist einen „Beistand“, der uns in die volle Wahrheit einführen wird (vgl. Joh 16, 7.13). Mit dem Heiligen Geist bekommen wir also Kraft und Stärke und wir verstehen in Wahrheit besser: Gott und die Welt und uns selbst.

Dabei ist sein Geist, den er vom Vater senden wird, ein Geist. Er führt zusammen und eint, die verschiedenen Sprachen werden verstanden. Das nenne ich „Völkerverständigung“.an Pfingsten. Und ist es nicht wahr: Wenn Menschen im Geist Gottes zusammenkommen, verstehen sie sich – über alle sprachlichen und kulturellen Grenzen hinweg. Zugleich wirkt sich der eine Geist ganz vielfältig aus. Je nach den Gaben, die wir empfangen. Das macht den Unterschied und zugleich unsere Vielfalt aus. Das ist ja gerade das Schöne am Christsein: Diese Einheit in aller Vielfalt!

Und dann? Fangen wir in und mit diesem Geist was an! Denn der Geist ist es, der uns lebendig macht. Die Kirche Jesu Christi ist schließlich keine Vereinigung von passiven Mitgliedern. Sie braucht begeisterte „Mitmacher“, die gemeinsame Sache machen ganz im Geiste Jesu Christi. Darum rufen wir schließlich auch: „Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu!“

Darauf will uns Pfingsten Lust machen! Wir waren lange genug im Lockdown und zur Passivität gezwungen. Und wir hatten alle Zeit zum Nachdenken. Manches brauchen wir nicht mehr, anderes dafür umso mehr. Machen wir uns an Pfingsten auf den Weg. Schon in wenigen Tagen gehen wir an Fronleichnam raus in die Öffentlichkeit. Raus aus dem Internet. Wir sind ja nicht virtuell, sondern ganz lebendig…

Pfingsten will uns immer wieder neu motivieren. Damit wir uns nicht abschotten. Treten wir ein für den Schutz des Lebens. Treten wir ein für die Bewahrung der Schöpfung. Treten wir ein für den Himmel, den Gott für alle bereithält, die ihn lieben. Nutzen wir den „kurzen Draht“ zu Gott. Jesus hat ihn uns zu Pfingsten gelegt: Er hat seinen Geist gesandt. Genau das hatte er ja auch versprochen. Amen.

 

Herr Jesus Christus,

du hast Wort gehalten und an Pfingsten deinen Beistand gesandt. Auch wir dürfen uns immer wieder von Heiligem Geist bestärken und inspirieren lassen, wenn wir offen sind für ihn. So bitten wir:

  • Für unsere jungen Christen: Lass sie gegen alle Widerstände unserer Zeit zu einem geisterfüllten Glauben finden.

Sende aus deinen Geist und das Antlitz der Erde wird neu. 

  • Wir bitten für die Politiker und alle, die in unserer Gesellschaft Verantwortung tragen und die öffentliche Meinung bilden: Gib ihnen den Mut der Wahrheit das Wort zu reden.
  • Wir bitten für alle, die den Glauben in unserer Zeit verkünden: Lass sie die zeitlose Botschaft des Glaubens in die Sprache übersetzen, die die Menschen heute verstehen.
  • Wir bitten für uns: lass uns immer wieder neu entdecken, welche Gaben des Geistes in uns wirksam sind, damit wir sie einsetzen zum Aufbau einer lebendigen Gemeinde.
  • und wir beten für Theresa Kraus, die heute im Wasser und im Heiligen Geist hineingetauft wird in die Gemeinschaft der Christen.

Herr Jesus Christus! Sende aus deinen Geist und das Antlitz der Erde wird neu.  Amen.

 

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