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Statio zu Allerheiligen

Statio zu Allerheiligen
Allerheiligen ist mehr als ein Gräbergang. Vielmehr! Allerheiligen ist ein erweitertes Familientreffen. Es gibt nur wenige Anlässe im Laufe des Jahres, an dem sich Verwandtschaft trifft. Und es ist ein erweitertes Verwandtschaftstreffen: Denn an Allerheiligen kommen wir ja wegen unserer Vorfahren zusammen, die uns bereits vorausgegangen sind, und wir schließen sie ganz bewusst mit ein.

Und wohin sind sie uns vorausgegangen? In den Himmel! Das ist unsichtbare Welt, aus der wir eigentlich stammen und zu der wir berufen, in die wir am Ende hoffentlich auch wieder heimgerufen werden.

Somit ist Allerheiligen auch ein Gipfeltreffen der besonderen Art. Allem Allerheiligenwetter zum Trotz: Dieses Fest will uns die Augen öffnen für den Himmel. Und das weitet für uns Erdenbürger immer den Horizont für die Ewigkeit…

Allerheiligen stellt in Frage
„Was hab ich eigentlich noch vor?“ Die Frage stellt man sich wohl mehrmals täglich. Und herauskommt meist Alltägliches: „Was muss ich noch einkaufen, welche Termine stehen noch an, was kommt heute Abend eigentlich im Fernsehen?“ Alltägliche Alltagsfragen halt…

Manchmal stellt man aber doch auch weitergehende Fragen. Wenn wir auf das Große und Ganze unseres Lebens blicken. Etwa am Beginn oder am Ende des Berufslebens oder an „runden“ Geburtstagen. „Was geht noch? Was kommt noch?“ Und wir spüren so was wie „Lebens-Erwartung“

Wissen Sie was an Allerheiligen einmal ganz gut tut? Wir werden in Frage gestellt! Mit unserem Leben. Spätestens dann, wenn wir an den Gräbern unserer Lieben stehen, die vor uns gelebt haben und vor uns gestorben sind. Was bleibt am Ende des Lebens vom Leben übrig?

Aber das Schöne an diesem Hochfest ist: wir bekommen auch eine Antwort. Und die müssen wir uns nicht selbst, weil sie vom Himmel herkommt. Den sieht man übrigens am besten aus dem Grab heraus. Der Heilige Augustinus hat es so ausgedrückt: „Ihr, die ihr mich liebt, seht nicht auf das Leben, das ich beende, sondern auf das Leben, das ich beginne.“ Ein interessanter Blick auf die beiden Seiten des Lebens. Also: Was habe ich mit meinem Leben noch vor? Was soll aus mir am Ende eigentlich werden? Mit dieser Frage sind wir im Leben hoffentlich nie zu Ende – bis zum letzten Atemzug.

Eines scheint mir dabei von vornherein wichtig: Geben wir uns nicht mit zu wenig zufrieden! Warum? Ganz einfach, weil wir nur einmal leben! Ja, so alltäglich es auch oft erscheinen mag: unser Leben ist einmalig und damit unendlich kostbar. Was habe ich also noch vor im Leben? Da muss am Ende mehr übrigbleiben, als ein ausgebrannter hohler nach Halloween. Warum? Weil Gott mit uns mehr vorhat.

Und was Gott mit uns vorhat, das haben wir gerade im Petrusbrief gehört: „Seid heilig, denn ich, euer Gott, bin heilig!“ Christen sind berufen nicht zur Mittelmäßigkeit. Wir sind berufen zur Heiligkeit. Davon waren die ersten Christen übrigens fest überzeugt. Darum nannten sie sich selbst auch „Heilige“. Weil sie wussten, dass sie in der Begegnung mit Gott immer wieder geheiligt werden. Das macht die Bitten im Vaterunser so wertvoll: „Geheiligt werde dein Name, dein Wille geschehe!“ Durch diese Gottverbundenheit werden wir geheiligt und heilig.

Dass das gelingt, und wie das gelingen kann, zeigen uns alle Heiligen. Und auch das ist gut zu wissen: Heilige sind auch nicht schon heilig auf die Welt gekommen. Der Heilige Martin wurde mit 15 Jahren getauft, und der Heilige Augustinus erst als erwachsener Mann, nachdem er schon vielerorts gesucht und dabei so manche Um- und Irrwege beschritten hatte. Übrigens hatte seine Mutter Monika fest für ihren Sohn gebetet.

Alle Heiligen haben sich irgendwann einmal auf ihren Weg gemacht, ihren Zugang zu Gott gefunden und mit ihm das Ziel ihres Lebens. Sie sind überzeugende Vorbilder und der lebendige Beweis dafür, dass es geht – heilig zu werden. „Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt“, sagt Papst Benedikt XVI. Auch heute. Etwa der Selige Carlo Acutis. Mit 15 Jahren früh an Leukämie verstorben, war der Jugendliche tief verbunden im Glauben mit Gott. Als Computerfeak gelang es ihm, eine Datenbasis aufzubauen zu den Eucharistischen Wundern der Welt. Als „Cyberapostel“ und „Influencer Gottes“ wird er bezeichnet und schon bald heiliggesprochen werden. Ja, auch als Computerfreak und Influencer kann man heilig werden!

Was alle Heiligen verbindet? Eine gemeinsame „Welt-Anschauung“! Sie versuchen die Welt mit den Augen Gottes zu sehen und im Sinne Jesus zu gestalten. Damit das Reich Gottes komme, wie wir im „Vaterunser“ beten.

Wie die Welt aus der Sicht Gottes aussieht beschreibt Jesus in den Seligpreisungen der Bergpredigt. Wir hören sie alle Jahre wieder an Allerheiligen:

Da werden seliggepriesen nicht die Reichen, die schon alles haben, sondern die arm sind vor Gott, von Ihm alles erwarten.

Selig sind bei Gott nicht die Spaßmacher, sondern die Trauernden, die Trost suchen und Hoffnung.

Auch nicht die Satten, die vor übervollen Kühlschränken in ihrer Seele verhungern, sind selig zu preisen, sondern die, die noch Hunger und Durst haben nach Mehr.

Nicht die bei allem mitreden können, weil sie schon bei allem mitgemacht haben und mit allen Wassern gewaschen sind, sondern jene, die ein reines Herz haben: die werden Gott schauen.

Nicht die Gnadenlosen, sondern die Barmherzigen, nicht die Machthaber, sondern die Friedenstifter.

Es ist diese so ganz andere Weltanschauung Gottes, die so Vieles in einem anderen –im rechten- Licht erscheinen lässt.

Das können wir konkret im Leben aller Heiligen ablesen. Das reine Herz und die Armut vor Gott bei einem wie Franz von Assisi, die Barmherzigkeit bei Mutter Teresa oder den Willen zum Frieden bei Johannes-Paul II. Oder die Art und Weise wie ein Jugendlicher namens Carlo Acutis mit neuen Social Media umgegangen ist.

Oder bei den vielen unbekannten, verborgenen Heiligen, um deren Glauben niemand weiß als Gott. Oder ob wir es sind? Die wir geheiligt sind in der Taufe, bestärkt wurden bei unserer Firmung. Es liegt an uns, ob wir die Einladung Gottes annehmen: „Seid heilig, weil ich, euer Gott, heilig bin.“ Gott ist und bleibt auf der Suche!

Fürbitten an Allerheiligen
Allerheiligen ist ein Blick in den Himmel. Der nicht verschlossen ist, sondern eine offene Verheißung, die bei allen Heiligen schon in Erfüllung gegangen ist.

Wir sind dankbar für das Lebensbeispiel der Heiligen, die angekommen sind bei Dir, unserem Gott. Wir bitten dich um Klarheit für alle Menschen, die noch nach ihrem Weg zu dir suchen.

Wir sind dankbar, dass Du unser Gott ganz konkret zusammenarbeiten willst mit uns. Lass uns engagiert eintreten für eine Welt, die nach Deinem Willen fragt.

Wir sind dankbar, dass unser Leben sein letztes Ziel findet in Dir. Lass uns bei allem, was uns auf Erden beschäftigt, den Himmel nicht aus dem Auge verlieren.

Wir sind dankbar für das Leben und die Liebe unserer Verstorbenen, an die wir in diesen Tagen besonders denken. Schenke uns Wege zu einem lebendigen Miteinander mit ihnen über den Tod hinaus.

Guter Gott.
Allerheiligen verleiht unserem Glauben große Perspektiven. Dafür danken wir Dir. Amen.

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