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Von der Abwehr des Bösen

Von der Abwehr des Bösen
Gedanken zum ersten Fastensonntag (Lk 4, 1-13)

Es gibt die Macht des Bösen. Wer wollte daran ernsthaft zweifeln! Nur, wie reagieren wir darauf? Wie gehen wir um mit jenen, die das Gute auf die Probe stellen wollen? Die schauen, wie weit sie gehen können? Zunächst mit Mitteln der Verlockung, dann mit Mitteln der Propaganda und schließlich mit roher Gewalt.

Wer von uns denkt da heute nicht an den Konflikt in der Ukraine, der auf beiden Seiten schon tausende Tote gekostet hat. Nein, dieser Krieg war nicht notwendig. Da ist einer, der ihn offenbar schon seit langem wollte. Nun haben wir ihn alle.

Viele haben es geahnt. Wie haben sie darauf reagiert? Nicht selten mit Versuchen der Diplomatie. Viele haben beschwichtigt und kleingeredet. Und man hat insgeheim auch an die Folgen gedacht, die uns treffen könnten. Aber so richtig ernst genommen haben wohl die wenigsten, was jetzt todernst gekommen ist. Ein blutiger Krieg mitten in Europa.

Der erste Fastensonntag schickt uns heute in die Wüste.  Jesus ist mittlerweile schon 40 Tage dort. Nach seiner Taufe wollte er zu Besinnung kommen und sich geistlich wappnen für seine Mission vom Reich Gottes. Das freilich ruft den Teufel auf den Plan. Denn ein Gottesreich auf Erden will der bestimmt nicht!

Doch schon an Weihnachten war die Ansage klar: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen, die guten Willens sind.“ So gut das in unseren Ohren auch klingen mag, für die Macht des Bösen ist das eine klare Kampfansage. In der Wüste kommt es zu einer ernsten Auseinandersetzung…

Die Versuche des Teufels sind durchaus geschickt. Wir finden sie im Laufe der Menschheitsgeschichte immer wieder. Aber wie reagiert Jesus darauf? Nicht diplomatisch. Er lässt sich nicht auf Verhandlungen ein, sondern kontert klar und entschieden. So ist er es, der am Ende souverän die Oberhand behält. Wie hat er das geschafft? Mit klaren Worten aus der Heiligen Schrift.

Schauen wir uns aber genauer an, mit welchen Waffen der Teufel kämpft: Zunächst mit Brot. Das scheint wenig. Ist aber viel, wenn einer nach 40 Tagen Hunger hat. Was würden so manche in der Hungersnot geben für ein Stück Brot. Jesus weiß um die Not des Hungers. Er selbst wird später Brot vermehren. Aber hier wie auch später macht er eines klar: Es gibt mehr als den Hunger im Bauch. Es gibt Hunger nach Sinn in der Seele. Was wäre auch am Ende, wenn der Bauch zwar voll, die Seele aber verhungert ist. Wie heißt es in Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“: „Erst kommt das Fressen, dann die Moral.“ Mit dieser Einstellung, die nicht mal drei Groschen wert ist,  wäre dem Teufel schnell Tür und Tor geöffnet. Jesus hält klar dagegen: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“ In der Ukraine sehen wir gerade so viele Menschen, die wissen, dass es im Leben höhere Werte gibt.

In einem zweiten Angriff lockt ihn der Teufel mit Machtgelüsten: „All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest.“ Der Teufel erweist sich als echter Menschenkenner. Auch mit dem Angebot der Macht lassen sich Menschen leicht gewinnen. Und wenn sie an der Macht sind, wollen die Machthaber ihre Macht auch behalten. Koste es, was es wolle. Und dann wollen sie oft noch mehr Macht haben. Und sind sogar bereit, über Leichen zu gehen. Ein Blick in die Geschichte spricht blutige Bände.

Wieder greift Jesus zu Mitteln der Heiligen Schrift: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.“ Stellen wir uns vor, wie die Welt aussähe, wenn sich die Menschen daran hielten….

Das perfideste Mittel aber hat sich der Teufel bis zuletzt aufgehoben: Allmachtsphanthasien. Die verwegene Vorstellung, Gott auf die Probe zu stellen. Aber Gott auf die Probe stellen heißt, Gott in seine Gewalt bringen zu wollen. Ich handle nicht so, wie Gott will. Gott soll so handeln, wie ich es will. Und sei es so unsinnig, wie ein Sprung von seinem Jerusalemer Tempel. Aber auch das hat es immer wieder gegeben, dass Gott als Mittel zum Zweck missbraucht wird. Auch und gerade zu Kriegszwecken.

Jesus antwortet wieder knapp, aber umso entschiedener: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.“

Auf dieses Wort, so hören wir, lässt der Teufel für einige Zeit von Jesus ab. Das hätte er bestimmt nicht getan, wenn Jesus sich auf Diskussionen eingelassen hätte oder gar „weich“ geworden wäre.

Aber der Teufel wird sich wieder melden. Mit jener tödlichen Brutalität, die Jesus letztlich ans Kreuz bringt. Er wendet sich nicht mehr an Jesus, keine Chance. Wir sehen Verleumdungen seiner Gegner, die Feigheit eines Pilatus und der Kadavergehorsam der Blutschergen. Das Böse findet anscheinend zu allen Zeiten Mitstreiter unter den Menschen, die mit ihm gemeinsame Sache machen.

Und doch: Am Ende wird das Gute überleben. Das war übrigens im Laufe der Geschichte immer so. Die Machthaber waren am Ende alle ihre Macht wieder los. Auch wenn die Wahrheit das erste Opfer des Krieges ist. An der Wahrheit sind am Ende auch alle Machthaber wieder gescheitert.

Mit dieser Gewissheit gilt es in aller Klarheit und Wahrheit niemals Kompromisse mit dem Bösen zu schließen. Folgen wir in aller Entschiedenheit Jesus, der versprochen hat: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Das hat er bereits zu Beginn seines Weges draußen in der Wüste eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

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