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Von Herzen…

Von Herzen…
Gedanken zum Hochfest der Gottesmutter Maria – Neujahr (Ev. Lk 2,16-31)

„Doppelherz“
Der etwa faustgroße und im Durchschnitt 300 Gramm schwere Muskel liegt zwischen den beiden Lungenflügeln etwas nach links versetzt, schräg hinter dem Brustbein. Der Herzbeutel, ein Sack aus Bindegewebe, hält das Herz an seinem Platz. Zusammen mit den Blutgefäßen bildet das Herz das sogenannte Herz-Kreislaufsystem und pumpt mit rhythmischen Kontraktionen pro Minute rund fünf Liter Blut durch den Körper. Soweit so gut.

Und jeder weiß hoffentlich auch, was die „Apotheken-Rundschau“ uns allen ans Herz legt: Unser wichtigster Muskel will gut gepflegt werden. Denn erkrankt das Herz, drohen schwere Leiden wie etwa koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt oder Herzinsuffizienz -Herzschwäche. Ein gesunder Lebensstil da beugt vor.

Nun gut. Aber ist unser Herz nicht doch mehr als eine muskuläre Pumpstation? Ist das Herz nicht die innerste Mitte des Menschen? Der Ort unserer Gefühle? Man schenkt sich nicht nur von Herzen. Herzen können auf einmal auch Flügel bekommen und anderen zufliegen. Wen oder was habe ich von Herzen gern? Ja, es gibt wirklich herzliche Menschen. Menschen, die herzensgut sind. Halten wir also fest: Das Herz ist ein lebenswichtiges Organ und mehr noch die emotionale Mitte des Menschen.

Maria – ein Mensch mit Herz
Maria, deren Hochfest wir heute zu Jahresbeginn feiern, war ein Mensch mit Herz. Maria zeigt uns auch, wie man aus ganzem Herzen lebt. Von allem Anfang erleben wir sie beherzt. Im Augenblick der Verkündigung fasst sie sich ein Herz und lässt geschehen, was Gott mit ihr vorhat. Was das für Konsequenzen hat, prophezeit ihr Simeon kurz darauf im Tempel: „Deine eigene Seele wird ein Schwert durchdringen“  (Lk 2,35).  Und es bewahrheitet sich: nicht nur Jesus hat am Kreuz geblutet. Das Herz seiner Mutter blutet mit.

Maria war ein Mensch, der wirklich ein Herz hatte für Gott. Unser Glaube braucht auch viel Herz. Darum tun sich viele Intellektuelle auch so schwer, aus ganzem Herzen zu glauben. Sie diskutieren und debattieren. Das Hirn wird heiß, aber das Herz bleibt kalt. Was bringt´s? Allein kopfgesteuert kann man nicht wirklich gläubig werden.

Denn Gott ist die Liebe (vgl. 1 Joh 4,8) – und das glauben wir – und seine Liebe in Jesus -und das glauben wir auch – ist unter uns sichtbar geworden. Darum sagt uns Jesus auch: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen, deiner ganzen Seele und deinem ganzen Denken und deinen Nächsten wie dich selbst“ (Mt 22, 37). Der Heilige Augustinus hat all das goldrichtig verstanden, wenn er sagt: „Ama et fac, quod vis.“ – „Liebe und dann tu, was du willst.“

Glaube mit Herz und Verstand!
Und was ist mit dem Verstand? Wir alle sind doch vernünftige Leute. Darum darf man den Verstand auch nicht ausschalten, um zu glauben. Denn eines dürfte doch klar sein: Maria war nicht dumm. Ihr „Fiat“ gibt sie nicht kopflos. Sie dachte vielmehr zunächst einmal darüber nach (vgl. Lk 1, 29). Und wie wir soeben gehört haben (vgl. Lk 2, 19), erwog sie auch die Worte der Hirten in ihrem Herzen.

„Liebe macht blind“ sagt man, wenn die Liebe kopflos bleibt. Aber noch vielmehr öffnet Liebe die die Augen, wenn, ja wenn man den Verstand einschaltet. „Drum prüfe, wer sich wenig bindet!“ Dieses Wort von Schiller kann man gut auch auf den Glauben anwenden.

Gott ist die Liebe. Und darum ist Gott auch die Fülle der Erkenntnis. Dafür stand übrigen der Begriff des Herzens im Alten Testament: Das Herz ist die wahre Mitte des Erkennens. Nicht das Hirn und der Verstand. Das Herz war bewusstseinsbildend. So gesehen verstehen wir den Münchner Religionsphilosoph Eugen Biser richtig: „Nicht das Denken macht am Glauben irre, sondern die Dummheit.“ Mit dem Kopf allein wird man das Geheimnis göttlicher Liebe nie begreifen.

Herzensbildung tut aber auch sonst Not. Wir sind eh viel zu verkopft. Wir brauchen wieder die Weisheit, die das überbordende Wissen im Herzen erwägt und erst so wirklich verstehen kann. Letztlich kommt es im Glauben auf beides an: Herz und Verstand. Der Philosoph Anselm von Canterbury hat das schon vor rund 1000 Jahren bemerkt: „Fides quaerens intellectum“ – „Der Glaube fragt nach dem Verstand.“ Der Heilige Thomas von Aquin verknüpft beides, wenn er hinzufügt: „Verstehe, um zu glauben. Glaube, um zu verstehen.“

Wer nicht sein Herz mitgibt, wird nie wirklich verstehen, was es heißt zu glauben. Denn „ich glaube“ heißt: „Credo“ – „Ich gebe mein Herz“. Erst ein gelebter und geliebter Glaube führt zum wahren Verständnis. Darum hat Johannes von Gott ganz einfach gesagt: „Das Herz befehle!“ Damit wird klar: „Die gefährlichsten Herzkrankheiten sind immer noch Neid, Hass und Geiz.“ (Pearl S. Buck) Menschen mit Herzerweiterung sind dagegen gesund und fit für ein neues Jahr. Und was unser Herz gesund hält? Es ist schlicht und ergreifend: die Liebe!

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