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Wahrheit schafft Klarheit!

Wahrheit schafft Klarheit!
Gedanken zum 2. Fastensonntag (Mk 9, 2 – 10 „Verklärung des Herrn“)

Es besteht Klärungsbedarf! Klärungsbedarf besteht immer dann, wenn nicht klar ist, was wahr ist. Der Bedarf besteht deshalb, weil Unklarheiten Menschen natürlich verunsichern. In diesen „Coronazeiten“ haben wir das wohl alle schon zu spüren bekommen.

Verwundert es Sie nicht auch, wie viel über das Coronavirus berichtet wird und wer sich alles so äußert. Alles und alle scheinen davon betroffen. Warum das so ist? Ist da doch so etwas wach geworden, wie das Bewusstsein, dass jedes Leben tödlich endet? Dass wir alle einmal sterben werden, obwohl die meisten das um alles in der Welt verhindern wollen?

Aber so ist das nun mal… Warum? Weil es neben Corona eben noch ein ganz anderes Virus gibt, von dem wir alle infiziert sind: Das Virus des Todes. Klar ist das wahr: alle Menschen müssen sterben, ob sie wollen oder nicht. So gesehen ist das die eigentliche Pandemie: die Sterblichkeit des Menschen. Und gegen die ist menschlich gesehen kein Kraut gewachsen. Vielleicht könnte die gegenwärtige Diskussion etwas gelassener und weniger verkrampft geführt werden, wenn man sich diese Lebenseinsicht mehr zu eigen machen würde…

Was uns dabei hilft, ist bestimmt unser Glaube. Er macht uns Mut, dieser Wahrheit ins Auge zu schauen. Im Glauben geht uns ein Licht auf, ein Licht der Hoffnung, das zugleich Vertrauen schenkt. Damit die Augen unserer Seele nicht vom grauen Star der Angst befallen werden. Bitte mehr Licht!

Es ist schon bemerkenswert, dass es oft Lichtereignisse sind, die Gottes Gegenwart sichtbar machen. Gewiss, Gott selbst können wir nicht schauen. Nicht in dieser irdischen Welt. Gott wohnt in „unzugänglichem Licht“ (vgl. Joh 1,18) – wir wären geblendet…! Und doch ist da immer wieder sein Abglanz. Der brennende Dornbusch, in dem Gott dem Mose seinen Namen kundtut: „Ich bin da!“ Die Feuersäule, die nach der Befreiung aus Ägypten des Nachts den Weg durch die Wüste weist. Auch heute in diesem himmlischen Augenblick auf dem Berg der Verklärung: Licht, in dem auf einmal so viel klar wird.

Und da begegnet wieder eine Wolke. Auch sie steht in der Heilsgeschichte immer wieder für Gottes Gegenwart. Sie begleitet das Volk Israel auch durch die Wüste und aus ihr bekennt sich Gott auch zu seinem geliebten Sohn. Nein, Gott blendet uns nicht. Sein Licht will uns einleuchtet. Gott umnebelt uns nicht; er hält sich nicht bedeckt. Gott offenbart sich. Offenbarung ist das, was wir Menschen aus eigener Einsicht nicht erkennen und verstehen können.

Eine solche Wahrheit offenbart sich heute den Jüngern. Jesus hat nur die drei wichtigsten mitgenommen. Die Offenbarung wird angebahnt durch die Anwesenheit der beiden großen Propheten: Mose, der Retter aus der Wüste, er hat Gott schauen dürfen und ist bereits auf dem Berg Sinai sichtbar erstrahlt. Und Elija, der dem Kommen des Messias vorausgeht. Diese beiden großen Gestalten, die Wolke und das Licht haben die Jünger auf die Spur gebracht; sie für einen Augenblick aufgeklärt. Aber mit dieser Aufklärung können sie noch nichts weiter anfangen. Noch nicht… Sie brauchen Zeit, das spüren sie. Darum wollen sie bleiben und drei Hütten bauen. Aber nichts da! Sie müssen wieder runter. Zurück in die Niederungen des irdischen Lebens. Denn es muss noch ein anderer Berg bestiegen und bezwungen werden: der Berg Golgotha.

Jesus spricht all das klar und deutlich an. Damit keine Unklarheiten entstehen, spricht er auch offen von seinem bevorstehenden Tod. Die Jünger wollen es nicht wahrhaben. Menschlich nur zu verständlich. Und doch: der Tod wird kommen, weil er kommt – unausweichlich. Jesus weiß das. Und er stellt sich dieser Realität. Er geht sehenden Auges darauf zu. Jesus will uns helfen, dieser menschlichen Wahrheit ins Auge zu schauen. Wenn uns das gelingt, werden wir mehr Gelassenheit finden.

Aber dann wartet ja noch ein ganz anderes Licht auf uns. Heute in sechs Wochen feiern wir Ostern! Das ist das Licht, das uns die ganze Wahrheit einleuchten will. Die Jünger werden Jesus wiedersehen im Licht der Auferstehung, als den Auferstandenen, als den verklärten Herrn. Sie werden staunen und dann zum Glauben finden. Und diesen Glauben bezeugen, bis hinein in den Tod.

Die Grauzonen des Zweifells, der Unsicherheit und der Angst befallen uns Menschen immer wieder. Nicht nur in diesen Monaten. Umso wichtiger ist es, dass wir nach Licht suchen, das uns einleuchtet, durch alle Nebel von Zweifel, Unsicherheit und Angst hindurch. Dafür ist die Fastenzeit wie geschaffen. Wir sollen uns auf den Weg machen. Wieder einmal von diesem „Sonntag der Verklärung“ hinein in eine Woche des Alltags. Wohin uns dieser Weg führt: Es sind der Gründonnerstag und der Karfreitag. Es werden Stationen Jesu sein, weil es Stationen des Menschen sind. Aber wir gehen diesen Weg heute anders als die Jünger damals. Ihnen muss Jesus noch verbieten, offen über all das zu reden. Wir können und wir sollten es auch offen tun. Denn unser Weg zum Kreuz ist ein Weg im Licht von Ostern. Darum suchen auch Menschen erwartungsvoll in unserer Kirche ausgerechnet ein Kreuz. Sein Kreuz, das Kreuz unseres großen Herrgotts von Biberbach. Und sie finden eine erlösende Wahrheit! „Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und preisen dich! Denn durch dein Kreuz hast du die ganze Welt erlöst!“

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