Wallfahrt – immer ein guter Grund!
Wallfahrt – immer ein guter Grund!
Gedanken zum 100-jährigen Wiedererstehen der Kemnater Wallfahrt
Wallfahrten haben immer einen guten Grund. Einfach nur gehen geht ja nicht.
Wallfahrten haben einen guten Beweggrund. Vor 100 Jahren – der Grund war der Friede – nach vier Jahren Krieg. Und dann braucht es Menschen des Anfangs. Ein Mann der ersten Stunde der Wallfahrt war Michael Kreuzer aus Kemnat, der versprochen hat: „Wenn ich gesund zurückkomme aus dem Krieg, mache ich einen Wallfahrt.“ Ein Mann, ein Wort.
Aber wohin? Nicht der Weg ist das Ziel. Der Weg einer Wallfahrt kennt sein Ziel. Ein Kriegskamerad, Josef Miller aus Eisenbrechtshofen, hatte da gleich eine gute Idee: „Geh zum Herrgöttle nach Biberbach!“
Was man versprochen hat, das muss man auch halten. Schlechte Zeiten haben immer auch ihre guten Seiten. Dafür steht die Begegnung von Michael Kreuzer und Josef Miller. Die Idee war gut. Und die Wallfahr tut gut. Bis heute. Wobei es ja eigentlich eine Wiederbelebung war. Weisen doch Kirchenbücher der Wallfahrtskirche schon für das Jahr 1739 Wallfahrer aus Kemnat aus.
Heute wie damals wollen uns Wallfahrten dem Wesentlichen im Leben auf die Spur bringen. Uns nahebringen, worauf es wirklich ankommt.
Zum Wichtigsten gehört der Glaube. Aus dem Vertrauen erwächst. Und Werte, die dem Leben dienen.
Ein guter Weg!
Bis heute brechen Kemnater am Samstag vor Johanni frühmorgens auf. Und der Weg ist sinnvoll abgestimmt. Denn sie machen bewusst Rast in Violau. Kehren bei Maria ein. Und wenn man dann etwas ausgeruht und sich bei einer Brotzeit gestärkt hat, folgen sie ihrem Rat: „Was er euch sagt, das tut.“ Maria schickt sie weiter zu ihrem Sohn nach Biberbach.
Und wenn man dann erschöpft ankommt, dann wird man in Biberbach schon längst erwartet: Vom liab´n Herrgöttle. Und man spürt: Jetzt bin am Ziel. Man muss dazu nicht mehr sagen. Man sieht und spürt es, wenn man reinkommt und gleich nach vorne schaut. „Kommt alle zu mir, die ihr euch müht und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“
Was haben die Menschen nicht schon alles mitgebracht – und hier entsorgt, Eines weiß man, wenn man wieder zurückkommt – anders als man losgegangen ist. Und innerlich erleichtert. Und mit dem festen Vorsatz: nächstes Jahr wieder nach Biberbach!
Über die 100 Jahre haben viele diese Wallfahrt begleitet. Aber die Wallfahrt begleitet auch uns. Sie ist eine alljährliche Einkehr. Und irgendwie auch eine alljährliche Heimkehr.
So wie es mir Frau Scheu, die ich in Weilheim kennenlernen durfte, von ihrem Vater erzählt hat: „Mein Vater hat Zeit seines Lebens an den Wallfahrten teilgenommen und kam immer sehr erfüllt nach Hause.“ Ihr hat er gestanden: „Die Kemnater Wallfahrt zum Herrgöttle von Biberbach hat mich mein Leben lang begleitet.“ Und ihr Großvater hat im Jahr nach der Gründung der „Kemnater Wallfahrt“ im Mai 1920 sein Gelübde eingelöst, das er im Kugelhagel von Verdun gegeben hat und eine Lourdesgrotte in Kemnat errichtet…
In aller Dankbarkeit!
Heute zum 100. Jahrestag der wiederbelebten Kemnater Wallfahrt gibt es viele Gründe zu danken: Zunächst den zwei Männern, die an ihrem Anfang standen, die sich nach den schrecklichen Erfahrungen des 1. Weltkrieges gottfroh und dankbar auf den Weg gemacht haben, auf den Weg des Friedens. Die Botschaft der Menschwerdung lautet ja auch nicht anders: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen, die guten Willens sind“.
Wir sind dankbar für die Treue durch all die Jahre. Die Wallfahrt hat durchgehalten und durchgetragen. Auch und gerade in den Kriegsjahren des 2. Weltkrieges, als es fast nur noch Frauen waren, die sich auf den Weg gemacht haben für ihre Männer und Söhne um eine gesunde Rückkehr.
Vor allem aber sind wir dankbar dafür, dass wir ein Ziel im Leben haben. Und darum auch ankommen dürfen. Hier in Biberbach, bei ihm, der gesagt hat: „Ich bin der Weg, der in Wahrheit zum Leben führt.“ Und ihn brauchen wir auch – nicht nur in schweren Zeiten. Manche sagen: „Not lehrt beten.“ Dankbarkeit aber hoffentlich auch.
Und darum wollen wir heute auch danken für die bald 75 Jahre des Friedens. Die Wallfahrt erinnert uns auch daran, dass es einen Frieden ohne Gott –gottlos- nicht geben kann. Kriege sind dafür ein schrecklicher Beweis. Umso mehr verpflichten uns die 100 Jahre auch für die Zukunft. Mit Jesus auf dem Weg zu bleiben und zu ihm zu kommen. Denn er hat versprochen: „Meinen Frieden gebe ich euch. Nicht einen Frieden wie die Welt ihn verspricht. und doch nicht zu halten imstande ist.“ Und dann danken Sie einander – dass Sie miteinander unterwegs sind. In einer Weggemeinschaft, die Glauben heißt. Amen.