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Was für ein Rahmen?!

Was für ein Rahmen?!
Gedanken zu Fronleichnam

Fronleichnamstag ist Prangertag. Alles wird aufgefahren. Von den „Stäbla“ bis zu den Fahnen. In der Mitte der kostbar bestickte Himmel und unter dem Himmel die wertvolle Monstranz. Ein wahrhaft prächtiger Rahmen – der zu Fronleichnam selbstverständlich dazu gehört. Und das seit Jahrhunderten.
Aber warum und wofür eigentlich dieser ganze Aufwand? In der Mitte sehen wir nur das einfachste von der Welt: Ein Stück Brot. Ungesäuert und ungesalzen – nur Mehl und Wasser. Einfacher geht´s ganz einfach nicht. Enttäuscht? Oder wird es jetzt nicht richtig spannend? Das Brot da in der Mitte muss eine ganz besondere Bedeutung haben, sonst wäre der ganze Rahmen nur ein sinnloses Drumherum.

Ein wertvoller Inhalt
Und ist nicht unsere ganze Kirche ein prächtiger Rahmen! Ein Stück Himmel auf Erden. Auch den haben sich unsere Vorfahren viel kosten lassen. Und warum? Die Antwort ist auch verstörend einfach: das alles nur wegen eines Kreuzes. Auch das versteht man nur, wenn man den tieferen Sinn dieses Kreuzes begriffen hat. Und das hat ja über 150 Jahre lang gedauert. Denn unser großes Kreuz war ja zunächst in einer viel kleineren Kirche und über Jahrzehnte sogar auf dem Dachboden. Bis man den tieferen Sinn des Kreuzes verstand und das wir heute unser Liabs´s Herrgöttle nennen, das man fast überall kennt. Auch in Altötting, wo wir letztes Wochenende mit den Ministranten waren…
Die Menschen haben den besonderen inneren Wert erkannt. Und allein deshalb den kostbaren Rahmen geschaffen. Die Monstranz für dieses Brot – diese Kirche für unser Heiliges Kreuz. All der kostbare Rahmen will uns aufmerksam machen, worum es eigentlich im Innersten geht. Innere Werte sind bekanntlich immer weit kostbarer als äußere Werte. Statussymbole wollen oft nur ablenken von innerer Leere, die sie aber doch nie ausfüllen können. Übrig bleibt nur noch der Rahmen – die Mitte ist leer.
Fronleichnam führt uns sichtbar vor Augen, wieviel den Menschen vor uns der Glaube bedeutet hat, wieviel ihnen ihr Herrgott, dieser Jesus Christus wert war. Darauf wollen Kirche und Monstranz und der heutige Fronleichnamstag hinweisen.

eines wertvollen Glaubens
Wie viel Wertschätzung erfährt christlicher Glaube heute noch? Auch hier bei uns in Biberbach? Keine Angst, heute stellt sich nicht mehr die Frage eines Kirchenneubaus, auch wenn die Außenrenovierung ansteht. Die sind wir unserem Gotteshaus auch schuldig. Und der Himmel ist noch bestens erhalten, weil sorgfältig gepflegt.
Ich meine vielmehr: Wieviel innere Wertschätzung empfinden wir noch für all das, was unseren Vorfahren durch all die Generationen hinweg hoch und heilig, und darum lieb und teuer war? Was lassen wir uns den Glauben noch kosten – nicht in Euro und Cent, sondern gemessen an echtem Interesse und Engagement? Oder bleiben viele nicht lieber länger liegen…?
Gewiss, immer wieder wird appelliert, wie wichtig doch Werte sind. Und es wird allenthalben beklagt, wie sehr die inneren Werte in unserer Gesellschaft doch verloren gehen. Nach dem Attentat auf den Regierungspräsidenten in Kassel räsonierte Innenminister Seehofer über eine zunehmende Verrohung in unserem Land angesichts der Häme und des Spotts, der sich in den sozialen Medien ergoss.
Aber kann diese Entwicklung wirklich überraschen, wenn man Gott vergisst? Und die Botschaft Jesu Christi, auf der schließlich christliche Werte gründen? Wieviel O-Ton Jesus kommt noch vor im Wortschatz unserer Zeit. Gnade, Barmherzigkeit, Liebe und Treue? Wenn wir auf diese Worte und Werte verzichten wollen, stellt sich die Frage: Wer hat denn neue, und vor allem wer hätte bessere? Wir brauchen keinen neue Werte. Wir haben alte Werte, und die haben sich in 2000 Jahren Christentum bewährt. Sie können uns ganz schnell abhanden kommen. Wenn wir sie behalten wollen, genügt es aber nicht sie herbeizureden. Wir müssen sie wieder bewusst pflegen indem wir sie beherzt leben.
Für welchen Wert das Kreuz einsteht – und was das Brot in der Monstranz uns ans Herz legt: Ganz einfach: es ist die Liebe des einen für die anderen. Und dieser Eine, Jesus Christus, ist in seiner Hingabe bis zu Äußersten gegangen. „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde“, hat er gesagt und er hat es auch getan. Und uns aufgerufen: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.“ Wenn die Nächstenliebe nicht mehr das Maß aller Dinge ist, dann gehen auch Respekt und Ehrfurcht, Anteilnahme und Mitgefühl, Solidarität und Gerechtigkeit verloren. Wir brauchen entschlossenen christlichen Einsatz zu einem inneren Klimawandel!

inmitten der Schöpfung
Fronleichnam war wohl noch nie so wertvoll wie heute. Und wenn wir anschließend durch unsere Gemeinde gehen, weitet sich der Blick noch einmal. Denn der Ort, in dem wir leben, die Schöpfung, die da ist, ist ja auch ein wertvoller Rahmen. Reden wir nicht von Umwelt. Da ist mehr! Eine wunderbare Schöpfung umgibt unser Leben. Wie eine kostbare Monstranz. In  der das Leben – alles Leben der Welt – aufgehoben und geborgen sein soll. Und diese kostbare Monstranz hat sich Gott erdacht und dann erschaffen. Er hat das Leben der Welt bewusst nicht in Legebatterien gelegt. Über das Geschenk des Lebens in der Schöpfung Gottes machen wir uns an den vier Altären mit Gruppen aus unserer Pfarrei Gedanken. Das ist unsere Form des Demonstrierens: Kein lautstarker Protest, sondern die unser dankbares Gebet, das sich im Handeln fortsetzt. Mit der Überzeugungskraft unseres Glaubens, dass es Gott gibt, der in Jesus selbst Teil der Schöpfung geworden ist, um uns mit ihr in aller Liebe zu erlösen. Amen.

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