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Was wollen dürfen

Was wollen dürfen
Gedanken zu Aschermittwoch

Heute beginnt die Fastenzeit. Oder fragen wir uns nicht, wann die endlich endet. Der Lockdown ist ja gefühlt wie eine nicht enden wollende Fastenzeit. Mit ihren Entbehrungen, Entsagungen, ihren Einschränkungen und all dem Verzicht. Und wir wissen nicht, wann sich was wirklich wieder völlig entspannt…; das vielbeschworene Licht am Ende des Tunnels näher rückt.

Eines aber wissen wir schon jetzt: in sieben Wochen, am 4. April ist Ostern – Osterfeuer – Osterlicht. Das nenn´ ich eine klare Perspektive! Genau darum beginnen wir heute, an Aschermittwoch, auch die Fastenzeit. Eine Zeit, die uns nicht aufgezwungen wird, sondern die wir beherzt angehen können. Und wir selbst entscheiden uns dabei aus freien Stücken, wie wir diese Zeit der Vorbereitung gestalten. Ich hoffe, wir gehen motiviert an den Start.

Gerade weil heuer vieles nicht mehr geht und manche wirklich in den Seilen hängen, brauchen wir diese „Frühjahrskur“ mehr denn je. Sie verspricht neue Spannkraft. Und sie kann und will uns auch auf andere Gedanken bringen. Wegbringen von immer demselben Thema, das „Corona“ heißt. Weil es ja noch anderes und am Ende auch Wichtigeres gibt. Ostern zum Beispiel, das Fest der Auferstehung aus dem „Lockdown des Todes“.

Vierzig Tage Fastenzeit liegen also vor uns. Ebenso lange war Jesus damals in der Wüste. Aus einem einzigen Grund: Er wollte sich bereitmachen, fit sein für das,  was kommt. Lange zuvor war das Volk Israel 40 Jahre lang auf den Weg durch die Wüste. Auf dem Weg in eine neue, gottgeschenkte Freiheit.

Darum geht es auch uns: Um mehr Freiheit. Und um die nötige Konzentration darauf. Dafür setzt der heutige Tag ein Zeichen, das unter die Haut geht: die Asche. Dieses untrügliche Zeichen der Vergänglichkeit. In den letzten Monaten sind ja deshalb so viele aufgeschreckt, weil so manche anscheinend vergessen hatten, dass man sterben kann und irgendwann mal auch sterben können muss. Dagegen ist kein Kraut gewachsen und auch keine Impfung der Welt. Für diese Wahrheit gibt´s heute Asche auf´s Haupt. Und einen durchaus heilsamen Zuspruch: „Bedenke, o Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst!“ Was für ein starker Auftakt!

Und unterwegs, was sind die Mittel der Konzentration? Jesus nennt drei bewährte geistliche Mittel. Zuerst nennt er die Almosen. Nicht weil es ihm ums Geld geht, wie der Kirche oft vorgeworfen wird. Es geht auch nicht um eine „milde Gabe“. Das Wort Almosen kommt vom griechischen „Eleemosyne“ und bezeichnet eine Lebenseinstellung: echtes Mitleid und Barmherzigkeit. Damit wissen wir, worum es Jesus geht: um tatkräftige Solidarität. Was das in den letzten Monaten bedeutet hat, an Vorsicht, an Rücksicht, an Verzicht… Es wird auch nach Corona wichtig bleiben zu teilen. Vor allem auch unsere Aufmerksamkeit für andere.

Dafür muss man sich selbst im Griff haben. So schwer das fällt. „Fasten“ steht für ein gutes Maß an Selbstkontrolle. Da geht es nicht bloß um Verzicht, sondern um den Gewinn von mehr Freiheit gegenüber all dem, was mich abhängig machen will. Selbstdisziplin, die mir nicht mehr alles so einfach durchgehen lässt.

Und das Gebet. Fastenzeit ist immer auch Gebetszeit! Eine feste Gebetszeit von einer Viertelstunde kann einen ganzen Tag verändern. Oder wenn Sie bei den Exercitien mitmachen: eine halbe Stunde. Und am Abend einen kurzen, aber aufmerksamen Tagesrückblick, der uns mit der Zeit unseren Lebenslauf besser verstehen lässt. Beten führt auch zu mehr Glauben. Wieviel Angst hatten doch viele in der letzten Zeit. Wie wichtig ist darum mehr Vertrauen. Gottvertrauen auch.

Mit dem Aschermittwoch beginnen wir eine gesegnete Zeit. Über 30 Mitglieder unserer Pfarreiengemeinschaft machen sich zugleich auf den Weg von Exercitien. „Exercitien“ sind geistliche „Übungen“, die uns fit machen wollen. Ostern ist das Ziel! Und damit aller Grund, sich motoviert und mit viel Lust auf Leben auf den Weg zu machen. Ganz in diesem Sinne wünsche ich uns allen eine erwartungsfrohe Fastenzeit!

 

Fürbitten

Guter Gott, du schenkst uns die heiligen 40 Tage, um dir näher zu kommen.
Höre auf unser Gebet:

  • Schenke uns einen nüchternen und klaren Blick für das, was wesentlich ist im Leben.
  • Hilf uns Vorsätze zu finden, die unserer Seele guttun und uns neue Spannkraft verleihen.
  • Mache uns immer wieder empfindsam für die Menschen, die mit uns leben.
  • Schenke unserer Zeit ein neues Bewusstsein für die Ewigkeit.

Guter Gott Umkehr des Herzens ist Hinkehr zu Dir.
Komm Du uns entgegen. Amen.

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