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Weihnachten ernst nehmen…

Weihnachten ernst nehmen…
Gedanken zu Heiligabend

Weihnachten sollten wir nicht auf die leichte Schulter nehmen. Das haben wir in den letzten Tagen oft genug gehört. Es wurde uns geradezu eingeimpft. Und das zu Recht!
Weihnachten dürfen wir Christen nie auf die leichte Schulter nehmen. In den letzten Jahren ist gewiss einiges aus dem Ruder gelaufen. Zu Weihnachten nur noch shoppen und dann groß feiern. Das ist definitiv zu wenig! Manche sind ohnehin gleich samt Weihnachtsbaum in den Urlaubsflieger gestiegen. Auf und davon. Das war früher…; eine gefühlte Ewigkeit lang her. In diesem Jahr haben es viele mit Weihnachten nicht leicht. Shops sind geschlossen, Kontakte sind eingeschränkt, Flugzeuge bleiben am Boden. Alles Mögliche geht nicht mehr…

Aber war das damals nicht genauso? War Weihnachten nicht schon immer eine ernste Angelegenheit…! Die frühen Christen kannten den Begriff des „Scandalon incarnationis“ – Man sprach vom Skandal der Menschwerdung“. Und in der Tat, es ist schon eine unglaubliche Zumutung: Für Gott, dass er Mensch wird. Für jene Menschen, die ihm dabei geholfen haben. Und heute für so manche, denen es schwerfällt, daran zu glauben.

Warum aber singen wir dann alle Jahre wieder „O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit!“ …wobei wir heuer ja nicht singen dürfen. Wir bekommen das Lied vorgesungen. So können wir dann auch besser auf den Text achten. Und vernehmen dann auch den Grund der Freude: „Welt ging verloren, Christ ist geboren. Freue dich, freue dich, o Christenheit!“ Hand aufs Herz: Mensch, wo kommen wir denn am Ende hin – ohne Gott!

„Christ, der Retter ist da!“ Mit diesem Liedruf aus „Stille Nacht, heilige Nacht“ haben wir die beste Headline gefunden: Ja, Weihnachten ist eine einzigartige Rettungsaktion von Gott und Mensch. Gewiss, Gott war der Initiator dieser Rettungsaktion. Die Botschaft des Himmels hat aber von Anfang an Menschen guten Willens gebraucht und auf ihr Vertrauen gesetzt. Maria willigt ein und sagt „Ja“. Josef hält zu ihr und lässt sie nicht im Stich. Wir haben die beiden durch den Advent begleitet. Jetzt sind sie angekommen und stehen vor verschlossenen Türen. Das nenne ich einen harten Lock-down!

Aber dann kommen schon die Hirten, arme Schlucker, mit ihrem großen Herzen. Ein Stall steht bereit, die Hirten bringen das Wenige, das sie haben. Und am Ende? Am Ende hat das Kind überlebt… Das ist Weihnachten! Dass es auch in schweren Zeiten ein Überleben gibt, wenn Gott und Menschen zusammenhalten.

Halten wir fest: Weihnachten war in der Krise. Aber noch viel mehr weist Weihnachten den Weg aus der Krise. So war das am Anfang. Und weil das so ist, hat sich Weihnachten gerade in Krisenzeiten bewährt. In einem Türchen unseres Online-Adventskalenders hat uns Herr Schmid von seinem Weihnachten in Nachkriegszeiten erzählt. Wie mag es erst im Krieg gewesen sein! Schwere Zeiten, gewiss. Aber es hat umso mehr geweihnachtet. Gerade in schweren Zeiten bewährt sich Weihnachten so richtig.

Während der Französischen Revolution haben Freidenker Weihnachten abschaffen wollen. Die Revolutionäre sind längst gestorben, Weihnachten hat überlebt. Über alle Zeiten… Weil wir auf Weihnachten nicht verzichten können. Darum dürfen wir das Jawort Gottes zum Menschen nicht verneinen. Maria hat „Ja“ gesagt!

Vergessen wir nie: aus dem Glauben an Gott wächst Vertrauen in Gott. Und Vertrauen ist das beste Mittel gegen die Nebenwirkung jeder Krise: gegen Angst und Verzweiflung. Angst war schon immer ein schlechter Ratgeber. Und Verzweiflung lähmt. Dagegen hilft am besten Mut zum Vertrauen. Den haben vor über 2000 Jahren alle unter Beweis gestellt. Und sie haben das Kind an Weihnachten gerettet. Auch deshalb ist die Botschaft von Weihnachten damals wie heute so befreiend: „Fürchtet euch nicht!“ Diese Botschaft macht Maria zu einem Menschen guter Hoffnung. Und die Hirten bringt es auf den Weg zur Krippe. All das hat aus einer schweren Geburt die glücklichste Geburt der Welt gemacht.

Auch uns will Weihnachten Hoffnung schenken und Mut machen: Dass wir aufeinander schauen, zusammenhalten, uns gegenseitig helfen. In unseren Familien, in unserem Umfeld, in unserer Gesellschaft. Und dabei auf die Unterstützung Gottes bauen. Damit wird klar, warum wir Weihnachten nicht ausfallen lassen dürfen. Psychologen haben wenige Tage vor Weihnachten Alarm geschlagen. Angst macht Angst und führt zur Verzweiflung; Einsamkeit greift um sich im Gefühl der Verlassenheit; Menschen gehen innerlich auf Distanz und aufeinander los.

Nein, wir lassen Weihnachten nicht ausfallen, wir lassen uns wieder mehr Weihnachten einfallen. Das hilft uns gerade in diesem Jahr sehr viel weiter. Ja, es ist enger geworden. Für manche sogar bedrückend. Aber eng ist eben auch die Tür, die heute in die Geburtskirche führt und schmal die Treppe, die in die Geburtsgrotte führt. Man muss sich verkleinern, beschränken, zurücknehmen und bücken… Und doch lädt die kleine Grotte in Bethlehem ein zu stiller Freude. Im Angesicht des Lichtes von Bethlehem, das wie das Lebenslicht Jesu still dort brennt. In dieser engen Weite, in dieser tiefen Geborgenheit, dass der Mensch in Gott nicht verloren gehen kann, weil Gott in Jesus Mensch geworden ist.

Und wir spüren, dass es Weihnachten geworden ist. Auch in diesem Jahr. Und wie aus einem Mund singen die Menschen aller Sprachen: „Stille Nacht, heilige Nacht: Christ der Retter ist da!“ Das ist unendlich trostreich und heilsam in Zeiten einer Pandemie. Wie retten wir Weihnachten?  – Weihnachten hat uns schon immer gerettet!

 

Guter Gott,
Weihnachten ist dir bestimmt nicht leichtgefallen. Alle, die zum ersten Mal Weihnachten gefeiert haben, standen an der Krippe einer schweren Geburt.
Im Blick auf dieses neue Leben, das uns an Weihnachten geschenkt worden ist, bitten wir:

Wir beten für alle, die sich gerade in schwierigen Lebensumständen befinden und überfordert fühlen.

Wir beten für alle, die verunsichert sind, ängstlich und verzweifelt.

Wir beten für alle, die in bewegten Zeiten ihr Leben wieder festmachen wollen in dir.

Wir beten für alle, die sich mit all ihren Kräften einsetzen für andere.

Wir beten in Stille in unseren ganz persönlichen Anliegen…

Guter Gott,
du steckst in unserer Haut.
Mit dir können wir nicht verloren gehen.
Christ, der Retter, ist da.
Das zu wissen tut unendlich gut.

Amen

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