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Weltverbesserer

Weltverbesserer
Gedanken zum 2. Sonntag im Jahreskreis (Ev. Joh 1, 29-34)

Kennen Sie auch Weltverbesserer: Weltverbesserern gelingt eines nicht: die Welt wirklich besser zu machen. Warum?

Von wegen einer besseren Welt
Die meisten Weltverbesserer wissen zwar alles besser, aber selten tun sie dann auch was dafür. Das sind dann noch die harmlosesten.
Schaden haben die angerichtet, die ihre Vorstellungen von einer besseren Welt mit allen Mitteln durchsetzen wollten. Und so ein richtiger Weltverbesserer begnügt sich ja selten damit, die eigene Lebenswelt besser zu machen. Nein, es geht immer ums Ganze! Von der Antike –nehmen wir Alexander den Großen- bis hinein in unsere Zeit. An der Wiege zum deutschen Nationalstaat stand auch ein Gedanke des evangelischen Pfarrerssohnes Emanuel Geibel: „Am deutschen  Wesen soll die ganze Welt genesen.“ Was für ein überzogener Anspruch, den später das vermeintlich „Tausendjährigen Reich“ gerne aufgriff.
Aber auch Wappentiere sprechen eine eindeutige Sprache: Der Adler in seiner haushohen Überlegenheit, der Löwe für seine brüllende Macht. Der furchteinflößende Drache oder das schiere Gewicht eines Elefanten sollen am Ende überwältigen. Allesamt symbolisieren sie Überlegenheit, Macht und Gewalt.
Aber reden wir nicht von anderen. Reden wir von uns. Wie würden wir es anfangen, die Welt zu verbessern? Denn das ist und bleibt doch unser Bemühen, die Welt besser zu machen! Welche Mittel würden Sie benutzen und welche Wege beschreiten? Ich glaube der Weg beginnt immer damit, dass wir zunächst einmal bei uns anfangen. Das überzeugendste Mittel, die Welt besser zu machen, ist und bleibt, dass wir selbst besser werden. Nur der hat schließlich ein moralisches Recht, andere zu verbessern, der selbst es auch macht. Dies gilt auch für die Frage, die heute so alles diskutiert werden: der Weltfriede, das Weltklima, die Gerechtigkeit in der Welt… Alles beginnt immer mit jedem Einzelnen, der damit anfängt, seine eigene Lebensweise in seiner eigenen kleinen Lebenswelt zu verändern: meine Lebensbeziehungen in Partnerschaft, Familie, Beruf, in unserer Gemeinde.
Und was die Wahl der geeigneten Mittel betrifft: Druck ist wohl immer das falsche Instrument: „Bist du nicht willig, so brauch´ ich Gewalt.“ Das überzeugt nicht! Gewalt braucht ja vor allem der, der keine Argumente hat. Und auch wer schreit, hat meist Unrecht. Nein, es müssen andere Mittel her.

Gott macht die Welt erst wirklich besser
Schauen wir ganz bewusst auf Gott. Denn er ist der eigentliche Weltverbesserer. Welche Wege beschreitet er? Welche Mittel setzt Gott ein? Und welches Wappentier wählt Gott? Das Lamm.
Eine kleine Geschichte erzählt davon, wie Gott alles sah, was er erschaffen hatte. „Die Tiere zogen in langer Prozession an Gott vorüber: mächtige Elefanten mit ihren Stoßzähnen, Adler mit ihren weiten Schwingen und Löwen mit ihrer Mähne und ihrem mächtigen Gebrüll. `Weißt du nicht, was diese Tiere mit ihren Waffen alles anrichten können? Warum gibst du ihnen so viele Waffen?´, fragte das Lamm den Schöpfer. Da sagt Gott zum Lamm: `Auch dir habe ich Waffen gegeben, die Waffen des Friedens: Geduld, Demut und Hingabe.´ Und er wählte das Lamm als sein Wappentier.“ Und dieses Lamm Gottes kennt die Mittel und Wege, die unsere Welt wirklich besser machen können.

Die Mittel und Wege des Lammes
Fangen wir mit dem Willen zum Frieden an. Der Friede ist ja nicht nur das Ziel einer besseren Welt. Der Friede ist zugleich und vor allem auch der Weg dorthin. Mittel der Gewalt haben die Welt noch nie dauerhaft besser gemacht.
Und man braucht Geduld, wenn etwas wirklich besser werden soll. Überzeugungsarbeit braucht Zeit. Denn die Menschen sollen ja „mitgenommen“ werden.  Erzwingen lässt sich zu guter Letzt nichts.
Und auch die Demut, die Bescheidenheit ist ein bewährtes Mittel für eine bessere Welt. Das Lamm steht nicht für Überheblichkeit, Größenwahn und Gier. Schon eher für Genügsamkeit. Es darf auch mal genug sein.
Und das vierte Mittel ist des Lammes ist Hingabe in aller Liebe. Nicht das eigene Ego, das „Ich“, wird groß geschrieben. Es soll auch Dir gut gehen! Nur so wächst ein gemeinsames Wir heran, das uns Menschen so gut tut.
Wie gesagt: das ist das Programm des Lammes für eine bessere Welt. Aber Gott redet nicht nur darüber, er handelt auch danach. Und er fängt bei sich an. Seine Menschwerdung ist sein persönlicher Beitrag für eine menschlichere Welt, für die Jesus am Ende geblutet hat.
„Seht das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünden der Welt!“, ruft Johannes am Jordan und zeigt auf Jesus, der noch völlig unerkannt mitten unter den Menschen stand. Jesus wird das Programm umsetzen für eine bessere Welt im Zeichen des Lammes! Mit seinen unbedingten Willen zum Frieden: „Meinen Frieden gebe ich euch!“ Mit seiner Geduld in der Vergebung der Sünden. In seiner Barmherzigkeit und Güte: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt, ich will euch Ruhe verschaffen. Denn ich bin gütig und von Herzen demütig.“ Es ist die Einladung dessen, der gekommen ist, nicht um „sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“ (Mt 20, 28).
Matthias Grünewald hat in seinem berühmten Isenheimer Altar das Kreuz in die Mitte gestellt; rechts daneben steht Johannes. Mit einem überlangen Zeigefinger deutet er auf Jesus und wiederholt die Worte vom Jordan: „Seht das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünde der Welt“.
Das Kreuz Christi hat keine Haken. Das Kreuz ist und bleibt das Vorzeichen für eine bessere Welt. In diesem Zeichen sind wir getauft. Wir Christen sind durch die Taufe die geborenen „Weltverbesserer“. Auch wenn das nicht immer gelungen ist, die Berufung bleibt bestehen. Und einer ist da, der uns dabei hilft: Jesus Christus, das Lamm Gottes.

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