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Wer regiert Europa?

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Wer regiert Europa?
Gedanken zur Kameraden- und Soldatenwallfahrt bei „Maria im Elend“

Das Volk bekommt die Regierung, die es verdient. Da macht Europa keinen Unterschied. Aber welche Regierung verdient Europa? Jeder von uns hat heute die Wahl. 410 Millionen Wahlberechtigte – die größte demokratische Wahl weltweit -nach Indien. Und doch: es kommt auf jede Stimme an.

Welches Fundament braucht Europa?
Wir leben in bewegten Zeiten. Viele Probleme werden immer problematischer und Menschen sind verunsichert. Migration, Klimawandel, Brexit und dann noch dieses Video aus Ibiza…. Was bräuchte Europa dringender als stabile Verhältnisse in Gerechtigkeit und Frieden!
Niemand weiß das besser als Sie. Die Kameraden- und Soldatenwallfahrt hat schon eine 62-jährige Tradition. Auch heuer sind wieder mehr als 1000 Demonstranten auf den Beinen. Einen Anlass und ein Anliegen haben sie auch: Sie danken der „Muttergottes im Elend“ für den Frieden und beten für ihre gefallenen Kameraden. Die zahllosen Opfer von Krieg und Gewalt dürfen wir nie vergessen. Sie verpflichten uns zum Frieden.
Friedenssicherung ist Wertarbeit. Werte aber gibt´s nicht im Internet auch nicht bei Amazon. Werte wachsen am besten aus Glauben. Auf dem Fundament des christlichen Glaubens wurde auch Deutschland wieder aufgebaut.
Dazu bekennt sich das Grundgesetz schon in seiner Präambel: Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen […] hat sich das Deutsche Volk […] dieses Grundgesetz gegeben.“ Das Grundgesetz trägt und prägt uns seit 70 Jahren.
Was geschieht, wenn dieses Fundament zerstört wird und verloren geht? Die Präambel der Bayerischen Verfassung bringt es auf den Punkt: „Angesichts des Trümmerfeldes, zu dem eine Staats- und Gesellschaftsordnung ohne Gott, ohne Gewissen und ohne Achtung vor der Würde des Menschen die Überlebenden des Zweiten Weltkrieges geführt hat, […] gibt sich das Bayerische Volk […] nachstehende […] Verfassung.“ Auch sie ist christlich geprägt. Gott mit dir, du Land der Bayern!
2005 ist davon nicht mehr viel übrig geblieben in der europäischen Verfassung. Hier sucht man einen christlichen Gottesbezug vergeblich. Kann sich Europa das auf Dauer leisten? Der Gedanke von einem geeinten Europa verdankt sich doch allen voran christlichen Politikern. Denken wir nur Robert Schumann, Konrad Adenauer, Alcide des Gaspari. Was christlicher Glaube bewegt, sehen wir in der Herzmitte Europas: Der Fall der Mauer war auch und vor allem ein Gebetserfolg. Und über Papst Johannes Paul sagte Michail Gorbatschov einmal zu Recht: „Alles, was in den letzten Jahren in Osteuropa geschah, wäre ohne die Gegenwart dieses Papstes nicht möglich gewesen.“ Als Papst Johannes Paul II am 23. Juni 1996 durch das Brandenburger Tor ging, sagte er: „Jetzt ist der 2. Weltkrieg beendet.“ Einigkeit und Recht und Freiheit schaffen Frieden und sichern ihn auch.
Unser gemeinsames Europa hat eine große Vergangenheit, aber hat es auch eine gute Zukunft? Allein das christliche Abendland zu beschwören reicht nicht. Wenn christliche Glaube überleben soll, müssen die Christen ihren Glauben wieder überzeugter leben.
Wie geht das? Und was bringt´s?

Maria, die Ratgeberin – Was er euch sagt, das tut!
An diesem Ort hilft uns Maria weiter. Sie muss schließlich wissen, was christliche Werte bringen. Sie hat uns Christus gebracht! Maria ist ein wichtiger Wegweiser.
Mensch Maria, wie stellen wir uns Maria vor?
Maria war ein Mensch in aller Bescheidenheit. Das ist wichtig in einer Welt, in der Maßlosigkeit und Selbstüberschätzung um sich greifen. Wir brauchen verbindliche Grenzen. Nicht zwischen den Staaten, sondern für das Tun und Lassen der Menschen. Wir Menschen können viel und dürfen doch nicht alles. Ein Blick in die Biotechnologie macht das deutlich. Ja, wir können Leben beenden, vernichten und auch klonen. Aber Leben neu erschaffen können wir nicht. Selbst vor einer kleinen Stubenfliege, die auf dem Bildschirm des Rechners sitzt, können wir nur ehrfurchtsvoll staunen. Das ist göttlich. Um wieviel mehr der Mensch!
Auch das legt uns die Ehrfurcht vor Gott nahe – die Ehrfurcht vor dem Menschen. Denn die unantastbare Würde des Menschen hat ihren Grund in Gott. Darum gibt es Grundrechte, die niemand absprechen und mit Füßen treten kann. Eine Gesellschaft ohne Gott verroht – auch im Umgang der Menschen untereinander.
Maria war ein Mensch voll Ehrfurcht und ein bedachter. Wir wissen, dass sie alles in ihrem Herzen erwog und darüber nachdachte. Sie hat sich im Hören auf Gott ihre Meinung gebildet. Und Menschen auf Jesus verwiesen. In einer Notlage löst nicht sie das Problem. Vielmehr schickt sie die Diener zu Jesus. „Was er euch sagt, das tut!“
Das ist ihr Rat auch für uns. Lassen wir uns nicht manipulieren, nicht von Meinungsmachern, nicht von Fake-News und gesteuerter Desinformation. Wie war von einem führenden Politiker kürzlich zu vernehmen: „Populismus, Beleidigungen und falsche Vereinfachungen haben wir in den sozialen Netzwerken und in der Politik leider (schon) mehr als genug.“
Halten wir uns an die Wahrheit. Jesus Christus sagt uns die Wahrheit. Ja noch mehr hat er zugesichert: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer. Auch deshalb, weil man Gott vergisst. Aber zugleich ist die Wahrheit die letzte Macht. Eine Einsicht, die wir dem Sel. Pater  Rupert Mayer verdanken.
Christen orientieren sich an Jesus Christus. Und sind damit gut beraten. Das heutige Evangelium sagt uns eine wichtige Wahrheit. Dass die Welt sich den Frieden nicht geben kann. Bei uns in Deutschland erleben wir das 74. Jahr des Friedens. Weltweit zählte man im vergangenen Jahr aber 24 Kriege, die bewaffneten Konflikte nicht mitgerechnet.
Wir brauchen den Frieden, den er uns anbietet. Die Menschwerdung Jesu ist die Friedensmission Gottes für unsere Welt. Die Botschaft des Himmels über Betlehem lautet nicht von ungefähr: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen guten Willens“ (Lk 2,14). Für seinen Friedenseinsatz will uns auch Jesus gewinnen: „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht einen Frieden wie die Welt ihn gibt“ (Joh 14,27). Wie das geht? Nur im Frieden. Der Weg zum Frieden ist der Friede. Gewalt führt zur Gegengewalt – eine Gewaltspirale. Jesus ruft auf zur Vergebung, nicht zur Vergeltung. Und er traut dem Willen zum  Frieden mehr zu als dem Willen zur Macht. „Selig, die Frieden stiften. Denn sie werden Kinder Gottes genannt werden“ (Mt 5, 19).

Gerechtigkeit schafft Frieden
Aber was braucht der Friede? Gerechtigkeit. Gerechtigkeit schafft Frieden. Ungerechtigkeit schürt Spannungen und Krieg. Es muss gerechter zugehen, damit der Friede noch sicherer wird. Weltweit. Es muss nicht alles ein Geschäft sein. Das Wort Deal kann ich schon nicht mehr hören.
Schon im 4. Jahrhundert hat der große Kirchenlehrer Ambrosius von Mailand angemahnt: „Die Erde gehört allen und nicht allein den Reichen.“ Gerechtigkeit ist keine Gleichmacherei! Gerechtigkeit schafft einen gerechten Ausgleich. Dazu braucht es Solidarität. Lassen wir uns von ihm ins Gewissen reden und folgen wir dann diesem Gewissen auch. Lassen wir uns nicht leiten von wechselnden Mehrheiten. Auf die Wahrheit kommt es an. Bleiben wir bei Christus, wie auch Maria bei ihm geblieben ist. Und dann tun wir, was wir tun können.
Heute wird schnell demonstriert, auf andere geschoben und von anderen verlangt. Das allein bringt nichts. Jeder ist zunächst gefordert, bei sich selbst anzufangen. Die Reduzierung des CO2 Ausstoß beginnt bei jedem von uns und seinem Konsumverhalten. Mehr Artenvielfalt im eigenen Vorgarten! Und der Weltfriede in der Verwandtschaft und am Nachbarzaun.
Wofür stehen wir? Wofür gehen wir? Wir brauchen Überzeugungen, für die wir eintreten und für die wir auch auf den Weg machen.
Auch aus Dankbarkeit! Auch dafür steht und geht diese Wallfahrt – als Dankwallfahrt für den Frieden. Und wir haben im Blick auf die vergangenen 62 Jahre allen Grund dazu Aus Erbfeinden sind gute Nachbarn, Freunde geworden. In Europa braucht es keine Streitkräfte mehr. Wir unterstützen Friedensmissionen. Das ist nicht selbstverständlich, sondern aller Grund dankbar zu sein, für das, was in einem vereinten Europa bislang erreicht werden konnte.
Setzen wir das Erreichte nicht leichtfertig aufs Spiel. Setzen wir uns vielmehr ein –aus christlicher Überzeugung- für ein  geeintes Europa. Wir haben nur ein Europa, ein zweites haben wir nicht. Und dieses Europa hat unsere Stimme verdient.

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