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Wiedersehen macht Freude!

Wiedersehen macht Freude!
Gedanken zum Ostermontag

Ihn noch einmal sehen. Ein Wiedersehen mit ihm. Das war ihr sehnlichster Wunsch – aber daran war freilich nicht zu denken. Man hatte ihn am Freitag ins Grab gelegt. Der große Stein Am Eingang zum Grab macht die Sache endgültig. Tot ist tot.

Aber dann kommt das Unerwartete. Der tot war – erscheint lebendig. Maria von Magdala im Friedhof, den Jüngern durch verschlossene Türen. Auf dem Weg nach Emmaus heute, dem Thomas nächsten Sonntag. Und immer wieder auch in Galiläa beim Fischen…! Osterzeit ist Begegnungszeit. Aber wie kommt man dazu? Sie alle hatten ihn zum Thema: „Jesus, wo bist Du?“ Sie alle waren auf der Suche. Und wer suchet…, der findet ihn auch!

Die Jünger von Emmaus waren am dritten Tag enttäuscht auf dem Heimweg. Vergessen konnten sie ihn nicht. Sie unterhielten sich über ihn und das, was mit ihm geschehen war. Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. Offenbar konnte es gar nicht anders kommen… Er musste kommen! Und auf einmal ist er mit ihnen unterwegs. Jesus drängt sich nie auf. Auch diesen beiden Jüngern nicht. Er klinkt sich ein, fragt erst mal nach, worum es ihnen geht, und kommt dann ins Gespräch mit ihnen. Im Gehen redet es sich leichter. Auch über den Glauben…

Jesus nimmt sich viel Zeit, um zu erklären. Glaube braucht Zeit zum Verständnis. Damals wie heute. Und langsam beginnt es den Jüngern zu dämmern. Keine tote Asche mehr. Wieder neue Glut! Der Osterfunke zündet. Das Osterfeuer beginnt auf einmal auch in ihnen zu brennen.

„Bleibe bei uns!“, bitten sie ihn. Und er bleibt bei ihnen. Jesus will gebeten werden. Eine christliche Willkommenskultur für Jesus. Das steht auch uns gut an. Wann haben wir ihn zuletzt inständig darum gebeten, bei uns zu bleiben. Wo man ihn willkommen heißt, lässt er sich nicht zweimal bitten. Jesus bleibt also bei ihnen und bricht mit ihnen das Brot. Da gehen ihnen die Augen auf. Dann ist er weg. Man kann ihn nicht festhalten. Er ist nicht mehr der Alte. Es ist eine Erscheinung, die man nicht begreifen kann. Darum haben sie ihn –wie so viele andere- erst auf den zweiten Blick erkannt. Aber eines steht für die beiden Emmausjünger am Ende der Begegnung außer Zweifel: „Wir haben den Herrn gesehen!“ Und die Reaktion folgt auf den Fuß. Und die ist bei ihnen dieselbe wie bei all den anderen. Sie machen sich sofort auf den Weg. Und erzählen es weiter.

Einmal Jesus sehen! Ein Wunsch für viele bis heute. Auch für uns, die wir ihn noch nie mit eigenen Augen gesehen haben? Freilich darf es kein Augenblick der Neugierde sein. Es muss eine tiefe Sehnsucht nach ihm dahinterstecken. Nur in der Tiefe des Herzens lässt sich der Herr mit den Augen der Liebe erkennen. Und wir alle haben wohl unsere Vorstellung von ihm. Ein Jesusbild in unserer Seele… Aber „wirklich“ gesehen haben wir ihn alle nicht. „Selig, die nicht sehen und doch glauben“, werden wir am kommenden Sonntag gesagt bekommen.

Wenn wir ihn nicht „wirklich“ sehen können – noch nicht. Eines können wir schon jetzt: ihn hören! Auf ihn hören und glauben, was er uns sagt. Da haben wir heute sogar einen großen Vorteil. Wir hören viel von Jesus. Die O-Töne überliefern uns einen wahren Reichtum an Wort und Weisung aus seinem Mund. Die Evangelien standen den ersten Christen noch nicht zur Verfügung. Sie mussten weitersagen, was sie gehört und gesehen hatten. Und das haben sie auch. Glaube war ein brennendes Thema. Und Glaube ist bis heute ein brennendes Thema für viele. „Wovon das Herz voll ist, davon redet der Mund.“ Fußball allein genügt nicht.

Interessieren wir uns brennend für Jesus und seine Auferstehung! Und machen wir uns unsere Gedanken…! Wenn wir wirklich auf ihn hören und an ihn glauben, dann können wir ihn auch sehen. Denn er sagt uns in jeder Heiligen Messe: „Das ist mein Leib – das ist mein Blut.“ Und wir sind eingeladen zu schauen: „Seht das Lamm Gottes!“

Kann es verwundern, dass den Jüngern von Emmaus in diesem Augenblick die Augen aufgegangen sind! Schauen wir also genau hin, damit wir ihn erkennen und dann gibt es nur noch eines: Ihn in österlicher Freude zu empfangen.

 

Fürbitten am Ostermontag

Herr, Jesus Christus.
Wir feiern Deine Auferstehung. Und doch sind wir immer wieder auf der Suche nach Dir, dem Auferstandenen:

  • Die Jünger von Emmaus waren unterwegs auf der Suche nach einer Antwort. Herr, Jesus Christus, viele Menschen unserer Zeit haben aufgehört, Dich zu suchen. Mache sie unruhig, damit sie sich von neuem auf den Weg machen.
  • Vielen Christen -vielleicht auch uns- fällt es viel schwerer als den Jüngern von Emmaus, über Fragen des Glaubens zu sprechen. Herr, Jesus Christus, gib ihnen und auch uns den Mut, den Glauben offen zur Sprache zu bringen.
  • Wie die Jünger von Emmaus sind auch wir oft blind für Deine Auferstehung – und die vielen Auferstehungen in unserem eigenen Leben. Herr, Jesus Christus: Öffne uns die Augen, damit wir sehen, dass Du lebst und das mitten unter uns.
  • Die Jünger von Emmaus haben Dich erkannt als Du mit ihnen das Brot gebrochen hast. Herr, Jesus Christus: auch mit uns brichst Du Dein Brot. Lass uns hier und jetzt Dir begegnen in der Feier der heiligen Eucharistie.

Herr, Jesus Christus,
in den Jüngern von Emmaus begegnen wir auch uns selbst. Begegne Du auch uns, denn auch wir sind auf der Suche nach Dir, dem Auferstandenen. Dir sei Lob und Preis heute und alle Tage unseres Lebens. Amen.

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