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Wird es adventlicher im Advent?

Wird es adventlicher im Advent?
Gedanken zum 1. Advent (Mk 13, 33-37)

Alle Jahre wieder begehen wir den Advent. Und alle Jahre wieder wusste man schon im Voraus, wie… Genau so: Mit Adventsfeiern und den damit verbundenen Vorbereitungen. Und auch das Geschäft, das Weihnachtsgeschäft muss ja auch noch im Advent laufen. Geschenke einkaufen… Dass man da über kurz oder lang außer Atem kommt, ist klar. Für so manche waren die Christkindlesmärkte eine ideale Gelegenheit wieder „runter zu kommen“ und abzuschalten von dem ganzen Trubel.

So lief es immer, zumindest bei vielen. Und heuer? Heuer ist auf einmal alles anders. Klar: wegen Corona. Was das mit uns macht? Corona hat uns runtergebracht. Darüber mag man jammern und klagen. Aber eines ist Corona durchaus zuzutrauen: dass es uns dem Advent in diesem Jahr wieder näher bringt. Bisher hat man sich im Advent gern eine „staade Zeit“ gewünscht und am Ende doch nur wenig Besinnung gefunden. Heuer ist das anders. Die Zeit wird zwangsläufig „staader“ werden. Ob sie uns zur Besinnung bringt, hängt -wie immer- von uns ab und was wir draus machen…

Worum geht’s am Ende? Dem Advent geht’s am Ende nur um eines: er will uns helfen, und den Geburtstag Jesu gut vorzubereiten. Damit ist auch schon Weihnachten erklärt. Weihnachten hat einen einzigen guten Grund: Gott ist Mensch geworden! Im Jahre 2020 nach Christi Geburt wollen wir uns einmal mehr daran erinnern, wie Gott Mensch geworden ist. Unter schwierigen Umständen. In einem kleinen Kind. In einer nackten Krippe. Nach einer schweren Geburt. Und das Allerbemerkenswerteste: Gott hat sich dabei auch noch selbst infiziert: mit dem Virus des Todes. Denn eines wissen wir ja auch schon alle: 33 Jahre später ist aus der Krippe das Kreuz geworden.

Das ist weder romantisch noch betulich. Und auch nicht kindisch – sondern todernst. Und zugleich hoch erhaben. Gott kommt zu uns „herunter“ und verschafft sich so ganz persönlich seinen Zugang zum Menschen. Damit verschafft er im Gegenzug uns einen Zugang zu ihm. Wir brauchen kein „kompliziertes Passwort“. Wir brauchen nur ihn: Jesus. Und der wurde uns geschenkt -an Weihnachten. Sein Programm lautet: „Gott rettet!“. Nichts anderes heißt der Name „Jesus“. Hören wir diese gute Nachricht, die unsere Welt, auch unser Leben wirklich grundlegend verändert hat – und zwar zum Guten. Ich glaube, wir sind heuer aufmerksamer für diese gute Botschaft…

Also raus auch dem vielen Drumherum, von dem sich Menschen nur allzu gern ablenken lassen. Oft genug nur, um sich nicht selbst zu begegnen. Werden wir innerlicher aufmerksamer für das Leben und worauf es ankommt. Wachen wir auf für den Advent! Darum geht´s in diesen Wochen, die der Jesuitenpater Alfred Delp einmal so charakterisiert hat: „Advent ist eine Zeit der Erschütterung, in der der Mensch wach werden soll zu sich selbst.“

So verstanden ist das heutige Evangelium ist ein adventliches Evangelium, wie es im Buche steht. „Seid wachsam!“ Für uns Christen hat das nichts mit Angst zu tun, sondern dient vielmehr der Selbstvergewisserung. Auch in der Frage: Mit wem darf ich Weihnachten feiern, wer kommt? Das Geschenk von Weihnachten sind ja nicht die Geschenke, die uns Menschen bringen, sondern die Menschen, die sie uns bringen.

Und was hat uns Jesus gebracht? „Jesus hat uns Gott gebracht“ (Benedikt XVI.). Und zwar ganz nah. Was uns das gebracht hat? Was es aus uns Menschen gemacht hat? Auch das zeigt sich in diesem Advent vielleicht deutlicher als sonst: Wie wir ihn begehen und wie wir miteinander umgehen: Gelassener und vertrauensvoller? Nicht so ängstlich. Aufmerksamer füreinander? Friedlicher – zufriedener? Weil bescheidener, weil wesentlicher? Wir werden sehen…

Also, worum geht’s im Advent? Die Antwort kann ich nur ganz persönlich beantworten. Einer hat seine Antwort jedenfalls vor 2020 Jahren schon längst ein für allemal gegeben: Gott. Und dem geht es um uns! Den Weg hat er schon gefunden -in Jesus Christus. Was dann für uns noch zu tun bleibt im Advent? Papst Benedikt XVI. spricht es aus: „Advent heißt, die Verborgenheit Gottes in sich zum Leben erwecken.“ Ja, dieser Advent wird anders werden. Aber vielleicht genau deshalb auch adventlicher.


Fürbitten

Guter Gott,

den Advent verdanken wir alle Jahre wieder dir. Es ist eine Zeit der Gnade, die uns wach machen will für das, worauf es wirklich ankommt.

  • An Weihnachten bist du angekommen in dieser Welt als Mensch wie wir. Schenke unserer Welt menschliche Züge.
  • An Weihnachten suchen wir nach Nähe und innerer Geborgenheit. Sei all jenen nahe, die sich gerade in diesen Wochen besonders einsam fühlen.
  • Advent will uns wach machen für dein Dasein in der Welt. Schenke uns eine innere Wachsamkeit für deine scheinbar oft so verborgene Gegenwart.
  • Jeder Advent will uns vorbereiten auf unsere Ankunft bei dir. Schenke unseren Verstorbenen das Licht des ewigen Lebens.

Guter Gott, Weihnachten war allein deine Idee. Der Advent will uns helfen, dich besser zu verstehen. Amen.

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