Worte des Jahres – Zeichen der Zeit
Worte des Jahres – Zeichen der Zeit
Gedanken zum 2. Adventsonntag (Evangelium: Mk 1,1-8)
Kennen Sie das Wort des Jahres 2020? Richtig: es lautet „Babyelefant“. Zumindest in Österreich! In Deutschland lautet es freilich anders: „Corona-Pandemie“ und „Lock-down“. – Seit 1971 wird es feierlich verkündet von der Gesellschaft für deutsche Sprache: „Das Wort des Jahres“. Ist es Ihnen aufgefallen: Kein einziges deutsches Wort war mit dabei. Und warm wird´s einem auch nicht um´s Herz. Dann doch lieber auf gut Österreichisch: „Babyelefant“! Natürlich hat auch der Babyelefant was mit der Pandemie zu tun. Ein Babyelefant beschreibt nämlich bei den Österreichern das Maß für den Mindestabstand zwischen zwei Personen, damit sie sich nicht mit Corona infizieren. Aber das Wort hat irgendwie mehr Charme als „Corona-Pandemie“ und „Lock-down“… Klar: die Krise war natürlich auch sprachbestimmend. Man hört ja kaum noch etwas Anderes. Und es war und ist ja auch eine Krise…
Beim Adventsgottesdienst am vergangenen Freitag haben die 4-Klässler das Wort „Lock-down“ buchstabiert – mit ihren eigenen Erfahrungen: Ja, es wurde abgeriegelt und runtergefahren. Das heißt: Weniger Freunde treffen, kein Fußballtraining, die Geburtstagsparty musste ausfallen. Ja, selbst in die Schule durfte man mehr. Zu, aus, Ende? Von wegen! In den letzten Monaten hat sich auch so manches aufgetan. Wie man mit einem Schlüssel zusperren kann, so kann man mit demselben Schlüssel bekanntlich auch aufsperren. Was ging plötzlich mehr, weil einiges weniger ging? Ich habe gestaunt, als die Finger der Kinder in die Höhe schnellten. Ein Mädchen hat gesagt: „Mehr beten!“ Und ich war erstaunt… „Mehr Zeit in der Familie.“ Klar! Vor Kurzem hat mir eine Mutter gestanden, dass sie nicht mehr so gestresst ist daheim. „Der Natur ist es besser gegangen.“ Stimmt auch, weil weniger Flugzeuge am Himmel… Und ein Bub hat gesagt: „Man muss sich mehr um sich selbst kümmern.“ Das bedeutet für einen Neunjährigen mehr Eigenverantwortung, mehr Selbstständigkeit.
Jede Krise hat immer ihre zwei Seiten. Eine schlechte mit all den Nachteilen, die wir nicht kleinreden wollen. Aber auch eine gute, die wir als Chance erkennen können und nutzen sollten. Was hat uns die Corona-Krise gebracht? Mehr als alles Jammern und Klagen gilt es, das Positive zu sehen und damit etwas Besseres anzufangen. Auch dies spüren wir in diesen Tagen wohl alle: Wir haben mehr Advent im Advent. Auch das ist eine echte Chance! Wir kommen dieser „heiligen Zeit“ wieder näher – wenn wir wollen. Und den Menschen, die uns in dieser Zeit begegnen auch. Ich denke, sie können uns auch einiges sagen zu aktuellen Situation.
Mehr Advent im Advent
Denken wir nur an Maria mit ihren 14 Jahren. Sie wird konfrontiert mit einer unglaublichen Herausforderung. Eine echte Heimsuchung! Und sie bekommt zunächst mal Angst. Klar. „Fürchte dich nicht, Maria“. Eine vertrauensbildende Maßnahme des Engels ist die Antwort darauf. Und Vertrauen wächst dann auch. Gottvertrauen! „Für Gott ist nichts unmöglich.“ Maria lässt sich auf diesen Gedanken ein und sagt „Ja“. Ich glaube, das ist eine wichtige Einstellung, die wir im Advent einüben dürfen, gerade jetzt: Neues Vertrauen fassen. „Wer glaubt, zittert nicht!“, ruft uns der Hl. Papst Johannes XXIII. zu. Oder zumindest weniger…
Nehmen wir Josef, den Zimmermann, der Häuser geplant und gebaut hat. Ein echter Handwerker, ein kleiner Unternehmer. Auch bei ihm werden zunächst mit einem Schlag alle Pläne durchkreuzt. Nach der Verlobung war die Hochzeit schon fest ausgemacht. Die beiden hatten bestimmt schon ihre Pläne… Aber die werden auf einmal durchkreuzt. Josef hält nicht an dem fest, was ausgemacht war. Er lässt sich auf Neues ein. Auch das setzt Vertrauen voraus – auch in Maria. Und Mut und tatkräftige Entschlossenheit für die Zukunft. Brauchen wir die nicht auch heute? Es soll doch alles wieder gut werden.
Maria hat Ja gesagt, und Josef hat zu ihr gehalten. Wir spüren Vertrauen – auf allen Ebenen. Es hätte ja auch ganz anders laufen können. Aber damit war noch nicht „alles Paletti“. Wir wissen, was kommt: eine schwere Geburt – aber zugleich auch die glücklichste Geburt aller Zeiten. Auf aller Welt bereiten sich Menschen in diesen Tagen des Advents auf Weihnachten vor. Das tun auch wir. Und dafür bleibt –wie gesagt- heuer mehr Zeit… Nutzen wir sie!
Johannes – ein Wegweiser aus der Krise
Und erinnern wir heute auch an Johannes. Der begegnet uns ja heute im Evangelium am Ufer des Jordan. Jesus ist inzwischen 30 Jahre alt. Es ist der „Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes“ (Mk 1,1). Sein Vorläufer steht mitten in der Wüste. Und er verkündet eine Botschaft, die die Menschen hören müssen. „Bereitet dem Herrn den Weg, ebnet ihm die Straßen“ (Mk 1, 3).
Die Menschen damals waren auch in der Krise. Die Gesellschaft war durch die Besatzung der Römer unterdrückt. Auch so was wie eine Pandemie…! Viele waren verunsichert: „Wie soll es bloß weitergehen? Wer kennt den Weg aus der Krise?“ Viele Propheten gab es damals. Johannes war aber offenbar genau der richtige; sonst wären die Massen nicht hinausgeströmt zu ihm. Dazu mussten sie zunächst einmal umdenken und dann umkehren. Das haben sie auch getan und sich von Johannes taufen lassen. Das spricht für diesen Vorläufer. Das suchen Menschen zu allen Zeiten: Glaubwürdige Wegweiser in der Krise. Johannes hat zum Umdenken aufgerufen. So glaubwürdig, dass die Menschen umgekehrt sind. Der Weg in die Wüste wurde zu einem Weg aus der Krise.
Denn Johannes schickt sie weiter: „Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich“ (Mk 1,7). Ihm werden sie viele dann auch begegnen. Nicht als kleinem Kind in der Krippe, sondern in ihrer Not: die Kranken, die Hungernden, die Furchtsamen, die Sünder. Sie begegnen Jesus als Herrn und Heiland mitten im Leben.
Was bleibt – für uns? Jesus hatte einen Vorläufer. Was er jetzt braucht, sind keine Nachläufer, sondern Nachfolger. Die zu ihm kommen, mit ihm gehen, von ihm lernen und sich so auf den rechten Weg machen. Wie viele haben genau das getan. Es gibt so viele Beispiele. Der Heilige Nikolaus ist ein besonders gutes. Auch er hat als Bischof viele schwierige Situationen erlebt und mit den Menschen durchlitten. Vor Krisen bewahrt der Glaube an Jesus Christus nicht. Aber einer wie Nikolaus erinnert seit 1700 Jahren daran: Gottvertrauen und die tatkräftige Entschlossenheit für das Gute helfen, schwere Zeiten besser zu bestehen. Und am Ende heil anzukommen. Darum geht e doch schlussendlich. Daran soll uns nichts hindern. Und genau dazu hilft uns der Advent. Advent heißt schließlich Ankunft. Ein hilfreiches Angebot – eine heilige Zeit, gerade in Krisenzeiten.