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Worte sind wichtig!

Worte sind wichtig!

Für uns Menschen im Leben und für uns als Christen auch im Glauben.
Die göttliche Offenbarung ist ja vor allem mündlich… Gotteswort ist im Menschenwort. Denken wir nur an die kleinen und großen Propheten des Alten Testaments.
Und das Neue Testament beginnt damit, dass das Wort Fleisch geworden ist in Jesus Christus.
Die Urkunde unseres Glaubens ist nicht von ungefähr die Bibel. Christentum ist schließlich eine Buchreligion.

Und weil Worte wirken. Darum heute mal drei Gedanken darüber, wie Menschen heute so miteinander reden.
Zum ersten: Gar nicht. Oder zumindest gar nicht mehr so viel.
Früher gab‘s noch die Hausbank, den Stammtisch und auch das Kaffeekränzchen. Nun leben wir zwar im sog. Kommunikationszeitalter. Aber kommuniziert wird immer weniger mit Worten, die wir sprechen. Das Smartphone ist schon längst fest in Kinderhänden. Jugendliche verbringen rund vier Stunden am Tag damit. Natürlich kann man mit dem Smartphone auch telefonieren, aber die wenigsten telefonieren damit. Es werden lieber Tweets abgesetzt, messages gemailt oder Bilder gepostet.
Freilich, wer will auf das Smartphone noch verzichten. Auch ich nicht. Nur zu viel des Guten ist am Ende schlecht.
Also tun wir was dagegen! Das hat sich ein Hamburger Gymnasium auch gedacht: Lehrer, Eltern und Schüler haben sich darauf geeinigt: Ab sofort gibt‘s auf dem Schulgelände kein Smartphone mehr. Und das Ergebnis? Sie ahnen es: die Schüler reden wieder miteinander und der Schulleiter kommt nicht hinterher, Bälle zu organisieren. Ja, die Schüler spielen in der Pause wieder miteinander, anstatt am Handy zu hängen. Und das allerbeste: es gibt Schüler, die spontan eine Challenge gestartet haben: wer von uns kommt am längsten ohne sein Smartphone aus. Es geht offenbar auch ohne, und zwar besser!

Reden wir also! Aber was reden wir? Das ist ja auch so ein Problem: Man darf nicht mehr alles sagen, was man denkt. Reden wir also nicht über Zigeunerschnitzel, bestellen wir lieben ein Wienerschnitzel. Reden wir nicht über Mohrenköpfe, bestellen wir lieber einen Berliner – das ist übrigens ein Krapfen. Und das altehrwürdige Hotel drei Mohren darf man auch nicht mehr so nennen.
Aber Spaß beiseite. Thomas Gottschalk hat sich bei seinem Abschied von der Sendung „Verstehen Sie Spaß“ wie immer kein Blatt vor den Mund genommen: Er gehe, weil er fürchte, die Art und Weise, wie er rede, sei nicht mehr zeitgemäß: „Inzwischen rede ich zu Hause anders als im Fernsehen – und das ist auch keine tolle Entwicklung. Weil er den Verantwortlichen beim ZDF Shitstorms ersparen wolle, „sage ich lieber gar nichts mehr. Cancel Culture nennt man das. Aber das ist keine Kultur. Wenn man nicht mehr sagen kann, was man denkt, sind die Gedanken nicht mehr frei. In der Vergangenheit war das immer ein Alarmzeichen. Wehret den Anfängen! Lassen wir uns doch bitte nicht den Mund verbieten!

Damit sind wir überraschend beim heutigen Evangelium angelangt. Denn da wollten sie ja auch einem den Mund verbieten: Bartimäus. Der war zwar blind. Aber dafür konnte er umso besser hören! Der blinde Bartimäus war wohl der erste, der wahrnimmt, dass Jesus von Nazaret kommt. Und dann schreit es aus ihm geradezu heraus: „Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!“ Gut hören können ist das eine. Gut hinhören das zweite! Bartimäus wusste nicht nur, dass da einer kommt. Er wusste auch, dass der Eine kommt, der ihm helfen kann.
Hören ist nicht gleich hinhören. Und Zuhören geht nochmal einem Schritt weiter. Und Jesus hat ihm zugehört. Er wollte hören, wie es ihm geht und was er von ihm will. Das alles war nur möglich, weil Bartimäus den Mund aufgemacht hat. Allen zum Trotz, die ihm den Mund verbieten wollten.

Verschaffen wir uns als Christen mehr Gehör. Nur Mut! Bartimäus hat es doch auch gemacht. Zuerst bei Jesus. Sagen wir ihm, was uns Not tut, stimmen wir uns mit ihm ab. Und erheben wir dann die Stimme. Machen wir mutig den Mund auf. Wie es ein deutscher Journalist erst jüngst getan hat. Tobias Haberl. Er gesteht: „Ich bin katholisch. In meiner Kindheit war das eine Selbstverständlichkeit. Heute muss ich mich dafür rechtfertigen, ja manchmal komme ich mir vor wie ein Tier, das im Zoo angegafft wird.“ Dadurch könnte man sich verunsichern lassen. Nicht so der Journalist. Er bekennt, ganz einfach: „Ich glaube an Gott, weil ich glaube, dass es Gott gibt!“ Das hat er im nicht gerade kirchenfreundlichen Magazin der Süddeutschen Zeitung zum Besten gegeben. „Unter Heiden“. Daraus hat er nun ein Buch gemacht. Nächste Woche erscheint es: „Unter Heiden – Warum ich trotzdem Christ bleibe!“ Das Buch habe ich mir gleich  bestellt. Haberl sagt, was ich auch immer wieder sage: „Leider haben viele keine Ahnung davon, was es bedeutet, Christ zu sein. Sie kritisieren etwas, das sie nie kennengelernt haben und vergessen, worauf es ankommt: den Halt, den Trost, die Hoffnung.“ Wie wichtig ist es doch, dass wir Christen den Mund aufmachen. Das sind wir nicht zuletzt den Heiden schuldig!

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