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Gedanken zu Neujahr

Die Braunkohle ist wieder im Kommen, zumindest hierzulande. Und die ehrgeizigen Klimaziele rücken nach der umstrittenen Weltklimakonferenz in Dubai in noch weitere Ferne. Aber es sind ja nicht nur die fossilen Brennstoffe, die dem Weltklima zu schaffen machen. Noch bedrohlicher scheint mir derzeit die Umweltverschmutzung durch Worte.

Was zu beklagen ist, wissen wir wohl alle: Immer mehr Fakten werden in die Welt gesetzt, die faktisch falsch sind. Seit Trump allgemein als „Fake news“ bekannt. Die Diskussionen, v. a. im Social-Media Bereich, werden immer verletzender und auch aggressiver. Das können sich viele erlauben, weil sie dort pseudonym oder anonym unterwegs sind. Oder sogenannte „Trollfabriken überschwemmen die Kommunikations-kanäle massenhaft mit Dreck. Und auch das ist zu beklagen: man hört sich andere Meinungen erst gar nicht mehr an. Noch viel weniger wird offen diskutiert mit denen, die da andere Ansichten haben. So bilden sich „Blasen“ mit einer gesellschaftspolitischen Sprengkraft, die unsere Demokratie und den sozialen Frieden ernsthaft in Gefahr bringen.

Was ist zu tun? Eigentlich müssten nur drei Siebe her. Und das Klima wäre mit einem Schlag ein besseres und die Luft rein. Sokrates war es, der vor bald 2500 Jahren diese drei Siebe vorgeschlagen hat. Und das kam so:
Aufgeregt kam jemand zum Philosophen Sokrates gelaufen. „Höre Sokrates, das muss ich dir erzählen, wie dein Freund….“ „Halt ein!“, unterbrach ihn der Weise. „Hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe geschüttelt?“
„Drei Siebe?“, fragte der andere voll Verwunderung. „Ja, mein Freund, drei Siebe! Lass sehen, ob das, was du mir erzählen willst, durch die drei Siebe hindurchgeht. Das erste Sieb ist die Wahrheit. Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?“ „Nein, ich hörte es nur erzählen, und….“.
„So, so. Aber sicher hast du es mit dem zweiten Sieb geprüft, es ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst, wenn schon nicht als wahr erwiesen, wenigstens gut?“ Zögernd sagte der andere: „Nein, das nicht, im Gegenteil….“
„Dann“, unterbrach ihn der Weise, „lass uns auch das dritte Sieb noch anwenden und lass uns fragen, ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich so erregt.“ „Notwendig nun gerade auch nicht…“
„Also“, lächelte Sokrates, „wenn das, was du mir erzählen willst, weder wahr noch gut noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit!“

Worte können die Umwelt belasten zwischenmenschliche Beziehungen vergiften und ein schlechtes Klima verursachen. Im Büro, in der Familie, in der Politik, in der Kirche. Warum? Weil Worte wirken und so vieles bewirken zum Schlechten aber bestimmt auch zum Guten. Die drei Siebe, die Sokrates vorschlägt, reichen gut aus, um Worte besser zu wägen, damit sie besser wirken können.

Erstes Sieb: Unser Reden sollte immer wahrhaftig sein. Man muss ja nicht alles sagen. Aber alles, was man sagt, sollte wahr sein. Jesus bringt es auf den kurzen Nenner: „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein sei ein Nein. Alles andere stammt vom Bösen.“

Das Sieb der Güte. Tut das, was wir sagen, auch gut? Die Wahrheit kann manchmal weh tun, aber schaden sollte sie nie!
Der Apostel Paulus schreibt dazu in seinem Brief an die Epheser: „Über eure Lippen komme kein böses Wort, sondern nur ein gutes, das den, der es braucht, stärkt, und dem, der es hört, Nutzen bringt“ (Eph 4, 29).

Schließlich noch das dritte Sieb: Ist es bei alledem, was wir sagen, denn auch notwendig, dass wir es sagen? Dieses dritte Sieb will all die Worte herausfiltern, die überflüssig sind. Zu unserem eigenen Umweltschutz. Denn je mehr Worte wir machen, desto weniger wirken unsere Worte. Menschen, die viel reden, nicht selten „Schwätzer“ genannt, hört man weniger zu, als Menschen, die ihre Worte wägen. Weniger Reden schenkt bekanntlich mehr Zeit zum Nachdenken…

Das Wort will wirken. Darum sprechen wir ja auch vor jeder Kommunion: „Herr, sprich nur ein Wort, und meine Seele wird gesund.“ Wenn, ja wenn, wir für dieses Wort wirklich empfänglich sind, kann es einwirken und in uns Fleisch annehmen.

„Im Anfang war das Wort! Und das Wort ist Fleisch geworden.“ Vielleicht achten wir in diesem neuen Jahr aufmerksam auf unsere Wortwahl und tragen wir damit aktiv bei zu mehr Umweltschutz im Bereich der Kommunikation. Amen.

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