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4. Advent – O Komm, o komm Imanuel

4. Advent – O Komm, o komm Imanuel

„Jingle bells, Jingle bells, klingt’s durch Eis und Schnee.
Morgen kommt der Weihnachtsmann, kommt dort von der Höh‘. Jingle bells, Jingle bells, es ist wie ein Traum.
Bald schon brennt das Lichtlein hell bei uns am Weihnachtsbaum.

Ein Liedtext, der nicht eben viel hergibt, um in die Tiefe zu gehen… Nennen wir es eher Kitsch! Ganz anders klingen da unsere Adventslieder, die wir in diesem Jahre Sonntag für Sonntag betrachtet haben. Sie gehen in die Tiefe und schöpfen Hoffnung aus dem Glauben.

Das gilt natürlich auch für unser heutiges Lied:
„O komm, o komm, Immanuel,
nach dir sehnt sich dein Israel!“

Geradezu flehentlich beginnen wir Strophe um Strophe. Warum der Immanuel kommen muss? Ohne sein Kommen bleiben wir verloren im Dunkel der Ungewissheit. Gefangen in Schuld und Sünde. Ohne die Verheißung, dass uns am Ende der Himmel doch offensteht.

All das klingt ernst und ergreifend. Aber zugleich auch so sehnsuchtsvoll, ja hoffnungsfroh. Denn im Text und auch in der Melodie schwingt spürbar die Gewissheit mit, dass dieses Flehen nicht vergebens sein wird. Darüber herrscht am Ende jeder Strophe sogar helle Freude: „Freu dich, freu dich, o Israel, bald kommt, bald kommt Immanuel!“

Was hat das mit diesem Immanuel auf sich? Jesaja nennt diesen Namen und bezieht ihn auf die Jungfrau, die ein Kind gebären wird, eben den Immanuel. Was sich im Alten Testament noch geheimnisvoll ankündigt, wird in Maria sonnenklar. Und in dem Kind, dem sie den Namen Jesus geben wird, das heißt: „Gott rettet“.

„Immanuel“ ist mehr als nur ein Name. „Immanuel“ ist eine Zusage: „Gott ist mit uns“. Wenn sich das Volk Israel darauf verlassen hat, erging es ihm gut. Wenn nicht, dann erging es ihm schlecht.

Ganz im Sinne des Apostel Paulus: „Wenn Gott für uns ist, wer ist dann gegen uns?“ (Röm 8,31) weiß das Lied, dass es ohne Gott –gottlos- nicht gut gehen kann. Darum wird dieser „Gott mit uns“ auch so inständig angerufen. Dieses Adventslied kann man nur aus Überzeugung singen. Sonst macht es keinen Sinn.

Aber ist Gott wirklich mit uns? Für viele ist Gott doch leider in weite Ferne gerückt. Woran das liegt? An Gedankenlosigkeit? Oder geht´s den Leuten ganz einfach zu gut? Aber auch vielen, denen es nicht so gut geht, ist Gott irgendwie abhandengekommen. „Was habe ich von diesem Gott, was bringt er mir?“ Mehr als die Hälfte der Menschen werden hierzulande ohne kirchlichen Segen unter die Erde gebracht. Geht doch auch, oder…?

Eines dürfte wohl klar sein: Wer Gott aus dem Weg geht, wer mit ihm nichts zu tun haben will, braucht sich nicht zu wundern, wenn Gott ihm fremd wird. Aus einem „Gott mit uns“ kann so ein Gott ohne uns werden. Und ist Gott in unserer Gesellschaft nicht nahezu chancenlos geworden? Das kann nicht folgenlos bleiben. Schon Marion Gräfin Dönhoff hat gewarnt: „Eine Gesellschaft braucht den Glauben, sonst zerbricht sie.“

Einen Gott, der sich so wie unser Gott auf den Menschen einlässt, der herunterkommt und sich hineinsteckt in unsere Haut, den muss das treffen. Das mit den verschlossenen Türen damals in Betlehem ist bis heute ein Problem. Viele machen nicht auf. Aber wie soll Gott den Weg zu uns finden, wenn wir dichtmachen? Gott hat sich freilich noch niemals aufgedrängt. Maria nicht und uns auch nicht.

Wenn Gott mit uns sein will, dann müssen wir ihn schon annehmen, aufnehmen, ihn zu uns kommen und mitkommen lassen. Gott wirkt immer nur mit uns Menschen und durch uns Menschen. Nie ohne uns.

Ob ich die Strophen aus ganzem Herzen zu Ende singen kann? Ob es am Ende diese Vorfreude ist, von der das Lied kündet? Es hängt auch von mir ab! Davon, ob ich ein Mensch mit Gott bin.

Wir alle sind wohl gottfroh und auch dankbar, dass wir mit Gott leben dürfen. Nur aus Gottverbundenheit erwächst Gottvertrauen!

Wenn man wie ich ungezählte Ansprachen am Ende eines Lebens halten darf, merkt man schon den Unterschied. Es gibt Menschen, die ein Leben aus dem Glauben versucht haben. Die wirklich auf Gott gesetzt haben. Nicht, dass ihnen deshalb mehr im Leben erspart geblieben wäre. Aber sie sind mit vielen Herausforderung anders, und wie ich meine, besser zurechtgekommen. Der „Gott mit uns“ ist eben auch ein Gott mit uns in der Krise, in der Krankheit, im Alter. Ein Gott mit uns – mittendrin.

Wir alle kommen der Sehnsucht im Advent näher. Der Sehnsucht nach ein wenig heiler Welt, nach Frieden und Geborgenheit…, der Sehnsucht auch, dass am Ende alles gut werde. Geben wir dieser Sehnsucht Raum in unserer Seele. Gott sehnt sich nach Menschen, die ihn ersehnen! „Advent heißt, die Verborgenheit Gottes in sich zum Leben erwecken.“ Nehmen wir diesen Gedanken von Papst Benedikt auf und suchen wir den Gott mit uns, der auf uns wartet. In uns – mittendrin. Amen.

 

Fürbitten

Advent steckt voller Sehnsucht.
Herr Jesus Christus wir bitten Dich:

  • Für alle, die den Kontakt zu Dir verloren haben.
    „O komm, o komm Immanuel.“
  • Für alle, die Dich inständig suchen.
  • Für alle, die Dich dringend brauchen.
  • Für uns, dass wir Dir näherkommen.

Herr, Jesus Christus, in Dir ist Gott mit uns.
Dafür können wir nur danken.
Amen.

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