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Mariae Empfängnis

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Mariae Empfängnis
Gedanken zu einem adventlichen Hochfest

Wir feiern inmitten im Advent ein Hochfest. Mit allem was dazu gehört. Vollem Glockengeläut, Gloria und Credo. Welches Fest wir heute denn begehen? Die korrekte Antwort fällt ziemlich umständlich aus: Wir feiern das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria. Aber wir sagen ja alle ganz einfach: „Mariae Empfängnis“.

Beide Aussagen zusammen geben schon eine ganze Menge bekannt: Ja, wir erinnern uns heute an die Empfängnis Mariens die geboren wurde von ihrer Mutter, Anna. Und dies auf ganz besondere Weise: nämlich ohne Erbsünde.

Papst Pius IX. hat diese Glaubenswahrheit im Jahre 1854 feierlich verkündet: „Die seligste Jungfrau Maria wurde im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch ein einzigartiges Gnadengeschenk und Vorrecht des allmächtigen Gottes im Hinblick auf die Verdienste Christi Jesu, des Erlösers des Menschen-geschlechtes, rein von jedem Makel der Erbschuld bewahrt.“

Worum geht es dabei? Vielleicht machen wir einen kleinen Vergleich. Nehmen wir an, sie erwarten ein Gast und wollen einen besonders edlen Wein anbieten. Man greift da nicht einfach in den Schrank und holt irgendein Glas heraus. Nein, man sucht das allerschönste, poliert es sorgfältig, damit der Wein im Glas und das Glas mit seinem edlen Inhalt auch voll zu Geltung kommen kann.

Maria ist so etwas wie ein edles Gefäß für einen noch kostbareren Inhalt. Und doch hinkt der Vergleich ein wenig. Denn der Wein verbindet sich nicht mit dem Glas. Nach dem es geleert ist bleibt das Glas so wie es war. Und auch der Wein ist Wein geblieben. Das Wunderbare bei dem Gefäß, das Maria sein durfte: In ihr verbindet sich, was sie empfangen durfte. Das göttliche Leben verbindet sich mit ihrem menschlichen Leben und wächst in ihr heran. Jesus war ja ungetrennt Gott und Mensch zugleich.

So wie Maria Jesus als seine Mutter geprägt hat, so hat Jesus Maria als ihr Sohn geprägt. Gott wollte sicherstellen, dass dies auch wirklich gelingen kann. In einem Menschen der von Haus aus in der Erbsünde steht kann Gott selbst nicht voll und ganz Wohnung nehmen. In Maria konnte er es, weil sie selbst vor jeder Erbsünde bewahrt war, vom Augenblick ihrer Empfängnis an.

So wichtig das für den Gottes Sohn war und seine menschliche Entwicklung. Es ist auch für uns ein Geschenk. Denn in Maria sehen wir, wie der Mensch ohne den Makel der Sünde lebt und wirkt.

Schauen wir darum auf Maria, unsere Schwester im Glauben. So wie Jesus der neue Adam ist, ist Maria die neue Eva. Das „Ave“ wendet genau diesen Namen und ihr Jawort darauf unser Schicksal als Menschen.

Das ist auch das erste was wir von Maria lernen dürfen: Sie ist ansprechbar für Gott. Weil sie in einer lebendigen Glaubensbeziehung mit Gott verbunden gelebt hat. Das macht auch uns empfänglich für Gottes Gnade. Maria war zutiefst empfänglich im Glauben. Und darum auch voll Vertrauen. „Mir geschehe, wie du gesagt hast.“ Damit willigt sie ein. Mit einem abgrundtiefen Vorschuss an Gottvertrauen.

Alles was wir dann von Maria erfahren, tut gut zu wissen. Ihr Einsatz für das Leben, das Überleben ihres Kindes. Maria sagt gemeinsam mit Josef: „Ja zum Kind!“ Und das heißt immer: „Ja zum Leben!“

Maria ist zutiefst lebensbejahend. Sie gibt dem Kind alles mit, was es braucht. Sie schaut ihn ihren Sohn und geht im nach, als er im Tempel zurückbleibt. Sie gibt ihm den Schutz einer Familie, von der nichts nach außen dringt. Sie lässt ihm seinen eigenen Weg gehen und bleibt ihm dennoch nahe. Sie vertraut auf seine Hilfe auf der Hochzeit zu Kana und freut sich an der Freude die er anderen schenkt. Sie denkt über das nach, was sie nicht gleich versteht.

Und vor allem, sie hält ihm die Treue bis zuletzt. In Hochzeiten des Lebens macht es nicht viel Probleme zu glauben. Aber der Glaube bewährt sich erst so richtig, wenn´s schwer wird. Ihr Glaube hat sich bewährt und ist für uns darum ein so unübertroffenes Vorbild. Die Freude über die Auferstehung erfüllt sich in der Freude an Pfingsten. Maria ist ein Vorbild des Glaubens für uns und zugleich auch Urbild der Kirche.

Dem Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter steht am Ende ein anderes Hochfest gegenüber und rundet es ab: Mariae Aufnahme in den Himmel. Ausdruck einer Vollendung an Leib und Seele, die auch wir einmal für uns erhoffen.

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