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Nichts geht über Vertrauen

Nichts geht über Vertrauen
Gedanken zum 19. Sonntag i. J. (Mt 14,22-33)

Was hat Jesus eigentlich gemacht, nachdem er die 5000 auf wunderbare Weise gespeist hat? Er hätte sich feiern lassen können. Baden im Meer der Begeisterung seiner Fans. Was aber hat er wirklich getan? Heute erfahren wir es im Evangelium, das sich nahtlos anschließt: Jesus zieht sich zurück. In die Einsamkeit auf einen Berg. Selbst seine Jünger schickt er weg. Mit ihrem Boot sind sie schon viele Stadien vom Ufer entfernt – ohne ihn. Er will allein sein. Allein sein in der Zweisamkeit mit seinem Vater, mit dem er eins ist.

Um die vierte Nachtwache kommt plötzlich Sturm auf, der hohe Wellen schlägt. Dafür ist der See Genezareth berühmt berüchtigt. Nicht von ungefähr bezeichnet man ihn auch als Galiläisches Meer. Die Jünger in Seenot. Und wo bleibt der Herr? Auf einmal sehen sie ihn – aber ist er es wirklich? Als erste Reaktion kein Aufatmen, sondern Schreien des Erschreckens. Was da hilft? Vertrauen. Jesus baut Vertrauen auf. „Habt keine Angst – ich bin es; fürchtet euch nicht!“ (Mt 14, 27) Das wirkt. Ich hätte mich jetzt beruhigt und gewartet, bis Jesus endlich wieder mit im Boot ist. Was aber tut Petrus? Der kann es offenbar nicht erwarten und will gleich aussteigen – mitten hinein in die stürmische See. So was geht doch nicht! Oder doch? „Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme.“ (Mt 14, 28) Ist der verrückt? Um Himmels Willen! Auf dem Wasser gehen; das geht doch nicht! Aber Petrus ist nicht mehr zu halten. Und hat Jesus ihm nicht zugerufen: „Komm!“ (Mt 14,29).

Petrus nicht schon einmal plötzlich ausgestiegen, weil er nicht mehr zu halten  war. Damals am Ufer des Sees, als er alles liegen und stehen ließ, nur um Jesus zu folgen! Weil der ihn berufen hat: „Komm, folge mir nach!“ Petrus ein Aussteiger?! Mut gehörte schon dazu – damals – und diesmal auch! Aber wie weit trägt das Vertrauen am Ende wirklich? Immerhin, die ersten Schritte tut er. Als er aber sieht, wie stark der Wind ist, bekommt er plötzlich Angst vor der eigenen Courage und beginnt unterzugehen. Vertrauen hat ihn getragen, wenigstens die ersten Schritte über den See… Was kann ihn aber jetzt retten vor dem Untergang? Nichts anderes als Vertrauen. Petrus macht keinen Rückzieher. Er versucht nicht, sich irgendwie aus eigener Kraft ins Boot zu retten. Er klammert sich an sein ursprüngliches Vertrauen. Versucht sich zu Jesus zu retten: „Herr, rette mich!“ (Mt 14, 30) Und der hält ihn fest – mit seiner Hand.

Ein dramatisches Ereignis. Das wir so wohl noch nie selbst erlebt haben. Aber so ähnlich vielleicht doch. Gottvertrauen haben wir doch alle irgendwie immer wieder. Aber wie weit trägt es uns am Ende wirklich? Bis ans Ende? „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.“ Das klingt irgendwie so, als ob wir uns am Ende doch selbst retten müssten. Aber das können wir nicht. Petrus hat es gar nicht erst probiert. Gewiss, er mag gezweifelt haben. Aber er wusste eines zweifellos, dass es keine Alternative zu Jesus gibt. Retten kann mich nur er, der Herr. Und stimmt es nicht? Zu Gottvertrauen gibt es am Ende keine wirklich tragfähige Alternative.

Als Petrus Jesus das Vertrauen einmal versagt, als er ihn nach dessen Gefangennahme ängstlich verleugnet, da ging er am Ende hinaus und weinte bitterlich. Auch das kann vorkommen. Und doch wird er wieder kommen. Er, der Herr. Der ihn damals am See Genezareth berufen hat. Der ihn vor dem Untergang gerettet hat, als ihm das Wasser schon bis zum Hals stand. Und es wird wieder um die vierte Nachwache sein, als sich die Nacht langsam aufhellt in der frühen Morgendämmerung. Auch den Auferstandenen werden sie nicht gleich erkennen. Und wieder sind Angst und Zweifel die erste Reaktion. Aber dagegen hilft nur die vertrauensbildende Maßnahme: „Fürchtet Euch nicht. Ich bin es. Habt keine Angst!“

Wir mögen uns manchmal fragen: Wie weit trägt mich eigentlich mein Gottvertrauen? Wir werden es nicht erfahren, wenn wir nicht vertrauen. Und bei allem frage ich mich: haben wir denn eine Alternative? Wer oder was könnte uns denn am Ende wirklich retten, wenn nicht er? Reden wir nicht von dem Ertrinken im See. Versuchen wir nicht übers Wasser zu gehen! Darum geht es ja auch gar nicht. Reden wir vor den Fluten des Todes am Ende des Lebens. Da muss unser Gottvertrauen abgrundtief sein. Gott ist und bleibt am Ende alternativlos. Damit haben wir herausgefunden, was wir mit dem heutigen Evangelium am besten anfangen. Stärken wir unsern Glauben, damit uns Gottvertrauen wachsen kann. Kleinglaube jedenfalls ist am Ende zu wenig. Allein Vertrauen trägt und hält unser Leben wirklich und bringt uns am Ende dann auch heil heim. Wem können wir das denn sonst zutrauen als ihm. „Wahrhaftig, Gottes Sohn bist Du“ (Mt 14, 33). Diesem Bekenntnis der Jünger ist am Ende eines aufwühlenden Evangeliums nichts mehr hinzuzufügen. Eine tiefe Ruhe kehrt ein nach diesem heftigen Sturm…

 

Guter Gott,

Gottvertrauen ist die Lebensgrundlage schlechthin. Das heutige Evangelium zeigt das deutlich.

  • Wir bitten Dich für alle, die meinen ihr Leben selbst in der Hand zu haben.
  • Wir bitten für alle, die sich gerade in schwierigen Lebensverhältnissen befinden.
  • Wir bitten um Treue zu dem was uns anvertraut ist.
  • Wir bitten um Errettung aus dem Tod, damit wir am Ende nicht untergehen.

Guter Gott, abgrundtief ist unser Vertrauen erst in Dir. Schenke unserem Leben ein festes Gottvertrauen, das uns trägt und hält und nicht verlässt.
Amen.

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