l

Wer hätte das gedacht…!

Wer hätte das gedacht…!
Gedanken zum Evangelium am 3. Fastensonntag (Lk 13, 1-9)

„Wer hätte das gedacht?“ Einer der wohl häufigsten Kommentare zu dem, was man sich im freien Westen gar nicht mehr vorstellen wollte und wohl auch gar nicht mehr vorstellen konnte: das, was sich in der Ukraine ereignet. Und doch: Immer mehr internationale Expertenstimmen werden laut, die sagen: “Wir hätten es doch wissen müssen – oder zumindet ahnen können.”

Das Leid auf der Erde schreit wieder mal zum Himmel! Und manche fragen sich, was sagt eigentlich Gott dazu? Ganz offen gesagt: Gott sagt uns Menschen immer die Wahrheit. Er pflegt eine offene und ehriche Kommunikation, die wir schätzen sollten, auch wenn die Botschaft –wie heute im Evanglium- nicht angenehm klingt. Aber: sie ist leider wahr!

Die Grundwahrheit dabei lautet: Es gab und gibt immer wieder grausame Eskalationen von Gewalt. Die kommen nicht von ungefähr. Sie sind die Folge menschlicher Schuld und menschlichen Versagens. Solange es Sünde und Schuld gibt, wird es auch Gewalt von Mensch zu Mensch geben. “Wenn ihr nicht umkehrt, werdet ihr umkommen!“

Da hilft nur eines: Abkehr von Gewalt und Umkehr zum Frieden. Und damit auch zu Gott, der seinen Frieden in Jesus auf die Welt gebracht hat.

Halten wir an dieser Stelle fest: Gott klärt uns auf. Das Evangelium Jesu Christi liefert keine „Fake News“, sondern es hat Worte ewigen Lebens. Darum sollen wir auch auf ihn, Jesus Christus, hören. Denn er sagt uns, was uns guttut.

Eine zweite Einsicht, verdanken wir dem Heiligen Josef. Gestern haben wir ihn ja gefeiert. Josef war Zimmermann. Er wusste, dass der beste Handwerker nichts zustande bringt, wenn er nicht über die geeigneten Werkzeuge verfügt.

Bei Gott ist das auch so. Viele fragen sich: „Warum greift Gott nicht ein?“ Gerade jetzt in der Ukraine. Soll Gott doch den Krieg endlich beenden, wenn es die Politiker schon nicht schaffen… Das will Gott auch. Aber dazu braucht er geeignete Menschen, die ihm als Werkzeuge dienen.

Dabei gibt genügend Werkzeuge unter uns Menschen. Leute, die Macht und Einfluss haben, die was zu sagen haben und viel bewegen könnten. Das allein reicht aber offensichtlich noch nicht. Sie müssen auch einen guten Willen haben und mutig und entschlossen handeln.

Aus diesem Grund appelliert die Botschaft von Weihnachten, die eine Botschaft des Friedens ist, ausdrücklich an alle Menschen, die guten Willens sind. Ohne diesen guten Willen gibt es niemals Frieden auf Erden.
Und dann geht es darum, mit Jesus gemeinsame Sache zu machen. Einzutreten für das, was er auf die Welt bringen will: das Reich Gottes.

Darum hat er inständig gebetet. Und wir beten ja mit ihm im Vaterunser: „Dein Reich komme!“ Das Reich Gottes kommt aber nur in dem Maße, in dem auch Gottes Wille geschieht. Die beiden Vaterunser-Bitten sind untrennbar miteinander verbunden.

Weil sich die Welt den Frieden selbst nicht geben kann, hat Jesus seinen Frieden hinterlassen: „Meinen Frieden gebe ich Euch.“ Wir Menschen haben die Gabe zum Frieden. Machen wir uns den Frieden auch zur Aufgabe. Und machen wir es dann konkret!

Gewiss, Josef hat seine großen Visionen in Träumen erfahren. Und wir brauchen Menschen mit Visionen. Aber Josef war kein Träumer. Er hat auch nicht gejammert und geklagt, sondern entschlossen gehandelt. Die Amerikaner sagen dazu: “Dont cry, work! – Jammere nicht, tu was!”

Bei alledem, und das wollen wir nicht überhören, setzt Gott nicht unter Druck. Das Gleichnis vom Feigenbaum zeugt von einer gewissen Geduld, die es auch braucht, um nicht vorschnell zu handeln; und alles wird noch schlimmer.
Aber zugleich haben wir nicht ewig Zeit. Darum braucht es immer schon jetzt klare Ansagen. Menschen, die guten Willens sind, und es braucht die Entschlossenheit zur Tat.

In diesen Tagen sehen wir so viele Menschen, die helfen wollen. Das ist gut. Damit helfen wir notleidenden Menschen, aber wir helfen auch uns selbst aus der Ohnmacht, tatenlos zusehen zu müssen. Das müssen wir nicht!

Flüchtlinge kommen an, nehmen wir sie auf. Es  gibt viele Spendenaufrufe erfahrener Hilfsorganisationen: unter-stützen wir sie nach Kräften!

Es kommt immer auf die richtige Mischung an. Wir brauchen Herz und Hände und Verstand. Da ist dann Segen drauf! Diese Erfahrung durfte nicht nur der Heilige Josef machen. Es ist eine Zusage an uns alle, die wir Christen sind. „Mit Jesus Christus – für Jesus Christus – im Vertrauen auf Jesus Christus.“ So kann sich viel zum Besseren wenden. Amen.

Share