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Wir sagen euch an den lieben Advent

Wir sagen euch an den lieben Advent
Gedanken zum 2. Advent

Wer ist da eigentlich mit „wir“ gemeint? Klar: wir Christen, wer denn sonst! Der Advent ist uns anvertraut als eine heilige Zeit der spirituellen Vorbereitung. Aber zugleich müssen wir feststellen: Wir Christen werden mehr und mehr enteignet. Ich spreche nicht von materiellem Besitz. Ich meine unser geistig-geistliches Eigentum, unseren christlichen Glaubensschatz. Ostern hat man uns weggenommen und ein Fest der Hasen daraus gemacht. Aus Allerheilgen wurde Halloween mit seinen hohlen Kürbissen. Und aus dem Advent? Man hat zweckentfremdet. Aus einer Zeit gesammelter Vorbereitung wurde eine Hochzeit des Feierns, bei bester Einkaufslaune unter blendenden Lichterketten.

Nun ist das natürlich ein Armutszeugnis für alle, die sich selbst offenbar nichts Eigenes einfallen lassen. Aber es ist auch gefährlich, wenn uns andere wegnehmen, was doch uns Christen gehört. Und wir lassen es einfach geschehen?!

In diesem Jahr kam die EU Kommission nun auch noch auf die Idee, christliche Begriffe und Namen zu eliminieren, weil sie angeblich Nichtchristen diskriminieren könnten. Erst letztes Jahr wurde in der Öffentlichkeit diskutiert, die Weihnachtskrippen umzustellen und vor allem den Mohr zu entfernen. Nun soll aus Maria und Josef „Malika und Julio“ werden, weil diese Vornamen nicht erkennbar christlich klingen. Christkindlesmärkte sollen künftig schlicht „Wintermärkte“ genannt werden und die Weihnachtszeit wird in „Ferienzeit“ umbenannt.

Wer meint, der Gedanke, christliche Feste abzuschaffen, sei neu, der irrt. Schon die völkischen Nationalisten haben vor 100 Jahren versucht, das christliche Weihnachtsfest durch das germanisch-heidnische Lichtfest, das Julfest, zu ersetzen. Der Christbaum wurde umfunktioniert in einen Lichterbaum mit Sonnenrad, dem Hakenkreuz also. Die Nazis hatten ihre Freude daran. Allerdings nicht lang.

Und abermals rund 130 Jahre zuvor hatte die Französische Revolution in ihrem Hass gegen das Christentum -vor allem gegen die katholische Kirche- alle christlichen Feste durch „Revolutionsfeste“ ersetzt. Etwa ein „Fest der Vernunft“ oder ein „Fest des höchsten Wesens“. Nach wenigen Jahren mündete die antikirchliche Polemik in die blutrünstige jakobinische Terrorherrschaft ein.

Zurück zur EU: Auf Proteste hin werden die Vorschläge nun überarbeitet. Bleiben wir aber wachsam, was nicht noch alles auf uns Christen zukommt… Und vergessen wir nie: Europa wurde wohl von nichts mehr geprägt als von christlichem Gedankengut und Werten. Wenn Gott Mensch wird in einem armen Kind in Betlehem, dann hat das immer Menschen angesprochen, auch die, die gar nicht christlich sind. „Stille Nacht“ singt man auch millionenfach in China. Wen Weihnachten nicht angesprochen fühlt, muss ja nicht mitfeiern. Ebenso wenig, wie wir als Christen den Ramadan begehen, ohne dass dieser umbenannt oder deswegen abgeschafft werden müsste.

Es ist an der Zeit, dass wir uns für den Advent stark machen. Das gelingt am besten dadurch, dass wir den Advent hegen und pflegen. Worum es im Advent geht, wollen wir nicht vergessen. Gerade die altvertrauten Adventslieder helfen uns dabei.

„Wir sagen Euch an den lieben Advent…“ Dieses vielleicht bekannteste Adventslied ist ein idealer Wegbegleiter durch die Adventszeit. Seinen Text verdankt es der österreichischen Lehrerin Maria Ferschl, seine Melodie dem Mainzer Kirchenmusikdirektor Heinrich Rohr. 1954 wurde das Lied in der St.-Michael-Kirche in Riedhausen erstmals angestimmt.

Die Texte greifen adventlich geprägte Bibelstellen auf. Gleich zu Beginn wird der Advent richtig bezeichnet als eine „heilige Zeit“. Was den Advent dazu macht, erklärt am besten die Übersetzung aus dem Lateinischen: „Adventus“ heißt „Ankunft“. Dabei ist eine dreifache Ankunft Jesu Christi gemeint: Die erste Ankunft bei seiner Menschwerdung vor mehr als 2000 Jahren. Wir feiern an Weihnachten Christi Geburtstag. Aber noch mehr erwarten wir Christen seither seine Wiederkunft, die wir ja im Vaterunser mit ihm ins Gebet nehmen: „Dein Reich komme…“ – schon jetzt, auch in uns. Jesus will bei uns ankommen und in uns große werden. Darum beherzigen wir gleich in der ersten Strophe wie Johannes der Täufer den Aufruf des Propheten Jesaja: „Bereitet dem Herrn den Weg, ebnet ihm die Straßen!“ (Mt 3,3)

Der Advent ist eine Zeit der Begegnung von Mensch zu Mensch, die uns innerlich berühren wollen. Die Begegnung Marias mit dem Engel Gabriel. Ihre Freude mit Elisabeth – zwei Menschen guter Hoffnung. Die Begegnung mit dem Christkind in der Krippe und später mit ihm, dem Heiland der Welt. Wir alle brauchen menschliche Zuwendung. Gerade im Advent wollen wir das bedenken, weil es uns Menschen menschlicher macht. Ganz in diesem Sinne ruft Paulus im Römerbrief auf: „Darum nehmt einander an, wie auch Christus uns angenommen hat. Zur Ehre Gottes“ (Röm 15, 7).

Die Strophe zum 3. Advent lässt wieder die Stelle aus dem Philipperbrief des Paulus anklingen: „Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe“ (Phil 4,5). Menschliche Güte strahlt aus, wie ein „heller Schein“ weit in die „dunkle Welt“ hinein“. Es ist ein tiefes Wissen in jedem Menschen um das Gute. Und das schönste ist, gut sein und Gutes tun, tut uns selbst gut. So ist der Advent auch eine Zeit, die uns auf gute Gedanken bringen will.

Das Ende des Liedes lässt Weihnachten schon erahnen. Der Prophet Jesaja bringt die Sehnsucht des Volkes Israel nach Erlösung ins Wort: „Auf, werde licht, denn es kommt dein Licht und die Herrlichkeit des Herrn geht leuchtend auf über dir“ (Jes 60,1). Die 4. Strophe macht die Erwartung der Wiederkunft des Herrn deutlich und ermuntert uns, ihm mit brennenden Herzen entgegenzugehen: „Gott selber wird kommen, er zögert nicht. Auf, auf ihr Herzen werdet licht.“

Der Kehrvers am Ende jeder Strophe ist dem Philipperbrief entnommen: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe“ (Phil 4, 4). Ja, der Advent ist eine Zeit der Vorfreude. Wie wichtig die Freude ist, merken wir in der sog. Spaßgesellschaft allenthalben. Freude reicht tiefer und wirkt länger nach. Was macht mir Freude? Mit wem kann ich meine Freude teilen, damit es mehr Freude wird? Und vor allem: gelingt es mir, mich an der Freude anderer mitzufreuen? Wie wichtig diese christliche Hoffnungsfreude ist, spüren wir in diesem Advent wohl alle. Auch darum wollen wir uns für unseren christlichen Advent einsetzen und dann miteinander Weihnachten feiern!

 

Fürbitten
Guter Gott, im Advent schenkst Du uns eine heilige Zeit, die uns empfänglich machen will für ein Leben mit Dir.

„Machet den Herrn die Wege bereit.“ Es gibt so Vieles, was krumm und nicht gerade läuft. Zeige uns Menschen, wie wir mit unserem Leben geradlinig umgehen können.

„So nehmet euch eins um das andere an.“ Weil wir Menschen nur gemeinsam eine gute Zukunft haben, hilf uns aufeinander zu schauen.

„Nun traget der Güte hellen Schein, weit in die dunkle Welt hinein.“

Wir wissen nie, wieviel die Güte zum Guten bewegen kann. Lass uns als Menschen leben, die guten Mutes sind und guter Hoffnung.

„Gott selber wird kommen, er zögert nicht.“

Weil Du uns begegnen willst, mach´ uns offen für Dich, damit Du zu uns kommen kannst, ankommen in uns.

Guter Gott Advent heißt Ankunft. Damit laufen wir nicht ins Leere. Am Ende stehst immer Du. Und in Dir finden wir unsere Vollendung.

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