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Jesus will wirken!

Jesus will wirken!
Gedanken zum Fest Kreuzerhöhung 2022

Das Kreuz abhängen, geht eigentlich ganz einfach. Gewiss, es bleibt ein Nagel in der Wand. Und das Kreuz hinterlässt Spuren. Vor allem, wenn es schon lange da an der Wand gehangen hat. Na gut, dann muss eben geweißelt werden.

Eine Frage aber bleibt: Wohin nur mit dem Kreuz? Nicht, dass man es in den Straßengraben werfen würde, wie damals unser Heiliges Kreuz, nachdem man es aus seiner großen Kirche entfernt hatte. Aber man könnte es doch beim Pfarrer vorbeibringen. Der wird schon was damit anfangen können…

Und was dann? Dann verliert man das Kreuz zuerst aus den Augen, dann aus dem Sinn und schließlich auch aus dem Herzen. Was wurde damit gewonnen? Wenn das Kreuz abgehängt wird, was hängen wir denn an seiner Stelle auf?

Eines dürfte von vornherein klar sein: Wenn ich sein Kreuz abnehme, bleibt mein Kreuz ja noch übrig. Seien wir ehrlich: ein Kreuz ist mein Kreuz. So einfach abhängen geht da nicht. Ganz im Gegenteil: Erst wenn wir es annehmen, unser Kreuz, können wir lernen, gut damit umzugehen. Und genau dabei will sein Kreuz uns allen helfen. Vom Kreuz aus lässt uns Jesus wissen: „Dein Kreuz ist mein Kreuz. Ich helf‘ Dir tragen!“

Es geht alles darum, ob ich dieses Angebot annehme. Die einen hängen das Kreuz ab. Sie können offenbar gut darauf verzichten. Andere machen das Gegenteil. Sie lassen es sich einbrennen. Das Kreuz als Tattoo. Das geht nun nicht so einfach, das tut weh. Das geht unter die Haut und damit nicht mehr runter. Und auch das noch: alle können es sehen. Darum hab´ ich es auch entdeckt. Im Gottesdienst bei einem jungen Diakon in Armenien, einem Land, das vor etwas mehr als 100 Jahren einen wahren Völkermord an Christen durchstehen musste. Oder eben gestern in einem Augsburger Fitnessstudio bei einem jungen Trainer, der nicht aussieht wie ein Sängerknabe, aber dieses Branding hat. Ein Kreuz genau über der Halsschlagader, durch die Herzblut ins Hirn fließt.

Wir feiern Kreuzerhöhung. Nicht abhängen, aufhängen! Ja wir haben das Kreuz in unserer Kirche sogar erhöht, damit wir es besser sehen können. Und vor allem, damit er uns alle sieht. Und auf uns wirken kann. Denn das will er! Unser Herrgöttle stammt ja nicht von hier. Aber hierher wollte er kommen und bei uns bleiben. Etwas bewirken konnte er die ersten 160 Jahre allerdings noch nicht. Man hat das Kreuz abgeladen und aufgehängt. Dann bei der Kirchen- renovierung wieder abgehängt und auf dem Dachboden 39 Jahre zwischengelagert. Dort dann fast vergessen, bis ein Blitz in den Turm einschlug… Man hat es wieder aufgehängt. Aber gewirkt hat es damit immer noch nicht.

Ein Kreuz aufhängen und dann hängen lassen, reicht eben nicht. Wir müssen den Gekreuzigten schon annehmen. Pfarrer Antonius Ginther hat genau dies getan. Er hat sich des Kreuzes angenommen. Weil er die Kraft gespürt hat, die von diesem Gekreuzigten ausgeht. Der Sel. Marco d´Aviano hatte schon dreimal in Augsburg gepredigt: „Mein Jesus Barmherzigkeit“. Und Pfarrer Ginther hat die Botschaft mit nach Biberbach gebracht. Er wollte dazu bewegen, dass „die einfachen Leut´ mehr Glauben und Vertrauen auf den unendlich barmherzigen Gott zu setzen von ihm erlernet und öffentlich anfangen, dieses Kreuz mehrmals mit Andacht zu besuchen.“ Das haben sie dann auch getan…!

Lassen wir das Kreuz auf uns wirken und wir werden spüren, wie es wirkt: die Botschaft lässt sich an seinen beiden Balken unschwer ablesen. Da ist der Querbalken. Die horizontale Ausrichtung will uns Menschen miteinander verbinden. Niemand darf mit seinem Kreuz alleine bleiben. Wer mit seinem Leid allein bleibt, der trägt doppelt schwer daran. Geteiltes Leid dagegen ist halbes Leid. Wir alle wissen doch, wie gut es tut, wenn wir in schwierigen Situationen nicht allein gelassen werden. Auch Jesus haben Menschen entlang seines Kreuzweges gutgetan.

Und dann ist da noch der andere Balken: der hoffnungsvoll nach oben zeigt. Wie wichtig die Hoffnung für uns Menschen ist, wir wissen es alle. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt man. Menschlich gesehen mag das stimmen. Göttlich gesehen stimmt es nicht!

Wenn wir das Kreuz ins rechte Licht rücken und von Ostern her betrachten, dann stirbt die Hoffnung nie. Im Gegenteil: unsere Hoffnung wird erfüllt! Es mag menschlich gesehen aussichtslose Fälle geben. Heillos bleiben sie bei Gott am Ende aber nie. Wie viele Menschen halten sich darum am Kreuz fest, geben es nicht mehr aus der Hand, lassen nicht los davon, bis sie ganz erlöst sind.

Ich weiß nicht, wer von uns mit einem Kreuz tätowiert ist. Aber eines sollten wir nie vergessen: wir alle sind Gezeichnete. Seit wir damals im Zeichen des Kreuzes getauft wurden hinein in den Tod und in die Auferstehung Jesu Christi. „Jesus lebt, mit ihm auch ich!“ Das ist das Lebensmotto von uns Christen.

Jesus will wirken und das vom Kreuz aus. „Wenn ich erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen.“ Dafür steht unser Herrgöttle in Biberbach. Gut sichtbar -erhöht. Damit wir ihn besser sehen. Aber vor allem, damit er uns sieht, wenn wir zu ihm aufschauen. Damit alle seine offenen Arme spüren und sich umarmen lassen. Dazu gehören ja immer zwei… Und damit seine weit offenen Ohren all die Anliegen gut hören, die ihm oft genug in aller Stille anvertraut werden.

Unser Liab´s Herrgöttle hat in den vergangenen 340 Jahren ungezählte Menschen angezogen. Und was sie nicht alles mitgebracht haben an Anliegen, Nöten und Sorgen… aber voll Vertrauen! Die Votivtafeln erzählen davon bis heute: „Mein Glaube hat mir geholfen!“ Das ist nicht von gestern. Das Herrgöttle wirkt auch heute. Wenn wir ihn wirken lassen. Amen.

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