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Warten können – eine Kunst!

Warten können – eine Kunst!
Gedanken zum 1. Advent

Warten können ist eine Kunst, die nicht jeder kann. Ich weiß nicht, ob Sie gut warten können? Das hängt ja vor allem davon ab, worauf wir warten. Und warum man uns warten lässt…

Wartezeiten kennen wir wohl alle: am Bahnsteig, der Zug hat Verspätung. In den Warteschleifen der Callcenter oder angesichts der Wartezeiten bei so manchen Fachärzten.

Und es wird besonders unangenehm, wenn man warten muss, aber nicht mehr warten kann, weil man den Anschlusszug verpasst oder mit der Behandlung längst begonnen werden müsste. Das ist ein unangenehmes Warten, das wir uns nun wirklich nicht wünschen. Und manchmal wird unser Geduldsfaden auf eine wahre Zerreißprobe gestellt.

Wir beginnen den Advent. Eines ist der Advent ganz bestimmt: eine Wartezeit. Aber eine Wartezeit der ganz besonderen Art! Warten ist nicht gleich Warten. Denn im Advent geht es nicht darum, dass wir abwarten und zuwarten.

Wir alle haben doch schon als Kinder gelernt: Advent steckt voller Erwartung. In diesem Jahr sind es genau drei Wochen. Für Kinder eine frohe Botschaft. Nicht so lange warten müssen…!

Und worauf warten wir im Advent? Alle werden sagen: „Natürlich auf Weihnachten!“ Dieses Fest der Familie und hoffentlich auch der Freude und des Friedens…. Auf das wir uns alle Jahre wieder freuen, weil wir mit Menschen feiern, die uns am Herzen liegen. Weil es Geschenke gibt, die wirklich Freude machen und spüren lassen: „Ich mag dich!“ Hoffentlich ist es auch das Kind in der Krippe, auf das wir uns freuen, weil es uns anschaut und Mut machen möchte, selbst Kind Gottes zu bleiben.

Aber eigentlich geht es um so viel mehr!

Das heutige Evangelium ist ein idealer Auftakt zum Advent. Weil wir gesagt bekommen, um welches Warten es überhaupt geht: Um ein aufmerksames, ein hellwaches Warten.

Menschen, die lange warten müssen, können ja mit der Zeit müde vom Warten werden und am Ende gar nichts mehr erwarten. Vor dem „Einschlafen“ werden wir darum auch ausdrücklich gewarnt. Ein echter Weckruf!

Aber wir erfahren auch, worauf wir warten. Nein, wir erwarten nicht mehr Christi Geburt, im Jahre 2023 nach Christi Geburt. Gewiss, wir begehen alle Jahre wieder seinen Geburtstag. Und das aus gutem Grund. „Wie schön, dass Du geboren bist, wir hätten Dich sonst so vermisst.“ Seien wir gottfroh, dass wir nach Christi Geburt leben. Und nicht mehr davor.

Aber die eigentliche Größe des Advents, unseres Advents liegt in einer ganz anderen Erwartung: dass der Herr wiederkommt.

Das Bild vom Herrn, der auf Reisen ging, passt wunderbar zu unserem Herrn Jesus Christus. Er ist heimgekehrt zum Vater. Aber er lässt uns nicht allein gelassen. Er ist bei uns im Heiligen Geist und in den heiligen Zeichen der Sakramente und immer dann, wenn zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind.

Vor allem aber hat er verheißen, dass er wieder kommen wird. Wann das sein wird? Wir wissen es nicht. „Niemand kennt den Tag noch die Stunde…“ Auch das haben wir von ihm gesagt bekommen. Nur dass er kommt, das sollten wir nie vergessen. Und darum beten wir ja auch: „Dein Reich komme!“ Und darum sprechen wir nach jeder Wandlung in der Heiligen Messe: „Deinen Tod verkünden und Deine Auferstehung preisen wir, bis Du kommst in Herrlichkeit.“ Wieviel sehnsuchts-volle Erwartung steckt in diesem Gebetsruf!

„Advent“ heißt „Ankunft“. Im doppelten Sinn: Wir erinnern uns dankbar an sein erstes Kommen damals als kleines Kind in der nackten Wiege der Menschheit in Betlehem. Und wir heute? Wir erwarten heute sein zweites Kommen, seine Wiederkunft am Ende unserer Tage, am Ende der Welt. Um zu vollenden.

Der Advent mit seinen Bräuchen will uns dabei helfen. Von Sonntag zu Sonntag ein wenig mehr Licht. Das Licht einer Kerze haben wir heute angezündet. Es leuchte uns ein! Die Zeit des Advents eine Zeit des Fastens. Ein Mittel, um innerlich wach zu bleiben. Und da ist die sehnsuchtsvolle Bitte, die schon die frühen Christen inständig gebetet haben: „Komm, Herr Jesus, maranatha!“

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